Marokkos Nationaltrainer Reynald Pedros jubelt.

Der Trainer ist der Star Reynald Pedros - Ex-Nationalspieler hebt Marokko auf neues Level

Stand: 23.07.2023 16:59 Uhr

Reynald Pedros war einst französischer Nationalspieler und wurde Meister mit dem FC Nantes. Jetzt lässt der Coach Marokko vom nächsten Fußballwunder träumen. Seitdem der Ex-Profi dort das Kommando hat, geht es beim deutschen Auftaktgegner steil bergauf.

Der marokkanische Fußballverband schwebt schon vor dem ersten Spiel bei der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft gegen die deutsche Mannschaft (24.07.2023, 10.30 Uhr MESZ, im Audio-Livestream auf sportschau.de) auf Wolke sieben. Nachdem im Dezember 2022 das Männerteam als erstes afrikanisches Land das Halbfinale einer WM erreichte, wollen nun die Frauen bei ihrer ersten Teilnahme auf der Weltbühne für Furore sorgen.

Pedros: Als Spieler und Trainer talentiert

Das WM-Ticket hatten die "Löwinnen vom Atlas" beim Afrika-Cup im Juli 2022 gebucht. Nach dem 2:1-Viertelfinalsieg gegen Botswana war die Qualifikation perfekt. Hinter dem Erfolg steckt vor allem ein Mann: Trainer Reynald Pedros.

Der 51-jährige frühere französische Nationalspieler (25 Einsätze/4 Tore) hat seit November 2020 als Cheftrainer Marokkos das Sagen - und bringt dafür eine große Portion Talent mit. Das hatte der Sohn portugiesischer Einwanderer schon als Spieler.

Pedros war Mitte der 1990er-Jahre einer der besten Fußballer Frankreichs, er gehörte zusammen mit Patrice Loko und Nicolas Ouedec zum "Trio magique" in Nantes. Die Krönung war dort die Meisterschaft in der Saison 1994/95. Ein Jahr später folgte die erste Nominierung für die Nationalmannschaft. Beim Blick in den Rückspiegel bezeichnete Pedros diesen Moment als größten in seiner Karriere als Nationalspieler. Wirklich erfolgreich waren "Les Bleus" in dieser Zeit nicht.

Der französische Nationalspieler Reynald Pedros im EM-Viertelfinale 1996 gegen die Niederlande in Liverpool/England.

Reynald Pedros spielte bei der EM 1996 für Frankreich. Im Halbfinale wurde er zur tragischen Figur.

Ein Elfmeter mit Folgen

Und auch Pedros' Laufbahn geriet ausgerechnet nach einem Länderspiel ins Stocken. Er wurde zur tragischen Figur bei der 5:6-Niederlage im Halbfinale bei der EM 1996. Im Duell gegen Tschechien verschoss Pedros in Old Trafford als einziger Spieler im Elfmeterschießen. Für Frankreich war die Reise zu Ende, Tschechien zog gegen Deutschland ins Finale ein, das denkwürdig durch das erste Golden Goal bei den Männern durch Oliver Bierhoff entschieden wurde.

Für Pedros platzte nicht nur der Traum vom EM-Titel, sondern auch die Hoffnung auf eine große Karriere außerhalb Frankreichs. Er lief nach der EM nur noch drei Mal für sein Heimatland auf. Der FC Barcelona, der Pedros vor dem Turnier auf dem Radar hatte, unterbreitete kein Angebot mehr. Stattdessen wurde er zum glücklosen "Wandervogel" - mit Stationen unter anderem in Parma, Neapel und Lyon.

Als Trainer in Lyon durchgestartet

2003 schloss sich das Kapitel Profi für immer. Pedros wechselte die Seiten und startete seine Trainerkarriere bei französischen Zweitligisten. 2017 heuerte er als Trainer des Frauenteams von Olympique Lyon an und triumphierte zwei Mal in der Champions League.

2020 folgte er dem Lockruf Marokkos. In dem afrikanischen Land war der Frauenfußball jahrelang stiefmütterlich behandelt worden. Das änderte sich erst, als man 2021 als Gastgeberland des Afrika-Cups 2022 ausgewählt wurde. Fortan wurde die Entwicklung des Frauenfußballs zur Chefsache erklärt. König Mohammed VI. und Verbandspräsident Fouzi Lekjaa unterstützten das Frauenteam, das seitdem deutlich professionellere Strukturen genießt und mit der ersten WM-Teilnahme zurückzahlt.

Lyons Trainer Reynald Pedros feiert mit dem Pokal in den Händen den Sieg der Champions League 2018.

Trainer Reynald Pedros feiert den Gewinn der Champions League 2018 mit Lyon.

Auch Nouhaila Benzina wird bei der WM 2023 Fußballgeschichte schreiben. Die Marokkanerin wird die erste Spielerin sein, die bei einer Frauen-WM einen Hidschab, also ein islamisches Kopftuch tragen wird. 

Fakten zum Spiel

Spiele gegeneinander: 6 / Deutschland gewann alle sechs Spiele

- FIFA-Ranking: Deutschland Platz 2 / Marokko Platz 72

- Beste WM-Platzierung: Deutschland - Weltmeister 2003 & 2007 / Marokko - 1. Teilnahme

- Fun Fact: 2019 schied Deutschland zum ersten Mal bei einer Weltmeisterschaft gegen eine Mannschaft aus, die nicht den Titel holte (1:2 gegen Schweden)

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Sportschau FIFA Frauen WM | 23.07.2023 | 06:40 Uhr