Martas WM-Traum geplatzt Jamaika schickt Brasilien sensationell nach Hause
Die Krönung bleibt aus: Marta und Brasilien müssen weiter auf den ersten WM-Titel warten. Die Selecao rannte gegen Jamaika erfolglos an - die "Reggae Girlz" sicherten sich durch das 0:0 am Mittwoch (02.08.2023) ihren Platz im Achtelfinale. Dort treffen sie auf den Sieger der Gruppe H - könnten also gegen Deutschland spielen.
Pia Sundhage wollte ihrer Altmeisterin im brasilianischen Kader die Gelegenheit geben, es selbst zu lösen. Beim entscheidenden Gruppenspiel gegen Jamaika, bei dem ihr Team einen Sieg für das sichere Weiterkommen brauchte, stellte die Trainerin nach langer Zeit wieder Marta in die Startelf. Es war das erste Mal seit ihrer schweren Kreuzbandverletzung, die sie ein Jahr außer Gefecht gesetzt hatte, dass die sechsmalige Weltfußballerin in der Nationalmannschaft von Beginn an spielte.
Marta zu Beginn mit gefährlichen Aktionen
In den vorigen beiden Spielen gegen Panama (4:0) und Frankreich (1:2) war Marta erst in der Schlussphase eingewechselt worden, nun sollte sie dafür sorgen, dass das drohende Aus gegen die Jamaikanerinnen abgewendet wird. Die gingen aber mit vier Punkten und einem Torverhältnis von 1:0 in die Partie - eine Bilanz, die zeigt, dass Brasilien vor allem mit der Defensive der "Reggae Girlz" große Probleme haben könnte.
Doch der "Selecao" gelang es früh, sich Chancen zu erspielen - und stets beteiligt: Marta. Nach vier Minuten hatte die 37-Jährige den ersten gefährlichen Abschluss, mit ihrem schwächeren rechten Fuß stellte sie die bisher gegentorlose Becky Spencer im jamaikanischen Tor jedoch vor keine allzu große Probleme. Bei Martas zweiter Gelegenheit waren es gleich zwei grätschende Verteidigerinnen, die ihren Torerfolg aus kurzer Distanz noch verhindern konnten (11.).
Brasilien verzweifelt an Jamaikas Defensive
Insgesamt fiel Brasilien allerdings recht wenig gegen die diszipliniert verteidigenden Frauen von der Karibik ein. Die Favoritinnen dominierten die Partie zwar, kamen aber nicht in die gefährlichen Räume. Lorne Donaldson hatte seine Mannschaft in der Defensive wieder bestens eingestellt, auch gegen Brasilien war die Abwehr so dicht wie in den ersten beiden Spielen. Nach vorn ging jedoch wenig, die langen Bälle auf Rückkehrerin Khadija Shaw, die im ersten Gruppenspiel gegen Frankreich Gelb-Rot gesehen hatte, konnten die Südamerikanerinnen locker verteidigen.
Kurz vor Ende der ersten Halbzeit gab es dann aber doch mal die große brasilianische Fußballkunst. Ary Borges lupfte den Ball über die gegnerische Abwehr und Tamires nahm die Vorlage direkt - Spencer war im kurzen Eck jedoch zur Stelle (39.). Und so ging es torlos in die Pause - ein Ergebnis, das am Spielende das Aus bedeuten würde, wenn Frankreich, das zu dem Zeitpunkt schon 4:1 im Parallelspiel führte, gegen Panama punkten würde.
Brasilien schwach, Marta ausgewechselt
Was als eher unwahrscheinliches Szenario galt, nahm im zweiten Durchgang immer mehr Formen an. In den ersten 15 Minuten erspielte sich Brasilien keine Gelegenheit, auch Marta tauchte vollkommen unter. Bei der Pressekonferenz war sie noch voller Stolz auf ihre Karriere - der nun ein ewiger Haken drohte. "Wissen Sie, was gut ist? Als ich anfing, gab es im Frauenfußball keine Idole, an die ich mich hätte halten können. Das ist jetzt anders", hatte Marta am Dienstag mit Tränen in den Augen gesagt.
17 Tore hat sie in ihren fünf vorherigen WM-Teilnahmen erzielt, wohl noch nie hatte Brasilien aber so sehr einen Marta-Treffer gebraucht, wie in diesem Moment. Es war erschreckend, wie ideenlos der Titelkandidat in der Offensive agierte. Es wurde höchstens mal gefährlich, wenn eine jamaikanische Abwehraktion verunglückte. In der Schlussphase war Marta auf ihre Kolleginnen angewiesen, in der 80. Minute wurde sie ausgewechselt - es war vielleicht ihre letzte Aktion auf der WM-Bühne.
Nur Jamaika wird noch gefährlich
Plötzlich hatte aber Jamaika die erste große Chance der zweiten Halbzeit. Shaw setzte sich durch und kam aus 16 Metern zum Abschluss - die Stürmerin von Manchester City schoss jedoch über das Tor (82.). Insgesamt machten die Außenseiterinnen den gefährlicheren Eindruck. Während sie souverän das eigene Tor sicherten und den ein oder anderen Angriff starteten, lähmte der Druck und die Angst vor dem Ausscheiden das brasilianische Team.
Und so kam es dann auch. Der Lucky Punch in den letzten Minuten blieb aus, auch nach dem Schlusspfiff hieß es 0:0. Das beendete Martas Traum vom WM-Titel, sie hatte im Vorfeld bereits erklärt, dass nach dem Turnier in Australien und Neuseeland für sie Schluss ist. Es wurde ein trauriges Ende. "Es ist schwer, in so einem Moment zu sprechen", sagte sie im brasilianischen Fernsehen. "Nicht einmal in meinen schlimmsten Albträumen habe ich mir diese Weltmeisterschaft so vorgestellt."