Champions League gegen Manchester City Real Madrid - die Gejagten werden zu Jägern
Neue Rangordnung in der Champions League: Real Madrid gilt gegen Manchester City am Dienstag (09.05.2023, 21 Uhr im Live-Ticker bei sportschau.de) als Außenseiter. Den "Königlichen" könnte diese Rolle in die Taktik-Karten spielen.
Am Wochenende holte sich Real Madrid noch einmal die nötige Portion Selbstvertrauen für den ersten Teil des europäischen Showdowns: Vor dem Halbfinal-Hinspiel in der Champions League am Dienstag gegen Manchester City sicherte sich Real quasi im "Vorbeigehen" den spanischen Pokal. Mit einem 2:1-Sieg im Finale der Copa del Rey gegen CA Osasuna gewann Madrid zum 20. Mal den Cup. Es war der erste Pokaltitel seit 2014.
Vinicius Junior macht den Unterschied
Überragender Mann beim Team von Trainer Carlo Ancelotti: Vinicius Junior. Der brasilianische Linksaußen war von den Gegenspielern aus Pamplona nie in den Griff zu bekommen, bereitete beide Real-Tore mustergültig vor und dürfte aus Sicht der Spanier einer der größten Hoffnungsträger auch für die kommenden "Giganten-Duelle" mit City werden.
Das Tempo des erst 22-Jährigen, der in dieser Saison schon 50 Pflichtspiele für Real absolviert hat, könnte für Manchester City zu einem echten Problem werden. Wenn Vinicius Junior Platz hat und einen gut getimten Pass in die Tiefe (Toni Kroos und Luka Modric können das) erhält, ist er quasi nicht zu stoppen. Und hat der freche Brasilianer mit seinen Dribblings erst einmal seinen direkten Gegenspieler ins Visier genommen, lässt er ihn nicht mehr in Ruhe.
Große Aufgabe für Kyle Walker
Es scheint klar, wer bei City für die Aufgabe abgestellt werden wird, Vinicius Junior möglichst zu stoppen: Kyle Walker - mit Abstand schnellster City-Verteidiger - wird sich alle möglichen Videosequenzen des Stürmers anschauen, um sein eigenes Stellungsspiel entsprechend auszurichten. Er wird Reals Außenmann frühzeitig stören müssen, auch um dessen beinahe perfektioniertes Zusammenspiel mit Real-Mittelstürmer Karim Benzema gar nicht erst zur Entfaltung kommen zu lassen.
City wird die beiden ganz genau unter Beobachtung halten. Ansonsten gehen die Experten davon aus, dass die Engländer - derzeit als weitweit bestes Team eingeschätzt - auch Real Madrid mit ihrem Ballbesitzfußball dominieren werden.
Lehre aus 21/22: Real darf man nie abschreiben
Das war auch vergangene Saison schon so, als die beiden im Halbfinale aufeinandertrafen. Auch damals war City über weite Strecken der beiden Spiele das dominante Team, musste sich den Spaniern aber am Ende geschlagen geben. Nach einem 4:3-Heimsieg führte City im Bernabeu bis in die Schlussminute hinein mit 1:0, ehe zwei ultraspäte Treffer von Rodrygo die Partie drehten und Real in die Verlängerung retteten. Dort machte Benzema mit seinem Tor zum 3:1 gegen geschockte Gegner den Deckel drauf.
Diesmal gilt City als noch größerer Favorit als vor Jahresfrist. Der souveräne Sieg gegen den FC Bayern und vor allem die Tatsache, dass sie mit Erling Haaland nun den Stoßstürmer in ihren Reihen wissen, der ihnen in der vergangenen Saison noch so sehr fehlte, macht die Engländer zum Topfavoriten auf den Titel. Real Madrid geht gegen dieses scheinbar perfekt zusammengestellte Team als Underdog ins Rennen.
Ancelotti fühlt sich wohl als Underdog
Und genau diese Rolle könnte dem Ancelotti-Team wie auf den Leib geschneidert sein. Wenn die Madrilenen scheinbar chancenlos sind - dann werden sie oft noch einmal richtig gefährlich.
Außerdem: Real - in der spanischen Meisterschaft weit vom FC Barcelona abgehängt - ist ein anderes Real, wenn die Hymne der Champions League erklingt. Dann nutzen die erfahrenen Strategen um Benzema, Modric und Kroos jede sich bietende Gelegenheit, um den Gegner zu dominieren.
Kommt Bellingham? "Neues Real" nimmt Formen an
Aber natürlich haben sie auch in der spanischen Metropole erkannt, dass die Performance der Genannten nicht endlos weiter zu erwarten ist. Reals aktuelles Team wird in dieser Besetzung wohl nicht mehr oft versuchen, sich zu Europas Königen zu krönen. Kroos und Modric sollen ihre auslaufenden Verträge noch einmal um je ein Jahr bis 2024 verlängern.
Jude Bellingham steht als Nachfolger für das zentrale Mittelfeld laut Medienberichten schon in den Startlöchern. Interesse soll Real auch an Bayerns Linksverteidiger Alphonso Davies zeigen. Aber das ist Zukunftsmusik. Erst einmal wollen die "alten Generäle" des spanischen Rekordmeisters noch einmal zeigen, dass auch das Manchester City des Jahres 2023 verwundbar ist.