Final Four der Nations League Wunschlos für Hrubesch - DFB-Frauen gegen Frankreich
Vielleicht wusste die bei der UEFA für den Frauenfußball zuständige Nadine Keßler schon, warum sie Janni Arnth Jensen im schweizerischen Nyon mit einer herzlichen Umarmung begrüßte. Die ihr aus aktiven Zeiten noch gut bekannte dänische Ex-Nationalspielerin sollte nämlich kurz darauf den deutschen Fußballerinnen ein vorweihnachtliches Präsent bereiten.
Bei der Auslosung des Final Four der neu erschaffenen Nations League erhielten die DFB-Frauen mit Frankreich im Halbfinale am 23. Februar nächsten Jahres ihr Wunschlos, weil damit eine Doppelchance auf die zwei noch freien Startplätze zu den Olympischen Sommerspielen 2024 besteht. Interimstrainer Horst Hrubesch hatte auf den bereits qualifizierten Olympia-Gastgeber gehofft, wenn der erste Gewinner der Nations League der Frauen ermittelt wird.
"Wir freuen uns sehr über das Los. Frankreich ist eine gestandene und gewachsene Mannschaft, die uns viel abverlangen wird. Wir werden alles reinwerfen müssen. Dass wir das können, haben wir zuletzt gegen Dänemark bewiesen. Wir werden nicht als Favorit in das Final Four gehen", sagte der 72-Jährige.
Interimstrainer Hrubesch ist sehr zufrieden
Mit einem Sieg in Frankreich wären die DFB-Frauen sicher das erste Mal nach dem Gewinn der Goldmedaille 2016 in Rio de Janeiro wieder beim Olympischen Fußballturnier dabei. Bei einer Niederlage gäbe es eine zweite Chance im Spiel um Platz drei. Das zweite Halbfinale bestreiten Weltmeister Spanien und die Niederlande, die auf der Zielgeraden am letzten Spieltag noch Europameister England abgefangen hatten.
Einziger Wermutstropfen: Auch im Finale oder im Spiel um den dritten Platz (jeweils am 28. Februar 2024) muss Deutschland auswärts antreten. Für Hrubesch ist klar: "Wir haben zwei Spiele, wir wollen beide gewinnen. Dafür muss jede und jeder einzelne alles geben, damit wir gemeinsam den nächsten Schritt gehen können."
Gut möglich, dass das Halbfinale gegen Frankreich in Lyon gespielt wird, wo am 23. März auch das Freundschaftsspiel der Männer-Nationalteams ausgetragen wird. In der Heimstätte von Olympique Lyon hatten auch die Finalspiele der Frauen-WM 2019 stattgefunden.
Das neue Wettbewerbsformat, in dem sich die DFB-Auswahl am letzten Spieltag trotz einer Nullnummer in Wales durch die Schützenhilfe von Island den ersten Platz vor Dänemark sicherte, hat auf Anhieb großen Anklang gefunden. "Die durchschnittliche Zuschauerzahl in den Stadien hat sich im Vergleich zur letzten Qualifikationsrunde mehr als verdoppelt", sagte Keßler, "und mit insgesamt mehr als 680.000 Zuschauern in dieser Phase sind wir auf dem besten Weg, bis zum Ende der EM-Qualifikation die Marke von einer Million Zuschauern zu knacken."
European Qualifiers starten im April 2024
Diesen Weg setzt die UEFA fort, wenn bereits im April die European Qualifiers in genau demselben Modus starten. Die Teams werden auf Grundlage der Nations League in vier Leistungsstufen unterteilt. Deutschland spielt erneut in Kategorie A, muss dort dann Erster oder Zweiter werden, um direkt das Ticket zur EM 2025 in der Schweiz zu lösen. Insofern sind beim Startschuss der EM-Qualifikation im Frühjahr 2024 keine Experimente mehr möglich.
Vor diesem Hintergrund muss der Deutsche Fußball-Bund (DFB) einen Plan B bei der Besetzung des Trainerpostens in der Tasche haben, sofern Hrubesch bei einem geplatzten Olympia-Traum aufhören sollte. Nachdem sich aus der Bundesliga die Kandidaten Stephan Lerch (TSG Hoffenheim) und Tommy Stroot (VfL Wolfsburg) wegen ihrer laufenden Verträge nur zurückhaltend äußerten, könnte es um Kandidaten mit mehr Erfahrung zu gehen, die leichter verfügbar wären.
Colin Bell und Jill Ellis sind Kandidaten
So schaute sich Colin Bell, aktuell Nationaltrainer Südkoreas, am Sonntag die Partie Eintracht Frankfurt gegen TSG Hoffenheim (3:1) an. Der ehemalige Bundesliga-Trainer wäre für den Job als Bundestrainer sofort zu begeistern, weil der 62-jährige Deutsch-Engländer fest vom Potenzial der deutschen Spielerinnen überzeugt ist.
Es soll aber auch Gedankenspiele mit Jill Ellis geben. Die zweimalige Weltmeistertrainerin der USA leitet die Technische Studiengruppe der FIFA. Die 57-Jährige wäre keine bequeme und sicher auch keine ganz billige Lösung. Das alles aber ist ohnehin erst Thema, wenn die künftig für solche Personalfragen verantwortliche Nia Künzer als Sportdirektorin im neuen Jahr vorgestellt wird.