EM-Qualifikation DFB-Frauen überzeugen vor Olympia, verlieren aber Oberdorf
Im letzten Spiel vor Olympia haben die deutschen Fußballerinnen überzeugt. Gegen Österreich gab es am Dienstag (16.07.2024) zum Abschluss der EM-Qualifikation einen 4:0-Sieg und damit den Gruppensieg.
Allerdings muss dieser Erfolg teuer bezahlt werden. Denn Lena Oberdorf musste nach gut 70 Minuten wegen einer Knieverletzung ausgewechselt werden. Eine Kernspintomographie am Mittwoch in München ergab eine Kreuz- und Innenbandverletzung im rechten Knie. Oberdorf wird den DFB-Frauen somit bei den Olympischen Sommerspielen in Frankreich (25. Juli bis 10. August) fehlen.
Oberdorf humpelte gestützt auf zwei Schultern in die Kabine. "Sie hat vor Schmerzen geschrien. Sie meinte, es hat Knack gemacht, aber das heißt natürlich nicht immer was", sagte Kathrin Hendrich über ihre Mannschaftskollegin.
"Gerade, wenn es am Knie ist, gibt es keine positiven Nachrichten", hatte Giulia Gwinn nach der Partie gesagt. Sie selbst hat leidvolle Erfahrung mit Kreuzbandrissen: "Es wäre ein herber Verlust für uns auf und neben dem Platz."
Lena Oberdorf liegt verletzt auf dem Rasen
Minge könnte nachrücken
"Wir sind schon in der Lage zu reagieren. Wir können uns freuen, dass wir die Positionen doppelt und dreifach besetzen können. Zwar ist es nicht immer derselbe Standard, das gebe ich zu, aber ich bin da sehr zufrieden mit", sagte Bundestrainer Horst Hrubesch.
Hrubesch sieht die DFB-Frauen gewappnet: "Alexandra Popp kann auch auf die Sechs gehen. Das haben wir auch schon hinter uns", sagte er. Bei der Berufung des 18er-Kaders habe er auch bewusst darauf geachtet, welche vier Ersatzspielerinnen er nominiert.
Janina Minge vom VfL Wolfsburg ist eine der Olympia-Reservistinnen und könnte nach dem Aus von Oberdorf nachrücken.
Olympisches Turnier beginnt am Donnerstag
Das olympische Turnier beginnt für die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) schon einen Tag vor der Eröffnungsfeier der Sommerspiele in Paris mit einer Partie gegen Australien am Donnerstag (25.07.2024). Die weiteren Gruppengegner sind die USA und Sambia.
Für die Europameisterschaft, die 2025 in der Schweiz ausgetragen wird, ist Deutschland bereits zuvor qualifiziert gewesen. Die Österreicherinnen - auch das war bereits vor dem Anstoß klar - werden in den Playoffs um die Teilnahme spielen müssen.
Bühl mit erstem Treffer, große Kulisse
Klara Bühl brachte die deutsche Mannschaft am Dienstag vor großer Kulisse von knapp 44.000 Zuschauern in Hannover in Führung (11. Minute). Jule Brand, die den ersten Treffer vorbereitet hatte, erhöhte auf 2:0 (39.). Nach der Pause erzielte Stürmerin Lea Schüller mit ihrem sechsten Tor in der EM-Qualifikation das 3:0 (53.), bevor Bühl in der Nachspielzeit für den Endstand sorgte.
"Wir waren von Anfang an da, das war unheimlich wichtig für uns als Team, das gibt uns Selbstvertrauen. So müssen wir in die nächsten Spiele gehen", sagte Bühl im Interview mit der Sportschau.
Popp und Hegering fehlen
Vier Tage nach dem enttäuschenden 0:3 auf Island hatte Trainer Horst Hrubesch, der seinen Job nach Olympia aufgeben wird, die Mannschaft auf fünf Positionen verändert. So war etwa Oberdorf nach abgesessener Gelbsperre wieder im zentralen Mittelfeld dabei. Dafür fehlten Kapitänin Alexandra Popp und Marina Hegering wegen ihrer Verletzungen.
Im Gegensatz zum Spiel in Reykjavik stand die Defensive der deutschen Elf am Dienstag weitestgehend sicher. Torhüterin Ann-Katrin Berger, die sich mit Merle Frohms einen interessanten Kampf um die Nummer eins liefert, spielte fehlerfrei.
Torhüterin Berger mit zwei Assists
Nach vorne ging in der ersten Halbzeit nicht ganz so viel, dennoch sprangen zwei Tore heraus. Beim ersten wäre Schüller beinahe schon an die Flanke von Brand gekommen, doch eine österreichische Verteidigerin klärte, allerdings genau vor die Füße von Bühl, die aus sieben Metern einschoss. Dem zweiten Treffer nach einem Solo von Brand mit erfolgreichem Abschluss in die linke Ecke aus halbrechter Position ging eine Vorlage von Torhüterin Berger voraus.
Viele Chancen nach der Pause, nur Schüller trifft
In der zweiten Halbzeit lief das Offensivspiel bei der deutschen Mannschaft deutlich besser. Allerdings mangelte es häufig an der Präzision im Abschluss. So blieb es lange bei dem Tor von Schüller, die den Ball nach glänzender Vorarbeit der eingewechselten Elisa Senß über die Linie drückte. Bühl traf dann aber nochmal in der Nachspielzeit - die Vorarbeit hatte wieder Torhüterin Berger geleistet.
Hätte es eine Torlinientechnologie oder den Einsatz eines Videoassistenten gegeben, wäre schon ein paar Minuten vorher bei der deutschen Mannschaft gebjubelt worden. Doch Schiedsrichterin Shona Shukrula aus den Niederlanden übersah, dass der Ball klar die Torlinie überschritten hatte, wie die Fernsehbilder beweisen.
"Wir hätten es eigentlich noch deutlicher gestalten können", sagte Hrubesch, der sich besonders über die Kulisse freute und darüber, "dass wir ein ganz anderes Gesicht als auf Island gezeigt haben, das wollte ich sehen".
Leupolz und Huth verabschiedet
Vor der Partie verabschiedete der DFB die langjährigen Nationalspielerinnen Melanie Leupolz und Svenja Huth. Verbandspräsident Bernd Neuendorf überreichte gemeinsam mit Sabine Mammitzsch, Vize-Präsidentin für Frauen- und Mädchenfußball, und Sportdirektorin Nia Künzer Blumen an die Olympiasiegerinnen von 2016. Mittelfeldspielerin Leupolz (30) war zwischen 2013 und 2023 auf 79 Spiele und 13 Tore für die DFB-Auswahl gekommen. Offensivspielerin Huth (33) stand von 2011 bis 2024 in insgesamt 88 Spielen für die DFB-Frauen auf dem Platz und schoss 14 Tore. Beide feierten im Nationaltrikot neben dem Olympiasieg auch 2013 den EM-Titel.
Zudem wurde Bundestrainer Horst Hrubesch und seinen Assistenten Thomas Nörenberg und Britta Carlson beim letzten Länderspiel auf deutschem Boden mit eigenen Bandenanimationen gedankt.