Multi-Club Ownership Der FC Bayern München kauft jetzt Klubs
Laut einer aktuellen Studie sind fast die Hälfte aller Klubs in den Big-5-Ligen des europäischen Fußballs Teil eines Multi-Club-Ownership-Modells. Auch Bundesligisten kaufen sich jetzt erste Klubs im Ausland dazu. Wie der FC Bayern.
Der Rekordmeister aus München ist seit kurzem neuer Mehrheitsgesellschafter von Racing de Montevideo SAD, einem Traditionsverein aus der ersten Liga Uruguays. Zusammen mit dem ebenfalls im Fußball weltweit agierenden Los Angeles Football Club (LAFC) hat der FC Bayern dafür extra das Joint Venture "Red & Gold" gegründet. Ziel dieser Kooperation sei es, internationale Talente für die eigenen Profi-Mannschaften und den Profifußball auszubilden.
Mit der Übernahme eines Fußballklubs im Ausland geht der Bundesliga-Marktführer neue Wege und verspricht sich viel von dem Engagement in Uruguay. "Das Land hat im Verhältnis zur Gesamteinwohnerzahl von etwa 3,5 Millionen Menschen vermutlich die meisten Top-Profifußballer weltweit entwickelt und ist mit Argentinien Rekordgewinner der Copa América", erklärte Jochen Sauer auf der Website von Red & Gold. Sauer ist Leiter des Nachwuchsleistungszentrums des FC Bayern München und gleichzeitig Geschäftsführer des Joint Ventures.
Trend "Multi-Club-Ownership"
Die Münchener folgen mit der Kooperation bzw. der Investition in einen anderen Klub einem Trend des internationalen Fußballgeschäfts, dem sich auch die Bundesliga nicht mehr entziehen kann. Die entstehenden Multi-Club-Ownerships, also Investoren mit Mehrheitsbeteiligungen an mehreren Fußballklubs, seien eine Folge der Ökonomisierung der Profiligen, sagt Prof. Christoph Breuer von der Deutschen Sporthochschule Köln: "Der scharfe Wettbewerb führt bei den Klubs zur Suche nach Wettbewerbsvorteilen organisatorischer und finanzieller Art."
Das Analysehaus "Pitchbook" hat in einer aktuellen Studie festgestellt, dass in der Saison 2023/2024 schon über 40 Prozent der Klubs aus den Top-5-Ligen Europas mittlerweile zu Multi-Club Ownerships gehören. In der vorangegangen Spielzeit waren es noch etwas mehr als 35 Prozent. Die aktivsten Investoren kämen dabei aus den USA.
Zu diesen Geldgebern zählt beispielsweise 777 Partners. Seit März 2023 ist die amerikanische Investmentfirma an Hertha BSC beteiligt. Dazu besitzt 777 auch noch andere Klubs in Europa, wie den CFC Genua aus Italien, Standard Lüttich aus Belgien und Red Star FC aus Frankreich. Nun will die Firma auch noch beim englischen Premier League-Klub FC Everton einsteigen, der Deal muss von der Premier League aber noch endgültig genehmigt werden. Von mehr als 500 Millionen Euro Gesamt-Investment ist dabei die Rede. 777 ist nur ein Beispiel eines international tätigen Fußball-Konzerns, andere sind die Man City Group oder auch Red Bull mit seinem weltweiten Netzwerk aus Klubs.
Zweifel am Geschäftsmodell
Doch es gibt auch große Zweifel an diesem Geschäftsmodell. Einmal aus der Perspektive der Finanzierung. Denn die dafür erforderlichen Anleihen würden zu hohen Zinsraten aufgenommen. Bei dem Deal zwischen 777 Partners und dem FC Everton seien das Zinsraten von bis zu 20 Prozent, berichtete das norwegische Investigativportal "Josimar".
Das wirft natürlich die Frage auf, wie sich das Investment rentieren soll. "Momentan sind international zahlreiche Multi-Club Ownerships unterwegs, auch viele kleine. Und häufig noch mit der Hoffnung, im Profifußball wäre schnelles Geld zu machen", analysiert Wirtschaftswissenschaftler Breuer im Gespräch mit der Sportschau. Auf Klubebene führe die hohe Aufmerksamkeit für den Fußball und in einigen Ligen sowie die Anfälligkeit für Geldwäsche dazu, dass mitunter auch weniger seriöse Investoren aufträten.
Aber auch sportlich steht das Modell schon seit langem in der Kritik. Denn das strategische Ziel einer jeden Multi-Club-Ownership ist es, Synergieeffekte zwischen den Klubs zu schaffen, etwa durch einen Transfer-Binnenmarkt oder einen eigenen Talentpool. Beide können sich dann dem restlichen Markt entziehen, sodass außerhalb davon agierende Konkurrenz-Klubs ausgeschlossen sind.
Sportliche Integrität des Wettbewerbs im Fokus
"Solche Mehrfach-Beteiligungen müssen streng reguliert werden", fordert deshalb Manuel Gaber, der Sprecher des Netzwerks "Zukunft Profifußball", einem Zusammenschluss verschiedener Fan-Organisationen. Man sehe am Modell RB Leipzig in der Bundesliga, welche Vorteile durch die Mehrfachbeteiligungen an Klubs allein auf dem Transfermarkt entstünden.
Von einem solchen Modell will nun auch der FC Bayern mit Hilfe von Kooperationen profitieren. Der Los Angeles Football Club, mit dem die Bayern nun über das Joint Venture "Red&Gold" verbunden sind, erweitert seinen Fußball-Konzern stetig. Gerade hat der LAFC beim Schweizer Traditionsklub Grasshoppers Zürich die Mehrheit übernommen. Zudem ist des Klub noch an Wacker Innsbruck aus Österreich beteiligt.
Das Joint Venture "Red & Gold" ist darüber hinaus auch in Afrika tätig. Dort kooperiert man seit vergangen September mit der Fußball-Akademie Gambinos Stars Africa in Gambia, um für Talente-Nachschub zu sorgen.