Neuseeländerinnen und Australierinnen feuern die "Matildas" an.

Neue Fans aus dem Nachbarland Neuseeländische Unterstützung für den australischen Traum

Stand: 14.08.2023 16:46 Uhr

Auch wenn die heimischen "Football Ferns" die K.o.-Phase der Frauen-WM 2023 verpasst haben, fiebern viele Neuseeländerinnen und Neuseeländer weiter bei den Spielen mit. Die meisten drücken jetzt Australien die Daumen. Die Co-Gastgeberinnen treffen am Mittwoch (16.08.2023, 12 Uhr MESZ, live im Ersten und auf sportschau.de) im Halbfinale auf England.

Sie waren äußerst stimmgewaltig und gaben den gesamten Abend über alles. Aber trotzdem konnte sich die kleine französische Gruppe auf der Tribüne des Fanfests in Auckland nur selten akustisch durchsetzen. Ihr "Allez les Bleues" ging immer wieder unter, denn die meisten der geschätzten 2.000 Besucherinnen und Besucher waren an diesem Viertelfinal-Abend für Australien, den Nachbarn Neuseelands und Mit-Gastgeber dieser Fußballweltmeisterschaft.

Immer dann, wenn sich Superstar Sam Kerr und Co. dem französischen Tor näherten, wurde es laut im riesigen Zelt am Hafen der größten Stadt des Landes. Als Cortnee Vine, die 20. Schützin im längsten Elfmeterschießen der WM-Geschichte, schließlich für die "Matildas" verwandelte und ihr Team erstmals ins Halbfinale brachte, kannte der Jubel auch rund 2.300 Kilometer vom Stadion in Brisbane entfernt keine Grenzen mehr.

Sorge vor (halb-)leeren Stadien, verschenkte Tickets

Auf den ersten Blick mag das verwunderlich sein, denn seit Beginn der Weltmeisterschaft gab es immer wieder Berichte, die Begeisterung für das Turnier sei in Neuseeland deutlich geringer als in Australien. Der Fußball-Weltverband FIFA wusste sich auch nicht anders zu helfen, als insgesamt 20.000 Tickets für das jeweilige Auftaktspiel in den vier Austragungsorten Dunedin, Wellington, Hamilton und Auckland zu verschenken. Zu groß war offenbar die Sorge, es könnten Bilder von (halb-)leeren Stadien um die Welt gehen.

"Wir wollen euch, wir brauchen euch, kommt euch die Spiele ansehen", sagte FIFA-Präsident Gianni Infantino kurz vor dem Eröffnungsspiel in Auckland. Auch die ehemalige Ministerpräsidentin Jacinda Ardern rief ihre Landsleute dazu auf, bei den Tickets zuzugreifen. Sie sei "so aufgeregt, dass Neuseeland solch ein tolles Sportevent mit großartigen Teams und Athletinnen aus der ganzen Welt austrägt", ließ Ardern über die sozialen Medien wissen.

Sieg gegen Norwegen entfacht Euphorie

Und tatsächlich entstand zumindest eine kleine Welle der Begeisterung. Durch den überraschenden 1:0-Auftaktsieg der neuseeländischen "Football Ferns" gegen das favorisierte Team aus Norwegen keimte die Hoffnung auf, der erste Einzug in die K.o.-Phase einer WM könnte ausgerechnet beim Heimturnier gelingen. Mehr als 42.000 Fans waren im Eden Park von Auckland dabei - die größte Kulisse bei einem Fußballspiel in der Geschichte des Landes. Diese Zahl wurde im weiteren Turnierverlauf sogar noch zweimal knapp übertroffen.

"Wir können auf diese Weise junge Mädchen inspirieren, unsere Nation stolz machen und hoffentlich unsere Sportkultur ändern", sagte Kapitänin Ali Riley nach dem Erfolg gegen Norwegen. Wohlwissend, dass sich der Fußball im neuseeländischen Alltag unter anderem hinter Rugby und Cricket einordnen muss. Dennoch waren die Stadien auch bei den anderen beiden Vorrundenspielen in Wellington und Dunedin sehr gut besucht, das Turnier für das neuseeländische Team nach dem 0:1 gegen die Philippinen und dem 0:0 gegen die Schweiz aber schnell vorbei.

Nach dem Aus der "Football Ferns" zu den "Matildas" rübergeschwenkt

Trotzdem ist das Interesse zumindest bei einigen geblieben. "Ich war bei insgesamt sieben Spielen", erzählte ein Neuseeländer im Gespräch mit der Sportschau, als er in der Innenstadt von Auckland gerade auf dem Weg in die Mittagspause war. "Die Atmosphäre in den Stadien ist toll. Es ist gut für uns 'Kiwis' zu sehen, dass es außer Rugby auch noch etwas anderes gibt."

Auf dem großen Platz unmittelbar vor dem Fanfest am Hafen waren ähnliche Stimmen zu hören: "Ich gucke mir alle Spiele im Fernsehen an, es ist so aufregend", berichtete eine junge Frau - und ihre Arbeitskollegin ergänzte: "Ich kann es gar nicht abwarten, bis die Halbfinalspiele beginnen."

Dort werden wieder viele Neuseeländerinnen und Neuseeländer den Australierinnen die Daumen drücken, glaubt sie. "Wir haben gewissermaßen zu den 'Matildas' rübergeschwenkt, nachdem unsere Mädels ausgeschieden sind." Mitunter sind die Gründe dafür auch ganz besondere. Ein kleines Mädchen sagte: "Ich mag Ellie Carpenter total gerne, weil ich auch Ellie heiße und weil sie eine tolle Spielerin ist."

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Sportschau FIFA Frauen WM | 16.08.2023 | 11:20 Uhr