FIFA WM 2022 Irans Trainer fordert Klinsmanns Rücktritt von FIFA-Posten
Carlos Queiroz hat den Rücktritt von Jürgen Klinsmann aus der Technical Study Group der FIFA gefordert. Grund sind Aussagen des Ex-Bundestrainers als BBC-Experte.
Irans Nationaltrainer Carlos Queiroz hat auf Twitter öffentlich den Rücktritt von Jürgen Klinsmann aus der "Technical Study Group" der FIFA gefordert. Grund sind Klinsmanns Aussagen als BBC-Experte. Der ehemalige Bundestrainer sollte die 0:2-Niederlage von Wales gegen den Iran analysieren und wurde im Nachgang für seinen Auftritt stark kritisiert.
Klinsmann: "Das ist deren Kultur"
Teil von Klinsmanns Analyse war, dass der Iran taktische Fouls und Nickeligkeiten am Rande der Legalität nutze, um sich einen Vorteil zu verschaffen und mit ständigen Beschwerden versuche, die Schiedsrichter zu beeinflussen: "Das ist deren Kultur. So machen die das", sagte Klinsmann und sprach anschließend über Queiroz: "Deshalb passt Carlos Queiroz so gut. Er hatte Probleme in Südamerika, er hat es nicht geschafft, sich mit Kolumbien und Ägypten zu qualifizieren und ist dann kurz vor der Weltmeisterschaft in den Iran zurückgekehrt, wo er schon zuvor lange gearbeitet hatte."
Im Anschluss wiederholte Klinsmann mehrfach die Aussage, dass diese Spielweise Teil der Kultur sei und kritisierte den Schiedsrichter: "Mit einem europäischen Schiedsrichter wäre es ganz anders gelaufen. Es war ein Schiedsrichter aus Guatemala. Ich war mit den USA in Costa Rica, Honduras, Guatemala – das passt zu deren Kultur. Es sind immer fünf Spieler um die Schiedsrichter herum, die kommen damit klar, die diskutieren das aus."
Queiroz: Klinsmanns Äußerungen "sind eine Schande für den Fußball"
Queiroz sah in den Kommentaren einen Angriff gegen sich, die iranische Bevölkerung und deren Geschichte. "Obwohl du mich nicht persönlich kennst, stellst du meinen Charakter mit einem typischen, überheblichen Vorurteil infrage", schreibt Queiroz auf Twitter. "Diese Äußerungen über die Kultur des Irans, die iranische Nationalmannschaft und meine Spieler sind eine Schande für den Fußball."
Rücktritt von FIFA-Posten gefordert
Der portugiesische Trainer lud anschließend Klinsmann ein, im Trainingscamp seiner Mannschaft vorbeizukommen, um, so Queiroz, mehr über den Iran zu lernen und von den Spielern zu hören, wie sehr sie den Fußball lieben und respektieren. Die Bedingung dafür sei allerdings ein Rücktritt aus der Technical Study Group (TSG) der FIFA.
Die TSG besteht aus sieben Mitgliedern und analysiert alle Spiele der WM und soll Einschätzungen über die Leistung der einzelnen Mannschaften geben. Neben Klinsmann gehören Arsène Wenger, Alberto Zaccheroni, Sunday Oliseh, Du-ri Cha, Faryd Mondragón, Pascal Zuberbühler zu der Gruppe.
Klinsmann will Queiroz anrufen
Klinsmann zeigte sich am Sonntag gesprächsbereit. "Es gab Dinge, die aus dem Zusammenhang gerissen wurden. Ich werde versuchen, ihn anzurufen und die Dinge zu beruhigen", sagte er und betonte, "nie" Queiroz oder "die iranische Bank kritisiert" zu haben: "Ich habe nur ihr emotionales Verhalten beschrieben, das in gewisser Weise sogar bewundernswert ist. Die ganze Bank lebt das Spiel. Sie springen auf und ab, und Carlos ist ein sehr emotionaler Trainer, der ständig an der Seitenlinie steht und versucht, seinen Spielern seine ganze Energie" zu geben.
Am Montag meldete sich der ehemalige deutsche und US-amerikansiche Nationaltrainer noch einmal zu Wort: "Meine Kommentare zum Spiel Wales gegen Iran waren allein auf den Fußball bezogen", schrieb der Weltmeister von 1990 bei Twitter: "Leider wurde dies aus dem fußballerischen Kontext gerissen. Ich habe viele iranische Freunde und war immer voll des Lobes für die Menschen, ihre Kultur und ihre Geschichte."
Iranischer Verband fordert Entschuldigung
Am Sonntag reagierte auch der iranische Verband und schloss sich den Forderungen seines Nationaltrainers an. Klinsmann solle sich "entschuldigen", hieß es in einem Statement des FFIRI, der außerdem die FIFA zur Klärung des Vorfalls aufforderte. Auch der Verband lud den früheren Weltklassestürmer ins Trainingslager ein, dort könne er einen Vortrag über die "tausendjährige persische Geschichte" hören. Er werde, schrieb der Verband, auch nicht "nach seinen berühmten Schwalben" beurteilt.