FIFA WM 2022 Bukayo Saka und sein Wunsch, England stolz zu machen
Nicht erst nach seinem Doppelpack beim WM-Auftakt gegen Iran ist Bukayo Saka einer der größten Hoffnungsträger Englands. Ausgerechnet er, der nach seinem verschossenen Elfmeter im Finale der EM 2021 rassistisch angefeindet worden war.
Er wolle seine Nation stolz machen, hat Bukayo Saka nach dem Sieg gegen Iran gesagt. Ein bemerkenswerter Satz. Schließlich ist es keine anderthalb Jahre her, dass ihn Menschen, die sich dieser Nation ebenso zugehörig fühlen, in den sozialen Netzwerken in beispiellosem Ausmaß rassistisch beleidigt haben. Alles wegen eines Elfmeters.
Saka verschießt im EM-Finale den entscheidenden Elfmeter
Es war der 11. Juli 2021. Im Wembley-Stadion lastete die ganze Hoffnung und die ganze Sehnsucht Englands auf dem linken Fuß des damals 19-jährigen Londoners. Saka, 1,78 Meter groß, schmächtig gebaut, trat im Elfmeterschießen des EM-Finales gegen Italiens Torhüter Gianluigi Donnarumma, 1,96 Meter, zum letzten Schuss an. Er tippelte, er lief an, er verschoss. Italien jubelte, Saka hielt sich entsetzt die Hände erst vor den Mund und schließlich vor das ganze Gesicht.
Rassistische Anfeindungen in den sozialen Medien
In den Stunden, Tagen und Wochen danach erfasste ihn in den sozialen Netzwerken eine Welle an Rassismus, genauso Jadon Sancho und Marcus Rashford, die ebenfalls verschossen hatten. Es folgten Strafverfolgungen und Festnahmen. Saka zog sich vier Tage zurück. Seine Familie tröstete ihn. Er suchte Worte für das, was passiert war und veröffentlichte dann ein Statement, das weltweit Beachtung fand.
Darin hieß es: Er habe bereits im Moment des Fehlschusses gewusst, was auf ihn zukommen werde. Er habe das Gefühl, seine Familie und die Fans im Stich gelassen zu haben. Aber er werde sich nicht brechen lassen. Rassismus und Hass hätten im Fußball und in keinem anderen gesellschaftlichen Bereich Platz.
Saka gehört zu Englands Besten
Saka, inzwischen 21, gehört zu den besten Spielern der Premier League. In 14 Spielen hat er vier Tore erzielt und sechs vorgelegt. Auch dank seiner Leistungen ist der FC Arsenal Tabellenführer. Im September wurde er in England zum Spieler des Jahres gewählt.
Für die "Three Lions" traf er beim 6:2-Auftaktsieg gegen Iran doppelt und wurde als "Man of the Match" ausgezeichnet. Bei seinem ersten Tor zog er aus rund 14 Metern volley ab, bei seinem zweiten ließ er mehrere Iraner stehen und schob dann ins linke untere Eck ein. "Ich bin so glücklich und so stolz", sagte er hinterher.
Ein Dribbelkünstler, der auch arbeiten kann
Doch Saka ist nicht nur ein Dribbler, er ist auch ein Spieler, der hart arbeitet. "Er ist der erste, der zurückläuft, der erste, der versucht, ein Tackling zu machen", beschrieb ihn der ehemalige englische Nationalstürmer Emile Heskey gegenüber dem "Time"-Magazin.
Saka führt das auf seine Erziehung in einer nigerianischen Einwandererfamilie im Westlondoner Vorort Greenford zurück. "Bei allem, was ich mir vorgenommen habe, haben meine Eltern mich zu 100 Prozent motiviert, mein Bestes zu geben und sicherzustellen, dass ich der Beste bin, der ich sein kann", sagte Saka gegenüber "Time". Obwohl er Millionen verdient, lebt er noch immer bei seinen Eltern. Jeden Abend vor dem Schlafengehen liest er in der Bibel. Das gebe ihm Frieden und Glück.
Ovationen gegen Rassismus in der Premier League
Nach seinem verschossenen Elfmeter hat er nicht nur viel Hass, sondern auch Zuspruch erfahren. Wenige Wochen nach dem Finale trat Saka mit Arsenal in einem Testspiel gegen Tottenham Hotspur an, den größten Rivalen. Als Saka eingewechselt wurde, beklatschten ihn Fans beider Lager. "Das zeigt, das einige Dinge größer sind als Fußball", sagte Saka. Eine Woche später, beim Auftakt der Premier League, erhoben sich Fans des FC Brentford von ihren Plätzen und applaudierten, als er ins Spiel kam.
Saka will Menschen inspirieren
"Das wird für immer ein Teil von mir sein", sagte Saka über den Hass, aber auch über die Liebe, die er erfahren hat. Bei der WM möchte er sich beweisen und Menschen inspirieren. "Es gab ein paar harte Tage, es gab ein paar gute Tage, aber man muss einfach weitermachen, weiter träumen und weiter glauben."