FIFA WM 2022 "Ein Fiasko" - Geheimfavorit Dänemark scheidet früh aus
Nach der 0:1-Niederlage gegen Australien ist die WM für Dänemark überraschend früh beendet. Trainer Hjulmand sucht die Schuld für das Ausscheiden bei sich.
Als vor der Weltmeisterschaft in Katar die Rolle des Geheimfavoriten auf den Titel vergeben wurde, tauchte bei Fans und Experten meist eine Mannschaft auf: Dänemark. Der überraschende Lauf des Teams von Trainer Kasper Hjulmand bis ins Halbfinale der Europameisterschaft 2021, die fast makellose WM-Qualifikation, ein guter Auftritt in der Nations League – die Argumente, die für ein starkes Turnier der Dänen sprachen, waren überzeugend.
Niederlage gegen Australien - "Einfach nicht gut genug"
Die Realität war dann eine krasse Enttäuschung: Aus nach der Gruppenphase. Nur ein Punkt. Nur ein Tor. Tabellenletzter in der verhältnismäßig schwachen Gruppe D mit Frankreich, Australien und Tunesien. "Das war einfach nicht gut genug. Es ist ein Fiasko", sagte Abwehrspieler Joachim Andersen nach der 0:1-Niederlage gegen Australien, die gleichzeitig das WM-Aus bedeutete.
Nur gegen Frankreich kann Dänemark spielerisch überzeugen
Den einzigen WM-Punkt holte Dänemark beim enttäuschenden Auftakt gegen Tunesien. Ein 0:0, bei dem der viel gelobte Geheimfavorit die schlechtere Mannschaft war. Sowohl kämpferisch als auch spielerisch waren die Tunesier stärker.
Ausgerechnet gegen die starken Franzosen zeigte Dänemark das beste Spiel seines Turniers. Das Team von Hjulmand brachte das offensive, mutige Umschaltspiel auf den Platz, das ihm das Label des Geheimfavoriten eingebracht hatte. Doch sie nutzten ihre Chancen nicht und so drückte kurz vor Schluss Kylian Mbappé den Ball zum 2:1 ins Tor und minimierte somit die Chancen auf ein dänisches Weiterkommen.
"Hier ist euer Traum" - emotionaler Appell von Hjulmand
Trotzdem hatte "Red Dynamite" es im Gruppenfinale gegen Australien in der eigenen Hand, das Vorrunden-Aus zu verhindern, und gab sich im Vorfeld siegesgewiss. "Unsere Spieler kennen große Spiele", sagte Hjulmand noch am Dienstag. "Der beste Weg ist, den Spielern zu sagen: Ihr habt als Kinder immer davon geträumt, um etwas Großes zu spielen. Und bitte, hier ist euer Traum: Geht raus!"
Die Kampfansagen verhallen
Doch gegen Australien wiederholte sich das Problem, das Dänemark durch die gesamte WM begleitet hatte: Es fehlte die offensive Schlagkraft. Dem hochkarätig besetzten Mittelfeld aus Christian Eriksen, Pierre-Emil Hojberg und Mathias Jensen gelang es nicht, den Sturm um Martin Braithwaite zu finden und in Szene zu setzen.
Die kämpferischen Worte des Trainer verhallten auf dem Spielfeld. Schon in der ersten Hälfte gestikulierte Hojbjerg wild, versuchte, seine Kollegen wachzurütteln, forderte mehr Kampf. Auch seine Rufe blieben unerhört. Und selbst nach dem Rückstand nach einer knappen Stunde wartete man vergeblich auf ein letztes Aufbäumen.
Hjulmand: WM-Aus "hundertprozentig meine Verantwortung"
Hjulmand trat nach dem Schlusspfiff sichtlich mitgenommen vor die Mikrofone. "Ich bin unheimlich frustriert. Das Team hat eineinhalb Jahre sehr gut gespielt, jetzt bin ich traurig und enttäuscht", sagte der dänische Trainer und suchte die Schuld vor allen Dingen bei sich selbst. "Das ist hundertprozentig meine Verantwortung. Wir werden uns jetzt etwas Zeit nehmen, das zu analysieren", sagte Hjulmand.
Alles einstampfen sollte er trotz dieser enttäuschenden WM allerdings nicht. Zu gut ist die Entwicklung, die Dänemark in den vergangenen zehn Jahren genommen hat. So gut, dass die Mannschaft wohl auch bei der kommenden Europameisterschaft als Geheimfavorit starten wird.