DFB-Frauen bei der WM Huth will als Rechtsverteidigerin auch offensiv glänzen
Svenja Huth ist für Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg eine der ganz wichtigen Spielerinnen. Auf die stellvertretende Kapitänin ist Verlass. Bei der WM in Australien ist die 32-Jährige aber in ungewohnter Rolle gefragt.
Rechtsverteidigerin Svenja Huth? Die Älteren werden sich erinnern. Das gab es bereits, als die 1,63-Meter-Frau einst ihre Fußball-Karriere beim 1. FFC Frankfurt startete. Trotzdem kam es für den neutralen Beobachter überraschend, als die Wolfsburger Offensivspielerin bei der WM-Generalprobe gegen Sambia (2:3) plötzlich hinten rechts verteidigte.
Die Position war wegen des verletzungsbedingten Ausfalls von Giulia Gwinn (Reha nach Kreuzbandriss) vakant. Viele rechneten mit einer Chance für Sophia Kleinherne. Doch MVT entschied sich anders.
Ich haue alles rein, egal, wo ich aufgestellt werde.
"Wir hatten vorher einen Austausch, mit der Frage, ob ich mir das grundsätzlich vorstellen kann", berichtete Huth am Freitag bei der Pressekonferenz in Wyong. Seit ihrem Abschied aus Frankfurt im Jahr 2015 ist sie eigentlich durch andere Qualitäten aufgefallen, erklärte aber: "Ich bin flexibel einsetzbar, bevorzugt in der Offensive. Aber ich haue alles rein, egal, wo ich aufgestellt werde."
Jede Spielerin kennt ihre Rolle bei der WM
Kleinherne hatte bereits am Mittwoch ohne Umschweife berichtet, dass sie auch bei der WM nicht zur Startelf zählen würde. "Die Kommunikation hat schon in Herzogenaurach stattgefunden", blickte die Frankfurterin auf das WM-Vorbereitungscamp zurück. "Uns allen ist unsere Rolle hier bei der WM bewusst - und ich kann mich zu 100 Prozent damit identifizieren, dass ich jetzt erst mal Svenjas Back-up bin."
Die 23-Jährige kennt die Situation schon aus England. Dort hatte sie nicht nur durch gute Auftritte als Joker, sondern auch abseits des Platzes großen Anteil am Erfolg. Kleinherne und ihre Bank-Kolleginnen unterstützten das Team auf dem Rasen in beeindruckender Weise. Der Geist von Brentford war ein Schlüssel, um das Tor zum EM-Finale aufzustoßen.
Auch im Vorfeld der Europameisterschaft hatte die Bundestrainerin das Gespräch mit all' ihren Spielerinnen gesucht. Das kam sehr gut an, verhinderte Enttäuschungen vor Ort bei der zweiten Garde - und gab den Stammspielerinnen Sicherheit.
"Ich will einfach bestmöglich für die Mannschaft da sein - egal in welcher Rolle", kündigte Kleinherne nun an. Und Huth lobte: "Die Spielerinnen auf der Bank geben jeden Tag im Training Vollgas. Sie hoffen auf ihre Chance und treiben uns zu Höchstleistungen."
Team sieht freilebende Kängurus
In Australien loben alle Spielerinnen, egal ob Stamm oder erst einmal Ersatz, die sehr gute Stimmung im Kader. Dazu tragen weiter gemeinsame Aktionen bei: Am freien Donnerstagnachmittag hatten die Spielerinnen bei einem Ausflug in die Umgebung die Möglichkeit, freilebende Kängurus zu erleben. Kapitänin Alexandra Popp hatte ihre Mitspielerinnen vor einiger Zeit schon mit einer Präsentation auf die Tierwelt des Landes vorbereitet.
Wir sind sehr häufig auf dem Platz, es ist für Kopf, Seele und Körper aber auch gut, als Ausgleich mal Freizeit zu haben.
Dazu wird die konzentrierte Arbeit auf dem Platz herausgestellt. Die Mannschaft hat sich längst in Australien akklimatisiert. Voss-Tecklenburg freute sich im Sportschau-Interview, dass man mit der Planung - und dem langen Vorlauf bis zum ersten Spiel - alles richtig gemacht habe.
Wer spielt noch - Brand, Anyomi oder Lohmann?
Huth berichtete, dass im Training noch an den Automatismen gearbeitet werde. "Es ist wichtig, dass wir eingespielt sind." Die Mannschaft brauche eine Achse. Dass aber alle Spielerinnen im Turnierverlauf ihre zum jetzigen Zeitpunkt vorgesehenen Positionen behalten, sei "nicht in Stein gemeißelt". Zumal es ohnehin Variabilität brauche, um die Gegner zu bespielen. "Statisches Spiel ist einfach zu verteidigen."
Wer die offensive Rolle auf der rechten Außenbahn einnehmen wird, ist noch nicht klar. Huth nannte Nicole Anyomi, Sydney Lohmann und Jule Brand, die gegen Sambia von Beginn an auf dem Platz stand, als mögliche Kandidatinnen.
Auch wenn Huth sich defensiv erst wieder an die genauen Abläufe gewöhnen muss, geht die rechte Außenbahnspielerin davon aus, dass ihre Offensiv-Partnerin sogar Vorteile haben wird, dass sie hinter ihr spielt: "Ich weiß, welche Räume und Pässe man sich auf der Position wünscht."
Die DFB-Frauen haben entschieden, ein Prozent ihrer WM-Prämie zu spenden. Das Team hat sich für die von Common Goal zertifizierten Projekte "Futbalo Girls" und "Girl Power" entschieden. Diese setzen sich für Gleichberechtigung ein. "Wir wollen ein Zeichen setzen und vereint Kräfte generieren", sagte die stellvertretende Kapitänin Svenja Huth.