Mittelstürmer von Borussia Dortmund Serhou Guirassy - "Klassischer Neuner", aber auch der einzige
Borussia Dortmunds Trainer Nuri Şahin lobt Serhou Guirassy als "klassischen Neuner", den er "unbedingt auf dem Platz haben" will. Das stramme Programm mit Klub und Nationalmannschaft verlangt viel von dem Mittelstürmer, der zudem - mal wieder - verletzt war.
"Voetbal International" ist in den Niederlanden, was der "kicker" in Deutschland ist. Die Sonderhefte zur neuen Fußballsaison gehören bei beiden Fachmagazinen zum Standardangebot. Als vor ein paar Tagen der "Seizoengids" (Saisonführer) erschien, hatte die Eredivisie allerdings schon vier Spieltage hinter sich. "Voetbal International" hatte seine Leser gefragt, ob sie das Heft - wie in den Jahrzehnten zuvor - vor der Saison haben wollen oder erst nach Schließung des Transferfensters. Etwa 80 Prozent entschieden sich für die spätere Variante.
Das Sonderheft des "kicker" erschien am 2. August, drei Wochen vor dem Start der Bundesliga und vier Wochen vor dem Ende des Transfermarktes in den wichtigsten Ligen. Die gedruckte Ausgabe führt daher noch vier Mittelstürmer bei Borussia Dortmund auf: Sehrou Guirassy, Niclas Füllkrug, Sébastien Haller und Youssofa Moukoko.
Einer statt vier
Wenn der BVB am Mittwoch (Ab 21 Uhr live in der Radio-Reportage und im Ticker bei der Sportschau) beim FC Brügge in die Champions League startet, die nun tatsächlich auch eine Liga ist, hat er nur noch einen im Kader: Guirassy. "Ein ganz klassischer Neuner" sei das, sagte Trainer Nuri Şahin nach dem 4:2-Sieg gegen den 1. FC Heidenheim, bei dem Guirassy sein Debüt im schwarz-gelben Trikot gab.
Seit Wochen hatte der BVB gesagt, dass dies nach der Knieverletzung seines Neuzugangs wahrscheinlich gegen Heidenheim passieren wird. Dass Guirassy in der Startelf stand, überraschte dennoch ein bisschen. Şahin gab aber eine plausible Erklärung ab: "Ich wollte ihn unbedingt auf dem Platz haben." Serhou Guirassy gebe dem Spiel des BVB "eine ganz andere Komponente", sagte der Trainer, und das hatte das Spiel zuvor gezeigt.
Sportdirektor Kehl über Guirassy: "Er wird super wichtig für uns sein"
Mag die Leistung auch wegen einiger Fehlpässe und einer vergebenen Großchance nur durchschnittlich gewesen sein, so zeigte der Nationalspieler Guineas, dass er das Spiel belebt, konkreter ausgedrückt das Kombinationsspiel. Guirassy war als Anspielstation auf der Position des "Neuners" wie auch häufig der des "Zehners" zugegen, Dortmund passte schnell und viel.
Auch im Pressing und Gegenpressing leistete Guirassy wertvolle Arbeit. Dass er zuvor nicht mal ein Testspiel mit seinen neuen Kollegen bestritten hatte, war kaum zu merken. "Er hat sehr, sehr viel gebracht. Seine Präsenz, wie er Fouls zieht und Bälle festmacht", lobte Sportdirektor Sebastian Kehl, "wie schnell er das Spiel versteht, in welchen Räumen er sich bewegt und wie clever er ist."
Kehls Prognose: "Er wird super wichtig für uns sein. Es wird nicht lange dauern, bis er trifft."
Strammes Programm für Guirassy
Als Guirassy ausgewechselt wurde, kam mit Maximilian Beier ein anderer Neuzugang. Er kommt der Spielweise Guirassys am nächsten, ist aber eben nicht der klassische Neuner, den Şahin auf dem Platz haben will.
Insofern müsste der Trainer mindestens zwei Spielideen haben, oder eben Serhou Guirassy müsste jedes Spiel machen, und das scheint aus mehreren Gründen kaum möglich. In der Champions League werden die Dortmunder bis zum Beginn der K.o.-Runde mindestens zwei Spiele mehr machen, sollten sie die Liga auf einem Tabellenplatz zwischen neun und 24 abschließen, werden es sogar vier sein.
Im DFB-Pokal geht es zum Ligarivalen VfL Wolfsburg, und mit der Nationalmannschaft stehen Qualifikationsspiele zum Afrika-Cup und zur Weltmeisterschaft an. Im Sommer 2025 steht die aufgeblähte Klub-WM in den USA an. Viele Englische Wochen, viele Reisekilometer, und das für einen Profi, der schon mehrmals länger wegen Verletzungen pausieren musste.
Zweiter Medizincheck nötig
Borussia Dortmund ordnete im Sommer sogar einen zweiten Medizincheck an. Erst als klar war, dass keine Operation notwendig wird, wurde der Transfer perfekt gemacht, der den BVB die festgeschriebene Ablösesumme von 18 Millionen Euro kostete.
Saison | Verein | Ligaspiele (von möglichen*) | Tore |
---|---|---|---|
15/16 | OSC Lille | 8 (21) | 0 |
16/17 | 1. FC Köln | 6 (34) | 0 |
17/18 | 1. FC Köln | 15 (34) | 4 |
19/20 | SC Amiens | 23 (38) | 9 |
20/21 | Stade Rennes | 27 (37) | 10 |
21/22 | Stade Rennes | 37 (38) | 9 |
22/23 | VfB Stuttgart | 24 (32) | 12 |
23/34 | VfB Stuttgart | 28 (34) | 28 |
insgesamt | 168 (268) | 72 |
* Die möglichen Spiele beziehen sich auf Guirassys Einsatz-Möglichkeiten. Wechsel nach Saisonbeginn sind der Grund für die Differenz zwischen der Anzahl an Saisonspielen des Vereins und Guirassys möglichen Spielen.
Überragende Torquote
Der BVB zahlte an den VfB Stuttgart in der Hoffnung, dass er genau jenen Serhou Guirassy bekommt, der sich beim VfB entwickelte: einen spielerisch starken Mittelstürmer, der jetzt auch Torjäger genannt werden darf und in den meisten Spielen zur Verfügung steht.
In 66 möglichen Bundesligaspielen seit seinem Wechsel von Stade Rennes erzielte Guirassy 40 Treffer. In der vergangenen Saison waren es 28 Tore bei 28 Einsätzen für den 28 Jahre alten Stürmer - der in der gedruckten Ausgabe des "kicker"-Sonderheftes noch ohne Rückennummer aufgeführt wurde. Erst nach dem Erscheinungstag wählte Guirassy die "19", mit dem Abgang von Haller wurde die "9" frei, auf die der Neuzugang dann wechselte, nach Schließung des Transferfensters, kurz vor dem Debüt.