DFB-Pokal 2023/24 Zweitligisten im Achtelfinale - so viele waren es lange nicht
Acht Zweitligisten stehen im Achtelfinale des DFB-Pokals, so viele wie seit 31 Jahren nicht mehr. Der Pokal ist ihre große Bühne - und für manchen Klub auch Ablenkung von der Tristesse in der Liga.
Da saß nun Dimitrios Grammozis und sollte etwas über sich erzählen, das ist so üblich, wenn einer als neuer Trainer eines Profiklubs vorgestellt wird. Also erinnerte Grammozis daran, dass er schon mal in Kaiserslautern war, als Spieler und nicht als Cheftrainer. Grammozis sagte: "Mir ist in Erinnerung, dass ich immer der beste Spieler auf dem Platz war."
Insofern wissen all diejenigen, die es mit dem FCK halten, aber zu jung sind, um sich an den Fußballer Grammozis zu erinnern, direkt eins über ihren neuen Trainer: Humor hat er.
Denn als Grammozis beim 1. FC Kaiserslautern unter Vertrag stand, war der Klub ein Erstligist, er spielte auch im Europapokal. Seine Mitspieler hießen Miroslav Klose, Mario Basler, Youri Djorkaeff oder Lincoln, sie erzielten die Tore, legten sie vor, zauberten mit dem Ball.
Grammozis erzielte selten Tore, als Vorlagengeber trat er kaum in Erscheinung, auch an Traumpässe erinnert man sich von ihm nicht. Er war ein Arbeiter im Mittelfeld. Es war seine beste Zeit, für keinen anderen Klub hat er mehr Spiele absolviert. Aber die Stars waren dann eben doch andere.
Kaiserslautern gegen Nürnberg - Duell zweier Klubs in der Krise
Am Sonntag (03.12.2023) hat Kaiserslautern Grammozis (45) als Nachfolger von Dirk Schuster verpflichtet, am Dienstag (ab 17.40 Uhr im Livestream in der ARD, im Liveticker und im Audiolivestream) spielt der Klub im Achtelfinale des DFB-Pokals gegen den 1. FC Nürnberg. Es ist wenig Zeit für einen Neuanfang.
"Ab jetzt beginnt eine neue Zeitrechnung", sagte Grammozis vor seinem Debüt als FCK-Trainer und sprach auch über Vorfreude und seinen neuen Job, der ihm eine "Herzensangelegenheit" sei. Und er sagte: "Stabilisieren ist ein wichtiges Thema, darauf liegt ein Hauptaugenmerk. Wir müssen hart arbeiten, unsere Situation ist nicht die tollste."
Und wer mochte ihm da schon widersprechen? Die vergangenen vier Spiele in der 2. Fußball-Bundesliga hat Kaiserslautern verloren, weshalb der Trainer nun auch nicht mehr Schuster heißt, sondern Grammozis. Der Klub ist in einer Krise - und das verbindet ihn dann auch mit dem Gegner aus Nürnberg, der zwar seinen Trainer Christian Fiel nicht ersetzt hat, aber von den vergangenen vier Spielen auch drei verloren hat.
Achtelfinale im DFB-Pokal: Acht Zweitligisten, aber nur sechs Erstligisten
Kaiserslautern gegen Nürnberg, das ist das Duell zweier Zweitligisten, die schon bessere Zeiten erlebt haben. Es ist aber auch ein Spiel, das eine Menge erzählt über den DFB-Pokal in der Saison 2023/24. Im Achtelfinale stehen acht Zweitligisten, neben dem FCK und dem "Club" aus Nürnberg sind das Düsseldorf, Magdeburg, St. Pauli, Paderborn, Hertha BSC und der Hamburger SV. Sie machen die Hälfte der Mannschaften aus. So viele Zweitligisten hatten zuletzt in der Saison 1992/93 das Achtelfinale erreicht.
Die aktuelle Spielzeit ist die 50. in der Historie der 2. Liga, und man wird das Gefühl nicht los, dass es diesmal stimmt. Dass diese Liga nie besser war als heute. Die Krisenklubs Kaiserslautern und Nürnberg laufen immer noch vor sehr vielen Fans auf, der HSV spielt riskanten, aber ansehnlichen Fußball, das gilt auch für Magdeburg. St. Pauli hat beides, gute Fußballer und gute Stimmung. Schalke hat zumindest Stimmung.
Man könnte sagen: Die Stimmung in der 2. Liga muss den Vergleich mit der in Liga eins nicht scheuen, und mitunter gilt das auch für die fußballerischen Darbietungen. Man fände dafür auch Anhaltspunkte im DFB-Pokal. Etwa in der 2. Runde vor wenigen Wochen, als die Zweitligisten Kaiserslautern, Paderborn und Hertha gegen die Erstligisten Köln, Freiburg und Mainz spielten. Im Laufe dieser Spiele lag irgendwann der jeweils klassentiefere Klub mit drei Toren vorn und kam am Ende weiter.
Prämien im DFB-Pokal - für das Viertelfinale gibt es 1,7 Millionen Euro
Außerdem im Achtelfinale stehen der Viertligist FC Homburg und der Drittligist 1. FC Saarbrücken, die Bayern werden sich erinnern. Das Saarland ist gerade ziemlich angesagt im deutschen Fußball. Und seine Klubs könnten sich mit einem weiteren Sieg, mit noch einer Pokal-Überraschung, auch finanziell etwas Gutes tun. "Wenn wir gegen Frankfurt gewinnen, wäre das ein Drittel unseres eingeplanten Etats für diese Saison", sagte Saarbrückens Pressesprecher Peter Müller.
Er meinte die Prämie für das Weiterkommen, nach dem Achtelfinale wären das knapp 1,7 Millionen Euro. Dazu kommen die Zuschauereinnahmen: Davon gehen jeweils 40 Prozent an die Heim- und an die Gastmannschaft, 20 Prozent an den DFB. Das lohnt sich nicht nur für Saarbrücken und Homburg, das Geld hätten sie auch in Magdeburg, Nürnberg oder Kaiserslautern gerne. Und in Düsseldorf.
Auch in Düsseldorf träumen sie von Zusatzeinnahmen
"Ich hoffe, dass wir weiterkommen und dass sich der finanzielle Spielraum ein Stück weit erweitert", sagte Fortuna Düsseldorfs Sportdirektor Christian Weber vor der Partie beim 1. FC Magdeburg: "Es ist vor der Saison nicht immer eingeplant, dass man in die vierte Runde kommt. Dementsprechend wären das ein Stück weit Zusatzeinnahmen."
Runde | 2022/23 | 2023/24 |
---|---|---|
1. Hauptrunde | 209.247 | 215.600 |
2. Hauptrunde | 418.494 | 431.200 |
Achtelfinale | 836.988 | 862.400 |
Viertelfinale | 1.673.975 | 1.724.800 |
Halbfinale | 3.347.950 | 3.449.600 |
Verlierer Finale | 2.880.000 | offen |
Sieger Finale | 4.320.000 | offen |
Nur sechs Erstligisten im Achtelfinale
Bleiben noch sechs Plätze für Erstligisten, nur sechs. Leipzig ist raus, die Bayern auch. Köln, Heidenheim, Union Berlin, Hoffenheim, Mainz, Augsburg, Darmstadt, Freiburg, Bremen und Bochum sind auch nicht mehr dabei. Die Prämien für den Viertelfinal-Einzug könnten auch sie gut gebrauchen, aber sie werden leer ausgehen. Zeiten sind das.
Den Trainer Grammozis wird das nicht beschäftigen, er hat gerade genug mit seinem neuen Arbeitgeber zu tun. Zuletzt hatte der 1. FC Kaiserslautern eigentlich überall Probleme, in der Defensive, die in vier Spielen elf Tore fing, und in der Offensive, die nur zweimal erfolgreich war. Aber nun ist Pokal, und da ist das mit den Gesetzmäßigkeiten ja so eine Sache. Also sagte Grammozis: "Bei mir herrscht eine brutale Vorfreude."