Champions League UEFA erlaubt Start von Manchester City und Girona
Manchester City und der FC Girona dürfen in der Champions League starten, obwohl sie beide ganz oder teilweise im Besitz der City Football Group aus Abu Dhabi sind. Auch Manchester United und OGC Nizza, die zum Chemiekonzern Ineos gehören, dürfen Europa League spielen.
Das bestätigte die Finanzkontrollkammer der UEFA. Die Regeln der UEFA besagen zusammengefasst vor allem, dass niemals "eine natürliche oder juristische Person auf mehr als einen Klub die entscheidende Kontrolle ausüben darf". Mit diesen Regeln soll die Integrität des Wettbewerbs sichergestellt werden, wenn mehrere Klubs denselben Besitzer haben.
Die UEFA sagt nun, dass die vier Klubs diese Regeln einhalten und im Europapokal starten dürfen - unter bestimmten Vorgaben.
Multi-Club Ownership ist der Besitz oder die Beteiligung eines Eigentümers an mehreren Klubs. Die möglichen Vorteile für die Besitzer und Risiken für den Wettbewerb gehen weit über den Verdacht auf abgesprochene Spiele hinaus. Transfers innerhalb eines Netzwerks von Klubs einer Mehrfachbeteiligung könnten zu Preisen getätigt werden, die den Bedürfnissen der Investoren entsprechen - und nicht den tatsächlichen Marktwerten. Auch der Zeitpunkt ist wählbar. So können Steuern umgangen oder Financial-Fairplay-Regeln zumindest auf dem Papier eingehalten werden. Klubs können zu Farmteams degradiert werden, die der Spitze ihrer Pyramide dienen. Für Fans kann die Identität ihrer Klubs verloren gehen.
UEFA: Anteile an Treuhänder, Transferverbot zwischen den Klubs bis 2025
Manchester City und der FC Girona sowie Manchester United und OGC Nizza hatten bis zum 3. Juni Zeit, Belege dafür vorzulegen, dass ihre Konstrukte den Regeln entsprechen. Die Kammer teilte nun mit, dass die Klubs "wesentliche Änderungen" in ihren Strukturen vorgenommen hätten. "Niemand ist direkt oder indirekt in irgendeiner Funktion an der Geschäftsführung, Verwaltung und/oder der sportlichen Leistung von mehr als einem Klub beteiligt." Damit übe niemand "Kontrolle oder entscheidenden Einfluss" auf mehr als einen Klub aus.
Die beiden Investoren hätten ihre Anteile an Girona und Nizza jeweils unter Aufsicht der UEFA-Kammer an einen unabhängigen Treuhänder übergeben. Dadurch sitzen die Investoren nicht mehr in den Vorständen der Klubs, so die UEFA-Kammer. Zwischen den jeweiligen Klubs herrsche nun ein Transferverbot bis September 2025 und es werde keinerlei Kooperationen geben. Zuletzt präsentierte Girona mit Etihad Airways eine Fluggesellschaft aus Abu Dhabi als Sponsor.
City und Girona gehören zum Netzwerk Abu Dhabi
Manchester City und der FC Girona sind Teil der "City Football Group". Das ist eine von der Königsfamilie Abu Dhabis mit Scheich Mansour in den Vereinigten Arabischen Emiraten kontrollierte Investmentfirma, die zahlreiche Fußballklubs weltweit ganz oder teilweise besitzt.
Manchester Citys Klubbesitzer Scheich Mansour
Während sich Manchester City zu 100 Prozent in Händen der City Football Group befindet, war der Besitz des FC Girona bislang aufgeteilt. 47 Prozent gehören der City Football Group. Der Rest verteilt sich seit 2020 auf den Geschäftsmann Marcelo Claure (35 Prozent) und die Girona Football Group (16 Prozent), mit der die City Football Group den Klub 2017 gemeinsam kaufte. Die Girona Football Group wird von Pere Guardiola geleitet - dem Bruder von Pep Guardiola, der Manchester City seit 2016 trainiert.
United und Nizza unter der Kontrolle von Jim Ratcliffe
Der britische Milliardär Jim Ratcliffe spielt beim Konstrukt zwischen Manchester United und OGC Nizza die entscheidende Rolle. Sein Chemiekonzern Ineos besaß zuletzt 100 Prozent des Klubs in Nizza und übernahm außerdem 27,7 Prozent der Aktien von Manchester United, wo Ratcliffe aber den Fußballbetrieb kontrolliert.
Der britische Milliardär Jim Ratcliffe
Red Bull - die UEFA ließ auch Leipzig und Salzburg spielen
Die beiden Fälle erinnern an die Entscheidung zu Red Bull. 2017 entschied die UEFA, dass sowohl Red Bull Salzburg als auch RasenBallsport (RB) Leipzig an den UEFA-Wettbewerben teilnehmen dürfen. Beide Klubs hätten "bedeutende Änderungen" im Management und der Struktur vorgenommen, so dass die Regularien erfüllt werden, hieß es 2017 von der UEFA.
Im Urteil damals stand: Die Rechtskammer komme zu dem Schluss, "dass die Beziehung zwischen Red Bull und dem FC Salzburg nur einer normalen Sponsoring-Beziehung entspricht" und dass "Red Bull keinen entscheidenden Einfluss auf Salzburg ausübe".
Red Bull gegen RasenBallsport in der Europa League 2018
2023: Drei Mehrfachbeteiligungen im Europapokal zugelassen
Im Sommer 2023 stand die UEFA vor ähnlichen Fragen. Sechs Klubs, von denen jeweils zwei unter der Annahme standen, möglicherweise von denselben Besitzern kontrolliert zu werden, wurden wie die Red-Bull-Klubs am Ende aber zugelassen.
- AC Mailand aus Italien und der FC Toulouse aus Frankreich gehörten damals mehrheitlich RedBird Capital aus den USA.
- Brighton & Hove Albion aus England und Royale Union Saint-Gilloise aus Belgien gehörten zeitweise mehrheitlich dem englischen Pokerspieler Tony Bloom.
- Aston Villa aus England und Vitoria Guimaraes aus Portugal standen beide unter der Kontrolle der Gruppe V Sports.
In allen drei Fällen ließ die Finanzkontrollkammer alle Klubs im Europapokal zu. Sie sah es als erwiesen an, dass es "bedeutende Änderungen" durch die Klubs und ihre Investoren gegeben habe, so dass sie die Regeln einhalten würden.
Regeln in Deutschland schränken Konstrukte teilweise ein
Für die Bundesliga zog die Deutsche Fußball Liga (DFL) 2015 Grenzen ein, nachdem der Volkswagen-Konzern Eigner oder Anteilsinhaber bei mehreren Klubs geworden war. Seitdem darf laut DFL-Satzung niemand "unmittelbar oder mittelbar an mehr als drei Kapitalgesellschaften der Lizenzligen beteiligt sein", nur bei einem dieser drei Klubs darf eine Beteiligung von "10 Prozent oder mehr" bestehen.
Volkswagen-Schriftzug im Stadion des VfL Wolfsburg
Der VW-Konzern hatte bereits beim VfL Wolfsburg, Bayern München und dem FC Ingolstadt investiert, als er mit seinem Tochterunternehmen Porsche AG eine Beteiligung von 10,4 Prozent beim VfB Stuttgart einging. Die DFL stimmte zu, Stuttgart soll nun weitere Anteile verkaufen, damit der Anteil entsprechend unter die Grenze von 10 Prozent fällt. Die anderen drei Klubs fallen allerdings unter einen Bestandschutz, da die Beteiligungen jeweils vor dem Erlass der Regeln eingegangen wurden.
Auch der FC Bayern ist im Geschäft mit Mehrfachbeteiligungen aktiv. Der Rekordmeister ist Mehrheitsgesellschafter von Racing de Montevideo SAD, einem Traditionsverein aus der ersten Liga Uruguays. Zusammen mit dem ebenfalls im Fußball weltweit agierenden Los Angeles Football Club (LAFC) hat der FC Bayern dafür das Joint Venture "Red & Gold" gegründet.
Mehrere deutsche Klubs Teil von internationalen Netzwerken
Ein Problem in Deutschland: Die Regel gilt nur national. Was ein Investor im Ausland besitzt, spielt keine Rolle. Das Bündnis "Zukunft Profifußball" fordert in einem Konzept deshalb eine internationale Ausweitung der Regel. Die Forderung lautet: "Wer in anderen Ligen mehr als 10 Prozent an einem Club hält, darf in Deutschland auch nicht mit mehr als 10 Prozent an einem Club beteiligt sein."
Protestbanner am Stadion von Standard Lüttich
Mehrere deutsche Klubs sind Teil von internationalen Netzwerken. Fast 80 Prozent der Kapitalanteile von Hertha BSC gehören dem auf eine Pleite zusteuernden Investor 777 Partners aus den USA. Auf dem Papier gehören 777 Partners auch beispielsweise Vasco da Gama aus Brasilien, Standard Lüttich aus Belgien oder FC Paris aus Frankreich. Weiteres Beispiel: 2021 kaufte der amerikanische Investor David Blitzer 45 Prozent der Anteile am FC Augsburg, ihm gehören Anteile an beispielsweise Bröndby IF (Dänemark), Crystal Palace (England), Real Salt Lake (USA) oder ADO Den Haag (Niederlande).
Der chinesisch-amerikanische Investor Chien Lee ist durch "NewCity Capital" am 1. FC Kaiserslautern beteiligt, hält aber zugleich beispielsweise am FC Barnsley (England), KV Oostende (Belgien), FC Den Bosch (Niederlande) oder FC Thun (Schweiz) Anteile. Mit KV Oostende verlor gerade ein Klub des Netzwerks die Lizenz. Die Fans trugen den Klub symbolisch zu Grabe.