Manuel Neuer

DFB-Torhüter Manuel Neuer - die ewige Nummer eins

Stand: 15.11.2022 14:43 Uhr

Manuel Neuer wird in Katar seine vierte Weltmeisterschaft spielen - und seine vierte als Nummer eins. Der Bundestrainer hat keine Zweifel an ihm, obwohl es in dieser Saison Szenen gab, die Zweifel erlauben.

Von Marcus Bark

Der damalige Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble sprach von einem "herben Rückschlag", die ARD sendete einen "Brennpunkt". Auslöser war die Nachricht, dass Michael Ballack für die Weltmeisterschaft 2010 wegen einer Knöchelverletzung ausfallen wird.

Von einem "Horrorszenario" wurde geschrieben und die Frage gestellt, ob Deutschland ohne Ballack nur die Hälfte wert sei. Das war nicht der Fall, wie sich in Südafrika mit dem dritten Platz herausstellte.

Vor der Weltmeisterschaft 2018 gab es weder einen Brennpunkt noch eine Absage. Manuel Neuer wurde rechtzeitig fit. Aber ein Horrorszenario wurde herbeigeredet, sollte der Torhüter wegen seines bereits dritten Mittelfußbruchs bei der Titelverteidigung fehlen. Wäre Deutschland ohne den besten Torhüter der Welt nur die Hälfte wert, lautete die Frage. Umso ernüchternder war die Antwort, dass selbst Neuer das schmähliche Ausscheiden nach der Gruppenphase nicht verhinderte.

Von Verletzungen geplagt

Auch vor der WM 2022, die in wenigen Tagen in Katar beginnt, hatte Neuer wieder mit einer Verletzung zu kämpfen. Dieses Mal war es eine Schulter, die schmerzte. Als es langsam knapp zu werden schien und leise Zweifel wuchsen, ob es reicht, stand Neuer wieder beim FC Bayern im Tor. Er spielte beim 3:2-Sieg bei Hertha BSC, das Fachmagazin "kicker" benotete seine Leistung mit einer 3,0, genau wie beim 6:1 gegen Werder Bremen und beim 2:0 bei seinem ehemaligen Verein FC Schalke.

"Befriedigend". Das klingt nach durchschnittlich. Das klingt nicht nach Manuel Neuer. Im Schnitt, und das kam selten vor in der langen Karriere des inzwischen 36 Jahre alten Torhüters, steht sogar eine Drei statt der Zwei vor dem Komma.

DFB-Team auf dem Weg nach Katar

Bernd Schmelzer, Mittagsmagazin, 15.11.2022 13:00 Uhr

Durchschnittliche Leistungen

Es gab einige Szenen in dieser Saison, da schwirrte den Beobachtern durch den Kopf, dass Neuer solch einen Schuss in der vergangenen Saison wohl noch gehalten hätte, etwa den Treffer seines jetzigen Nationalmannschaftskollegen Youssoufa Moukoko im Spiel bei Borussia Dortmund. Auch diese Mischung aus Patschen und Fausten in der Entstehung des 2:2 im selben Spiel löste wieder eine Frage aus. Hätte er die Flanke in seiner beinahe Jahrzehnte währenden Blüte nicht gefangen und dem Gegenspieler dabei noch sanft das Knie in den Rücken gedrückt, damit der erst recht keine Chance hat, an den Ball zu kommen?

Spielt Neuer, der Torwart, der den Libero wieder salonfähig machte, inzwischen nicht auch ein bisschen zurückhaltender? Zögert er manchmal in Situationen, in denen er vor gar nicht allzu langer Zeit gar übereifrig wirkte?

Nationaltrainer Hansi Flick und Torwart Manuel Neuer beim Handschlag

Torhüter schwer zu bewerten

Es gibt keine objektiven Antworten auf diese Fragen. Es werden zwar Bewegungsprofile erstellt, aber diese Profile jedes einzelnen hängen von so vielen Faktoren wie etwa der eigenen Taktik, der Taktik des Gegners und der personellen Zusammensetzung der Teams ab, dass sie nur Indikatoren sein können, genau wie die "kicker"-Noten. Die Zahl der im Schnitt abgewehrten Schüsse gehören auch dazu, denn drei Kullerschüsse aus 25 Metern aufzunehmen ist eben etwas anderes als zwei von drei Eins-gegen-eins-Situationen zu klären.

Auffällig beim Vergleich der Daten für die aktuelle und die vergangene Saison ist, dass viele Werte nahezu gleich geblieben sind. Signifikant ist lediglich der Unterschied von 15 Prozentpunkten bei den von Neuer festgehaltenen Bällen, wobei auch hier die Qualität der Schüsse im Einzelfall zu betrachten wäre, um ein seriöses Urteil zu fällen.

Unter Flick "die klare Nummer eins"

Mit Blick auf die Weltmeisterschaft in Katar scheinen sich Bundestrainer Hansi Flick und sein Stab solche Gedanken kaum gemacht zu haben. Auf die Frage in einem Interview mit verschiedenen Boulevardzeitungen, ob er wegen der Schulterverletzung nicht als Nummer eins infrage gestellt worden sei, sagte Neuer: "Das war schlichtweg kein Thema. Das Trainerteam hat von Anfang an festgelegt, dass ich die klare Nummer eins bin."

Das unterstrich Flick am Dienstag (15.11.2022) während der Pressekonferenz vor dem Testspiel gegen den Oman in Maskat: "Er hat das Torwartspiel auf ein anderes Niveau gebracht. Deswegen ist er für mich nach wie vor die Nummer eins auf der Welt."