Ex-Kölner mit Karrieresprung Ismail Jakobs - mit dem Favoritenteam zum Afrika-Cup
Titelverteidiger Senegal reist als Topfavorit zum Afrika-Cup in die Elfenbeinküste - mit einem alten Bekannten aus der Bundesliga in der Stammelf.
Nicht jeder Fußballer kann tanzen. Das ist bekannt. Umso erleichterter war Ismail Jakobs, als er im September 2022 das Aufnahmeritual in Senegals Nationalmannschaft überstanden hatte. "Ich hab's irgendwie hinter mich gebracht. Da muss man als Profi dann halt mal durch", erinnert sich der 24-Jährige mit leicht gequältem Gesichtsausdruck an seine Einlage vor Sadio Mané und Co.
Ismail Jakobs - die meisten deutschen Fans erinnern sich an den schnellen Linksfuß im Trikot des 1. FC Köln. In der Saison 2020/21 war das, gemeinsam mit Noah Katterbach war er damals aus der Jugend des FC ins Profiteam gestürmt. In jenem schwierigen Jahr unter Coach Markus Gisdol war er einer der wenigen Lichtblicke beim FC. Und geriet bei Deutschlands Nationalelf in den Blickpunkt - mit Jakobs auf der linken Außenbahn gewann die deutsche U21 den EM-Titel 2021.
2020/21: Bundesliga in Köln
Von Köln nach Monaco - "nächster Schritt"
Und dann? Ja, dann war Jakobs plötzlich weg. Auf einmal verschwunden von Deutschlands Fußball-Landkarte. Was war passiert? "Ich wollte einen nächsten Schritt gehen", erklärt Jakobs, der heute zum Stammpersonal des französischen Erstligisten AS Monaco gehört. Es gab damals Angebote aus der deutschen Bundesliga, auch international war Jakobs gefragt.
Er entschied sich für Monaco. "Mich hat der Verein und die Stadt schon immer fasziniert. Ich wollte ein Abenteuer angehen. Eine neue Stadt, eine neue Kultur kennenlernen", erklärt er.
Horizont erweitern, erwachsen werden
Vieles ging um Erweiterung des Horizonts. Erwachsen werden. Jakobs, Sohn eines Senegalesen und einer Deutschen, wollte nach behüteter Kindheit im überschaubaren Kölner Umland sportlich und persönlich weiterkommen. Französisch musste gelernt werden, er musste sich im neuen Team und unter neuen Kollegen zurechtfinden.
"Das erste Jahr war nicht leicht. Das Niveau in der französischen Liga wird leicht unterschätzt. Die individuellen Fähigkeiten der Spieler sind enorm", sagt er ganz offen. Die Konkurrenz auf seiner Position, der brasilianische Nationalspieler Caio Henrique, war stark. 2021/22 wurde Jakobs meist erst später eingewechselt.
Nationalspieler seit Sommer 2022
"Es hat mich weitergebracht. Ich habe mich durchgebissen in Monaco", sagt er nicht ohne Stolz. Mittlerweile ist er Stammspieler in Monaco und nicht nur das: Seit Spätsommer 2022 ist er auch Nationalspieler des Senegal - dem Geburtsland seines Vaters. Er hätte auch weiter für Deutschland spielen können, entschied sich aber anders. Entscheidend: ein Anruf des senegalesischen Nationaltrainers, der Jakobs schon länger auf dem Schirm hatte. "Aliou Cissé rief mich im August 2022 abends an und machte mir die Sache schmackhaft. Am nächsten Tag hab ich ihm nach Absprache mit meiner Familie und meinem Berater zugesagt", erzählt Jakobs.
Es kam wenig später zu besagtem Tanz vor dem Team. Kurz darauf aber auch zum Wesentlichen: dem ersten Einsatz für die "Löwen von Teranga". Im September 2022 debütierte Jakobs für Senegal im Freundschaftsspiel gegen Bolivien (2:0) im französischen Orleans. Seither ist er mittendrin im Starensemble des Senegal, der als Topfavorit nun in die Elfenbeinküste reist, um dort seinen Titel als Afrikameister zu verteidigen.
Ismail Jakobs - durchgesetzt in Monaco
Senegal - "Qualität ist enorm"
"Die individuelle Qualität im Team ist enorm", sagt Jakobs, der vor allem von Trainer Cissé beeindruckt ist. "Er lebt mit seiner Disziplin, und seinem Engagement die Ziele des Teams super vor. Er ist ein Klasse-Motivator", findet Jakobs, der sich auf der linken Außenbahn des Teams rasch einen Stammplatz erkämpft hat. Es ist eine Mannschaft voller Stars, die allesamt ihre Erfahrungen in europäischen Topligen gesammelt haben.
Das Selbstvertrauen des Teams um die erfahrenen Mané, Kalidou Koulibaly, Cheikhou Koyaté und Keeper Edouard Mendy ist schier grenzenlos. "Es gibt für die Mannschaft beim Afrika-Cup nur ein einziges Ziel. Das ist der Titel", hat Jakobs beobachtet. Eine Vorgabe, die auch der Trainer ohne Kompromisse mitträgt. "Cissé sagt ganz klar: 2024 soll der Afrika-Titel her und 2026 will er Weltmeister werden", berichtet Jakobs.
Titelgewinn - etwas anderes zählt nicht
Er selbst hält das auch für möglich. Auch, weil die Verhältnisse im Team und drumherum aus seiner Sicht total professionell gehandhabt werden. Im Senegal kenne man die Organisationsprobleme nicht, die beispielsweise Nationalmannschaften wie Kamerun, Nigeria oder Togo in der Vergangenheit beeinträchtigt haben. "Bei uns läuft alles absolut perfekt organisiert ab", sagt Jakobs. "Die Spieler reisen mit den besten Airlines, die Trainingslager sind top, es gibt keine Schwierigkeiten mit der Bezahlung."
Und der Titel - das ist klar - muss auch deshalb schon her, um die riesige Fangemeinde für ihre Treue zu belohnen. "Ich war ja von Köln schon begeisterungsfähige Fans gewöhnt. Aber rund um die Nationalmannschaft hier - das ist noch einmal ganz etwas anderes", berichtet Jakobs.
Fans auf der ganzen Welt
"Egal, wo ich mit meinem Klub spiele. Seit ich Nationalspieler des Senegal bin, treffe ich immer und überall auf mindestens eine kleine Gruppe senegalesischer Fans, die mich supporten. Und wenn wir mit der Nationalmannschaft unterwegs sind, bricht vor Begeisterung sowieso fast alles zusammen."
Das wird auch in der Elfenbeinküste nicht anders sein. Abidjan und die anderen Austragungsorte des Afrika-Cups können sich schon einmal auf eine wahre Fan-Invasion aus dem nicht weit entfernten Senegal einstellen. Jakobs und Kollegen werden sich bei ihrem Weg zur Titelverteidigung auf enthusiastischen Support von den Rängen verlassen können.