FIFA WM 2022 Irans Nationalmannschaft singt Hymne gegen Wales
Die iranische Nationalmannschaft hat gegen Wales die Hymne nicht boykottiert. Anders als beim Auftaktspiel gegen England sangen die Spieler mit.
Die iranische Nationalmannschaft hat ihren Hymnenprotest aus dem Auftaktspiel nicht wiederholt. Vor dem Spiel gegen Wales sang die gesamte Nationalmannschaft mit, als die Hymne gespielt wurde. Das Nicht-Singen der Hymne gegen England hatte weltweit viel Beachtung gefunden und wurde als Zeichen der Solidarität mit den Anti-Regime-Protesten im Iran gewertet. Von Teilen der Zuschauer wurde die Hymne mit Pfiffen begleitet.
ARD-Korrespondentin: Ausschluss aus der Nationalmannschaft könnte drohen
ARD-Iran-Korrespondentin Katharina Willinger sagte im Vorfeld der Partie im Sportschau-Interview, dass auf die Nationalspieler nach der WM Strafen zukommen könnten: "Viele gehen davon aus, dass Konsequenzen drohen, wenn sie in den Iran zurückkehren. Das könnte der Ausschluss aus der Nationalmannschaft sein. Oder sogar das Ende der sportlichen Karriere, wenn sie bei iranischen Vereinen spielen." Neun der 26 Spieler sind bei iranischen Teams unter Vertrag.
Es könnte, so Willinger, auch während der WM schon Druck auf Verwandte und Freunde ausgeübt werden. Auch wenn es immer wieder hieß, dass vom Regime kein Druck auf die Mannschaft ausgeübt werde, sei das kaum glaubhaft: "Aus dem Sicherheitsapparat fährt immer jemand mit. Frei bewegen kann man sich sicher nicht, wenn man Teil einer iranischen Nationalmannschaft ist", so Willinger.
Ex-Nationalspieler Voria Ghafouri verhaftet
Vor der Begegnung wurde bekannt, dass der ehemalige iranische Nationalspieler Voria Ghafouri nach Angaben der regierungsnahen Nachrichtenagentur Tasnim am Donnerstag verhaftet worden ist.
Dem 35 Jahre alten Verteidiger werde Propaganda gegen das iranische Politsystem sowie Beleidigung der Nationalmannschaft vorgeworfen, hieß es. Dieses Mal lobte Tasnim die Spieler wegen Mitsingens der Hymne.
Katarische Sicherheitskräfte konfiszieren Protest-Botschaften
Vor der Partie gegen Wales war zu sehen, wie katarische Ordner ein T-Shirt mit der Protestbotschaft "Women Life Freedom" (Frauen, Leben, Freiheit) gegen Widerstand konfisziert hatten. Bereits vor dem Auftaktspiel gab es mehrfach Fälle, in denen Sicherheitskräfte Protestbekundungen verhindert hatten.
Die Presseagentur Associated Press (AP) berichtet von Konflikten zwischen regimenahen und regime-kritschen Stadionbesuchern vor der Partie. Kleinere Gruppen von Männer sollen Beleidigungen und "The Islamic Republic of Iran" in Richtung von Frauen geschrien haben, die vor dem Stadion Interviews über die Proteste im Iran gaben.
Außerdem sollen Fans Hüte, auf denen der Name des verhafteten Voria Ghafori stand, von Regime-Anhängern abgenommen worden sein.
Torschütze Cheshmi: Lag riesiger Druck auf uns
Iran hatte das Spiel gegen Wales in einer dramatiscchen Schlussphase mit 2:0 gewonnen. Roozbeh Cheshmi, der das 1:0 geschossen hatte und beim iranischen Erstligisten Esteghlal FC spielt, sagte nach dem Spiel: "Im ersten Spiel lag riesiger Druck auf uns, dem konnten wir nicht standhalten. Deswegen gab es ein Ergebnis, das nicht so ausfiel, wie wir das wollten", sagte Cheshmi nach dem Sieg gegen Wales.