FIFA WM 2022 Als US-Boys ausgeschieden, als US-Men 2026 WM-Geheimfavorit?
Die USA haben eine starke WM gespielt, sind aber vor allem aufgrund ihrer fehlenden Erfahrung im Achtelfinale ausgeschieden. 2026 sind sie Ausrichter des Turniers und könnten mit mehr Reife als Spitzenteam antreten.
Die Trauer im Team USA ist groß. Was jedoch nach dem 1:3 im Achtelfinale gegen die Niederlande überwiegt, ist die Freude über das Geleistete. "Meine Jungs haben super gespielt und alles gemacht, was sie konnten. Ich bin sehr stolz auf diese Mannschaft, darauf, dass jeder für den anderen gekämpft hat", sagte Trainer Gregg Berhalter nach dem WM-Ausscheiden.
USA statistisch besser als die Niederlande
Seine Sätze beziehen nicht nur auf den Auftritt gegen die Niederlande, in der die USA über weite Strecken sogar das bessere Team war. Das belegen auch die Statistiken: 18:12 Torschüsse, 57:43 Prozent Ballbesitz, 5:4 Ecken - alles pro USA.
Der Gegner schoss jedoch die Tore, zeigte die Abgezocktheit, die Amerikanern gefehlt hat. Der große Unterschied war nicht die Klasse am Ball, sondern die Klasse im Kopf. Die fehlende Erfahrung sorgte für das frühe Aus bei der WM 2022. Aber genau das ist die Hoffnung für die WM 2026.
Große Euphorie im eigenen Land
Da wird die USA gemeinsam mit Kanada und Mexiko Ausrichter des Turniers sein. Es ist der Moment, auf den der Verband schon lange hinfiebert. "Ich war Teil des Bewerbungskomitees und die Leute sind total aufgeregt wegen der Weltmeisterschaft - 2026 wird etwas ganz Besonderes", sagte Ex-Nationalspieler Alejandro Bedoya vor kurzem: "Wir haben jetzt einen Wendepunkt in diesem Land erreicht, die Zuschauerzahlen steigern immer weiter. Bis 2026 wird es unglaublich sein."
20 Millionen TV-Zuschauer beim Spiel gegen England
Das Gruppenspiel gegen England verfolgten 20 Millionen Menschen in den USA am Fernsehen - Rekord. Und die Folge dessen, dass sich immer mehr Amerikaner für "Soccer", der dort erst sehr spät eine ähnliche Begeisterung wie in Europa entfachen konnte, interessieren.
Auch die heimische Liga wird immer intensiver verfolgt, mit über zehn Millionen Zuschauern pilgerten in der vergangenen Saison so viele Fans wie noch nie in die Stadien der MLS - der vorherige Rekord aus dem Jahr 2019 lag bei 8,6 Millionen Zuschauern.
Ein Kader, mit dem Großes möglich ist
Doch es ist nicht nur die steigende Begeisterung für den Sport, die die Vorfreude auf das Heimturnier - zumindest zum großen Teil - schon jetzt entfacht. Auch der Kader macht Hoffnung auf das beste Fußball-WM-Abschneiden der US-Geschichte (bisher Viertelfinale 2002).
In Katar hatte Berhalter, dessen Zukunft noch ungeklärt ist, einen blutjungen Kader um sich herum, die dominierenden Spieler sind alle erst Anfang 20. Sie spielen aber alle schon in den europäischen Topligen, werden sich in den nächsten vier Jahren weiterentwickeln - und die USA zu einem Geheimfavoriten machen?
Die großen Talente werden reifen
Tyler Adams (23), Weston McKennie (24), Giovanni Reyna (20), Christian Pulisic (24) und viele weitere Spieler werden in den nächsten Jahren von jungen Talenten zu Männern, von "US-Boys" zu "US-Men" reifen - und bei ihrer zweiten WM-Teilnahme in vier Jahren genau die Erfahrungswerte haben, die in Katar gefehlt haben. Und dazu kommen noch weitere Talente aus einem riesigen Pool an Spielern, denen eine große Karriere zugetraut wird.
Chris Richards, ehemaliger Verteidiger des FC Bayern München, fehlte aufgrund einer Verletzung und gilt ebenso als große Hoffnung für 2026 wie Stürmer Ricardo Pepi (Rekordneuzugang des FC Augsburg) und Torhüter Gabriel Slonina (wurde im Sommer vom FC Chelsea verpflichtet).
"Nah dran" reicht dem Team USA nicht
"Wir haben gezeigt, dass wir mit den besten Teams und Spielern der Welt mithalten können. Das ist eine große Verbesserung für den US-Fußball. Wir bewegen uns in die richtige Richtung, aber wir müssen weitermachen, weil wir zwar nah dran sind, aber noch nicht da, wo wir sein wollen", sagte Kapitän Tyler Adams.
Der ehemalige Spieler von RB Leipzig (jetzt Leeds United) ist der Anführer der jungen Truppe - und sieht ebenfalls das große Potenzial im Team USA. "Es ist aufregend und spannend, je mehr Zeit wir zusammen verbringen desto mehr sollten wir wachsen. Aber wir müssen uns alle noch individuell zu reiferen Spielern entwickeln, damit wir es an die Spitzen schaffen können", sagte Adams. Das ist bei den Voraussetzungen innerhalb von vier Jahren durchaus möglich.