Chaos bei der Einlasskontrolle beim Finale der Copa America in Miami

Zwei Jahre vor Fußball-WM Finale der Copa America - Einlass-Chaos in Miami

Stand: 17.07.2024 07:25 Uhr

Chaotische Szenen spielten sich beim Einlass zum Endspiel der Copa America in Miami ab. Zuschauer wurden verletzt und mussten behandelt werden.

Als Lionel Messi auf das Siegerpodest kletterte und im Konfettiregen von Miami sein strahlendes Lachen wiederfand, war das ganze Chaos rund um dieses Copa-America-Finale für einen Moment vergessen.

"Campeones, Campeones" schallte es durch das Hard Rock Stadium - ehe bei den Behörden die Aufarbeitung eines alarmierenden Abends begann.

Denn ein Einlass-Drama mit Tränen, Panik und Tumulten schürte zwei Jahre vor der WM 2026 in den USA, Mexiko und Kanada große Sorgen bei den Verantwortlichen. "Um es klar zu sagen: Diese Situation hätte niemals passieren dürfen und darf sich nicht wiederholen", zitiert der Fernsehsender "CNN" aus einer gemeinsamen Stellungnahme der Bürgermeisterin von Miami-Dade County, Daniella Levine Cava, und des Leiters der Abteilung für öffentliche Sicherheit, James Reyes. Eine Untersuchung wurde angeordnet. Klar ist: Die Sicherheitsmängel werden die Behörden noch beschäftigen.

Fans versuchen mit allen Mitteln ins Stadion zu kommen

Was war passiert? Nach Angaben eines Stadionsprechers hätten "Tausende von Fans ohne Eintrittskarten" versucht, "gewaltsam ins Stadion zu gelangen". Nach Informationen des "Spiegel" kam es zu langen Schlangen vor den Eingängen, weil die Sicherheitskräfte angesichts möglicherweise gefälschter Tickets und der Versuche einzelner Fans, ohne Karte ins Stadion zu kommen, die Zugänge künstlich verkleinerten. Polizisten sollen auch Zuschauer geschlagen haben.

Da die Fans aber von hinten drängten - auch aus Angst, den Anpfiff zu verpassen, war im Gedränge hinter den Absperrungen bei Temperaturen um die 30 Grad teilweise Panik ausgebrochen. Einige Menschen mussten medizinisch versorgt werden. Bilder im Internet zeigten auch Kinder in teilweise bedrohlichen Situationen.

Anpfiff mit 82 Minuten Verspätung

Den Beamten gelang es zwischenzeitlich, die Menschenmengen hinter die Tore zu drängen und den Eingang abzusperren, sodass niemand mehr hineinkommen konnte. Vorübergehend wurden anschließend Menschen wieder eingelassen, ehe nach einem weiteren Stopp frustrierte Zuschauer erneut die Barrieren durchbrachen.

Schließlich brach die Ordnung komplett zusammen: Die Gitter an den Einlasstoren gaben nach, die Menschen strömten ins Stadion. Es habe die ernsthafte Sorge bestanden, dass Fans beim Einlass erdrückt werden könnten.

Polizei kündigt umfassende Analyse an

Der Anpfiff wurde infolge des Chaos gleich mehrfach verschoben - zunächst auf 2.30 Uhr MESZ, anschließend immer weiter im 15-Minuten-Takt. Der brasilianische Schiedsrichter Raphael Claus pfiff die Partie schließlich um 3.22 Uhr MESZ (21.22 Uhr Ortszeit) mit 82 Minuten Verspätung an.

Insgesamt gab es im Rahmen des chaotischen Endspiels 27 Festnahmen und 55 Platzverweise. "Als Teil der vollständigen Analyse des Spiels werden wir die Protokolle überprüfen, die wir eingeführt haben, um ein geordnetes, sicheres und geschütztes Umfeld für alle zukünftigen Veranstaltungen zu gewährleisten", sagte Polizeidirektorin Stephanie Daniels.

Hard Rock Stadium weist Vorwürfe zurück

Die Verantwortlichen des Hard Rock Stadiums wiesen derweil Vorwürfe des südamerikanischen Fußball-Verbandes CONMEBOL zurück. Der Verband hatte die Stadionbetreiber beschuldigt, Ratschläge zur Sicherheit ignoriert zu haben. Das Hard Rock Stadium habe "in seiner 37-jährigen Geschichte Hunderte von Weltklasse-Veranstaltungen sicher beherbergt", schrieb das Management des Stadions in einer Erklärung: "Bei jeder dieser Veranstaltungen war die Sicherheit eine gemeinsame Anstrengung des Veranstalters, der örtlichen Strafverfolgungsbehörden und des Veranstaltungsorts." Die Sicherheitsempfehlungen der CONMEBOL seien "während des gesamten Turniers" umgesetzt und sogar "übertroffen" worden.

Probleme schon früher

Schon im Halbfinale zwischen Uruguay und Kolumbien (0:1) hatte es Probleme und Tumulte auf den Tribünen gegeben. Die Eindrücke von Miami, 2026 unter anderem Austragungsort des Spiels um Platz drei, verschärften die Sicherheitsdiskussion in Bezug auf das Mega-Event mit 48 Teams und 104 Spielen in zwei Jahren. Dann wird auch Messi - wohl als Fußball-Rentner - gespannt nach Nordamerika blicken.

Keine Siegerehrung: Kolumbiens Fußball-Boss festgenommen

Für Kolumbiens Verbandschef Ramon Jesurun wird das Finale ein juristisches Nachspiel haben. Angaben der Polizei von Miami zufolge nahmen Beamte den Verbandspräsidenten wegen eines Angriffs auf einen Beamten/Sicherheitsbeauftragten nach dem Endspiel fest. Noch am Montag soll er allerdings wieder freigelassen worden sein.

Laut der Anzeige soll Jesurun, auch Vizepräsident des südamerikanischen Kontinentalverbandes CONMEBOL, sich handgreiflich in eine Auseinandersetzung seines Sohnes mit dem Beamten eingemischt haben. Jesurun und seine Familienangehörigen hatten zuvor offenbar keinen Zutritt zur Siegerehrung im Innenraum der Arena erhalten. Daraufhin war Jesuruns Sprössling mit dem Sicherheitsbediensteten aneinander geraten. Der Vater wird sich vermutlich wegen des Vorwurfs der Körperverletzung verantworten müssen.

Der kolumbianische Verband hatte sich schon vor der Entlassung Jesuruns bei den Veranstaltern erntschuldigt. Der Präsiden habe eingegriffen, nachdem sein Sohn festgehalten worden sei, er bedauere die Vorfälle, die niemals hätten passieren dürfen.

Bei der WM 2026 spielen bis zu sieben Teams aus Südamerika mit

CONMEBOL teilte in einer Erklärung mit, dass man den Sicherheitsorganisatoren Verfahren vorgeschlagen habe, diese jedoch nicht angewandt wurden. "Wir bedauern, dass die von böswilligen Menschen verübten Gewalttaten ein Finale getrübt haben, das ein großes Fest des Sports werden sollte", schrieb der Verband.

Bei der WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko können sich durch die Ausweitung des Teilnehmerfelds auf 48 Mannschaften bis zu sieben Teams aus Südamerika qualifizieren. Es wird damit gerechnet, dass eine Rekordzahl an Fans die Spiele verfolgen will. Sechs Startplätze hat CONMEBOL schon sicher, ein weiteres Team könnte sich über das Playoff-Turnier mit sechs Teilnehmern ebenfalls noch die Qualifikation sichern.

CONMEBOL ist die kleinste Konföderation der FIFA mit nur zehn Landesverbänden. Die Verbände von Französisch-Guayana, Guyana und Suriname sind Mitglieder der Nord-, Zentralamerikanischen und karibischen Fußballkonföderation CONCACAF, obwohl sie vollständig in Südamerika liegen.