Panama trifft nach 67 Sekunden Frankreich spaziert nach frühem Schock ins Achtelfinale
Erst ein Kunstwerk des Underdogs, dann eine Torshow vor der Pause des Favoriten: Frankreich ist am Mittwoch (02.08.2023) mit einem klaren Sieg gegen WM-Neuling Panama ins WM-Achtelfinale eingezogen.
Der 6:3-Sieg bescherte Frankreich den Gruppensieg und damit möglicherweise im Achtelfinale ein Treffen mit der deutschen Mannschaft, die am Donnerstag (12 Uhr im Ticker bei sportschau.de) ihr letztes Gruppenspiel gegen Südkorea bestreitet.
Die "Equipe Tricolore" nahm die letzte Hürde Panama locker und ließ sich von einem Blitztor durch Marta Cox nicht aus dem Konzept bringen. Ein Eigentor von Deysiré Salazar (21.), Kadidiatou Diani (28./37.) und Léa Le Garrec (45.) sorgten schon zur Pause für klare Verhältnisse. Nach dem Wechsel machte Panama mit zwei weiteren Treffern aus wenig ganz viel. Am klaren Sieg für Frankreich gab es aber nichts zu rütteln. Ehe Panama glänzen konnte, hatte Diani mit ihrem dritten Tor das zwischenzeitliche 5:1 erzielt. Den Schlusspunkt zum 6:3 setzte Vicki Becho nach einem Angriff wie aus dem Lehrbuch in der Nachspielzeit.
Cox erzielt schnellstes Tor der WM
Jeder hatte im Vorfeld nur über die Höhe des Sieges der Französinnen spekuliert, auch Trainer Hervé Renard schien siegessicher und schenkte fünf Reservistinnen Spielzeit. Im Vergleich zum Topspiel gegen Brasilien (3:2) rotierten Estelle Cascarino, Elisa de Almeida, Le Garrec, Clara Mateo und Becho ins Team. Doch der Plan von einem Spaziergang war schon nach 67 Sekunden dahin, weil der Außenseiter mit einem Traumtor in Führung ging.
Cox zirkelte einen Freistoß aus 18 Metern direkt über die Mauer und unhaltbar ins Eck. Es war das erste Tor des WM-Neulings auf der großen Bühne und eines der schönsten im Turnier. Die 26-jährige Cox schien von diesem Traumtor selbst überrascht, Tränen liefen ihr die Wangen herunter, während den Französinnen der Schock ins Gesicht geschrieben stand, denn der Blick auf die Tabelle zeigte: Bei diesem Stand und einem Remis im Parallelspiel zwischen Brasilien und Jamaika wäre Frankreich ausgeschieden.
Frankreich erzwingt Eigentor
Dass diese Momentaufnahme nicht von langer Dauer sein würde, war schnell klar. Die individuell überlegenen Französinnen dominierten das Spiel und drängten auf den schnellen Ausgleich. Beim 1:1 (21.) half Panamas Salazar kräftig mit. Nach einer Eingabe von der rechten Seite stocherte sie den Ball beim Klärungsversuch ins eigene Netz, Torhüterin Yenith Bailey war schon auf dem Weg in die Ecke und hätte den Ball wohl rausgefischt.
Der Bann war gebrochen und fortan rollte der Motor gegen den chancenlosen Außenseiter. Nach einem einfachen Fehler im Spielaufbau, setzte sich Becho am rechten Flügel durch, ihre Eingabe verwertete Diani mit einem schönen Heber im zweiten Versuch: 2:1 (28.).
Doppelpack von Diani
Panama stolperte von einer Verlegenheit in die nächste, weil Frankreich einfach zu schnell kombinierte. Das dritte Tor lag in der Luft und fiel schließlich vom Elfmeterpunkt. Nach einem Handspiel von Pinzon entschied Schiedsrichterin Laura Fortunato (Argentinien) auf Strafstoß. Diani nutzte die Chance, schickte Bailey in die falsche Ecke und sorgte mit ihrem zweiten Tor für klare Verhältnisse: 3:1 (37.). Sekunden vor der Pause segelte auch noch eine Eingabe von Le Garrec, die eigentlich als Flanke gedacht war, ins lange Eck.
Die verdiente 4:1-Pausenführung spiegelte sich auch in Zahlen wider: 57 Prozent Ballbesitz, 21:3-Abschlüsse und 269 Pässe (Panama/83) waren eindeutig.
Frankreich schoss sich gegen Panama für das Achtelfinale warm
Panama trifft nach der Pause doppelt
Und auch nach dem Wechsel setzte sich das Dilemma aus Sicht von Panama fort. Nach einer Ecke wurde nach Videobeweis wieder auf Handspiel und Elfmeter entschieden. Torhüterin Bailey ahnte die Ecke, doch der Ball von Diani war zu platziert: 5:1 (52.). Den dritten Strafstoß im Spiel gab es für Panama. Sandie Toletti ging im Strafraum viel zu ungestüm zu Werke und ermöglichte so die Chance, auf 2:5 (64.) zu verkürzen. Pinzon griff zu, hämmerte den Ball mit Überzeugung ins Tor und jubelte danach mit einem euphorischen Tänzchen über den zweiten WM-Treffer ihres Landes.
Tore am Fließband
Man konnte dem sympathischen Underdog und der tapferen Torhüterin Bailey nur wünschen, dass Frankreich in den letzten 25 Minuten einen Gang zurückschalten würde. Und diesen Gefallen tat das Renard-Team dem WM-Debütanten, der in der 87. Minute sogar ein drittes Mal tanzen durfte: Nach einem Freistoß tropfte der Ball von der Latte zurück, Cedeno schaltete am schnellsten und köpfte zum 3:5 ein.
Nach einem langen Videocheck zählte der Treffer und sorgte für ein versöhnliches Ende der Premieren-WM. Der Schlusspunkt war der 19-jährigen Französin Becho vorbehalten. Sie nahm eine Eingabe von der rechten Seite aus vollem Lauf direkt und setzte der Torshow zwischen Panama und Frankreich die Krone auf.