Fußball-Bundesliga DFL spendet Fernsehgeld aus Russland, einige Klubs dagegen
Ein russischer Fernsehsender darf weiter die Spiele der Bundesliga zeigen. Die Deutsche Fußball Liga kassiert dafür Geld, spendet es aber. Einige Klubs hätten es lieber als Einnahme verbucht.
In mehr als 200 Ländern ist es möglich, Bundesligafußball bei Anbietern zu schauen, die dafür Lizenzrechte erwarben. Auch Russland gehört dazu. Der Sender "Match TV" zeigt alle Spiele aus dem Bereich der Deutschen Fußball Liga (DFL), also die der Bundesliga und der 2. Liga.
Anders als die Premier League in England und die Ligue 1 in Frankreich, die dem russischen Medienpartner die Rechte schon kurz nach Beginn russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine im Februar 2022 entzogen, entschied sich die DFL dafür, dass "Match TV" weiter übertragen darf.
Zensur bei Topspiel
Der Sender gehört zur "Gazprom Media Holding", deren Direktor Alexej Miller ist, ein enger Vertrauter des russischen Präsidenten Waldimir Putin.
Im April 2022 brach "Match TV" die Übertragung des Spiels zwischen Borussia Dortmund und RB Leipzig ab, weil sich der Kreml an Friedensbotschaften und Kritik an Russland als Aggressor stieß. Außerdem war häufiger das in den ukrainischen Landesfarben gestaltete Logo der DFL ausgeblendet oder verändert worden.
Die DFL entschied, den Medienpartner trotzdem zu behalten, damit die Bevölkerung in Russland die gegen Putins Regime gerichteten Botschaften sehen könne. Deshalb verlangte der Dachverband von "Match TV", dass das Signal künftig unzensiert ausgestrahlt werden müsse. Ob dies seitdem, wie gefordert, passierte, war Teil eines Fragenkataloges den das WDR-Magazin "Sport inside" der DFL zusandte, um den aktuellen Stand der Geschäftsbeziehungen zu erfahren.
Acht Klubs für Ende der Spendenpraxis
Der Verband antwortete nicht. Sport inside liegt jedoch das Protokoll der DFL-Mitgliederversammlung vom 3. März 2023 vor, aus dem einige Informationen hervorgehen. Demnach wurde auf Wunsch des Präsidiums ein "Meinungsbild" eingeholt, um zu wissen, ob die Einnahmen aus Russland - wie bereits im Februar 2022 beschlossen - weiter an gemeinnützige Organisationen gespendet oder wieder an die Klubs nach dem gültigen Verteilungsschlüssel ausgezahlt werden sollen.
Acht Vereine stimmten laut dem zur Genehmigung stehenden Protokoll dafür, dass das Geld wieder auf die Konten der Klubs geht. Welche Klubs das waren, ist nicht aufgeführt und nicht bekannt. Zwei Vereine enthielten sich der Stimme, 26 stimmten dafür, weiter zu spenden. Ein Votum gegen die Spendenpraxis wäre nicht bindend für das Präsidium der DFL gewesen, das über eine Frage der Mittelverwendung zu entscheiden hat.
Mindestens vier Millionen aus Vertrag mit russischem Sender gespendet
Über die bis März geleisteten Spenden gibt das Protokoll detailliert Auskunft. So heißt es: "In Summe hat der DFL e.V. bisher Erlöse aus dem Vertrag mit Match-TV in Höhe von EUR 3 Mio. gespendet. Mit Blick auf die 3. Rate in Höhe von EUR 1 Mio. aus dem Vertrag mit Match-TV hat das Präsidium im Februar 2023 folgende Verwendung beschlossen: EUR 500.000 werden weiterhin für die Ukraine-Hilfe an die bisherigen Organisationen DRK, Caritas, Aktion Deutschland Hilft und SOS-Kinderdörfer gespendet. EUR 50.000 gehen für die Türkei-Hilfe über den DFB in einen gemeinsamen Fonds der UEFA. Der DFB wird den gleichen Betrag leisten. Die verbleibenden EUR 450.000 werden ebenfalls für die Türkei-Hilfe an die oben genannten Organisationen DRK, Caritas, Aktion Deutschland Hilft und SOS-Kinderdörfer gespendet."
Seltene Friedenszeichen
Wie "Bundesliga International", eine Tochterfirma der DFL, auf der Homepage mitteilt, sind die Rechte an "Match TV" analog zu den nationalen Medienrechten noch bis zum Ende der Saison 2024/25 vergeben. Die Ausschreibung für die Vergabe in der nächsten Rechteperiode dürfte noch in diesem Jahr beginnen. Friedensbotschaften, wie das mit Kreide gestaltete Peace-Zeichen im Mittelkreis, sind inzwischen selten geworden.