EM-Qualifikation Deutsche Frauen vermasseln Olympia-Test
Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft unterliegt im EM-Qualifikationsspiel in Island. Die Leistung war alles andere als olympiareif.
Es ging um nichts mehr in diesem EM-Qualifikationsspiel, weil die deutsche Frauen-Nationalmannschaft bereits für das Turnier in der Schweiz qualifiziert ist. Die Pflichtpartie gegen Island sollte deshalb als erster und ernster Test für die Olympischen Spiele in Paris genutzt werden.
Das 0:3 (0:1) bei den Nordländerinnen am Freitag (12.07.2024) im Stadion Laugardalsvöllur in Reykjavík dürfte bei allen Beteiligten rund um Trainer Horst Hrubesch allerdings nicht viel mehr als Frust und sehr viel Arbeit hinterlassen haben. Es war die höchste Niederlage der DFB-Frauen seit mehr als sechs Jahren. Der Auftritt war in nahezu allen Belangen verbesserungsfähig.
Hrubesch: "Einfach schlecht"
"Man hat gesehen, dass vorher Urlaub war. Jetzt wieder den Anfang zu kriegen, war schwierig", sagte Hrubesch. "Aber eines ist auch klar: Wir müssen von Anfang an diese Zweikämpfe annehmen und das, was wir gespielt haben, war einfach schlecht." Die Niederlage sei auch in dieser Höhe verdient.
"Man hat auch gesehen, dass wir bei allen drei Toren selber mitgeholfen haben", kritisierte Hrubesch nach der Lehrstunde noch. "Nach vorn haben wir oft viele, viele falsche Entscheidungen getroffen."
Am kommenden Dienstag (19 Uhr, live im Ersten und im Stream bei sportschau.de) steht dann das letzte Quali-Spiel gegen Österreich an, in dem die deutsche Mannschaft ein anderes, besseres Gesicht zeigen kann und auch sollte.
Starker Beginn der Gastgeberinnen
Die Isländerinnen sorgten direkt zu Beginn für eine Schrecksekunde in der deutschen Abwehr. Auf der linken Seite setzte sich Alexandra Jónsdóttir im Laufduell gegen Sara Doorsun durch und verzog nur knapp aus kurzer Distanz.
Auch in der Folge wirkten die Isländerinnen wacher, aggressiver. Allerdings schaffte es die deutsche Elf zumindest, weitere Tormöglichkeiten zu verhindern. Es dauerte gut zehn Minuten, ehe das Team von Bundestrainer Horst Hrubesch eigene Offensivaktionen entwickeln konnte. Echte Torgefahr entstand aber nicht.
Nur offensive Ansätze
Und die Anfälligkeit bei Konterangriffen blieb auch in dieser Partie bestehen. Erst konnte die deutsche Abwehr noch einen Angriff zur Ecke abwehren. Nach der Hereingabe verwandelte Islands Innenverteidigerin Ingibjörg Sigurðardóttir aus sieben Metern ins verwaiste Tor zum 1:0 (14. Minute). Die deutsche Torhüterin Merle Frohms sah dabei alles andere als gut aus.
Danach ließen sich die Isländerinnen etwas tiefer in die eigene Hälfte fallen, die deutsche Mannschaft hatte mehr Ballbesitz. Bis auf ein paar offensive Ansätze sprang aber nichts für die deutschen Frauen heraus.
Das deutsche Spiel wirkte langsam, behäbig, unkonzentriert. Die Kontrahentinnen aus Island bekamen immer noch einen Fuß oder ein Bein dazwischen - oder die deutschen Spielerinnen standen in aussichtsreicher Position im Abseits, wie etwa Lea Schüller.
Kopfschütteln bei Trainer Hrubesch
Auch zu Beginn der zweiten Hälfte änderte sich das Bild nicht. Trainer Hrubesch stand kopfschüttelnd neben dem Feld und konnte nicht so recht glauben, was sein Team ablieferte. Offenbar hatte der 73-Jährige schon eine böse Vorahnung. Und prompt fiel der zweite Gegentreffer.
Nach einem Rückpass von Kathrin Hendrich eilte Torhüterin Frohms an der Grundlinie fast aus ihrem Strafraum, kam dabei aber nicht an den Ball. Die Isländerinnen fingen den Ball ab, reagierten schnell, Jóhannsdóttir zog von der Strafraumgrenze ab und verwandelte zum 2:0 (52.).
Der Wille war dem deutschen Team in den folgenden Minuten nicht abzusprechen, allerdings hakte es an allen Ecken und Enden. Vor allem vor dem gegnerischen Tor fehlte die nötige Durchschlagskraft.
Nächster grober Fehler der DFB-Elf
Und der nächste grobe Fehler in der deutschen Abwehr folgte. Dieses Mal versagten Doorsun die Nerven. Nach einem flachen Anspiel von Torhüterin Frohms passte die Verteidigerin an der Strafraumgrenze quer - und genau in den Fuß von Sveindís Jónsdóttir.
Die Offensivspielerin hatte keine Mühe, den dritten Treffer (83.) der Isländerinnen zu erzielen - und damit auch den in dieser Höhe verdienten Endstand.