Situation bei Borussia Dortmund Kovač Favorit als neuer Trainer, aber es ist alles kompliziert
Niko Kovač ist der Favorit unter zwei Kandidaten auf den Trainerjob bei Borussia Dortmund. Aber es soll noch einiges zu klären sein zwischen ihm und dem Klub, wie es überhaupt einiges zu klären gibt.
Es ist nach wie vor kompliziert, die Gemengelage bei Borussia Dortmund mit wenigen Sätzen oder gar nur einem Wort zu beschreiben. Die Adjektive verworren, verzwickt und vertrackt scheinen geeignet - und auch kompliziert.
Sportlich ist es einerseits einfach, denn sollte der BVB noch eine Chance haben wollen, direkt ins Achtelfinale der Champions League einziehen zu wollen, muss er am Mittwoch gegen Schachtar Donezk gewinnen. Was ansonsten noch passieren muss, da wird es kompliziert. Realistisch sollte sich der Ballspielverein darauf einstellen, im Februar zwei Partien in einer Zwischenrunde spielen zu müssen.
Eine deutlich bessere Ausgangsposition kostete den BVB die Niederlage beim FC Bologna, die zudem Nuri Şahin den Job gekostet hat.
Niko Kovač und Mr. X, der sich als Ralf Rangnick herausstellt
Borussia Dortmund sucht mal wieder einen neuen Cheftrainer, und bei dieser Suche gibt es nach Informationen der Sportschau zwei ernsthafte Kandidaten. Der eine ist einer, dessen Name noch nicht in der Gerüchteküche gehandelt worden war. Zu hören war lediglich, dass es sich um einen Mann handelt, und daher konnte er Mr. X statt N.N. genannt werden.
Dem Sender "sky" gelang es dann am Dienstag, das Geheimnis zu lüften. Mr. X sei Ralf Rangnick, der österreichische Nationaltrainer, berichtete "sky". Informationen der Sportschau decken sich damit. Sie besagen auch, dass Ralf Rangnick, als ehemaliger Schalker und Leipziger mit vermutlich eher schwierigem Stand bei Dortmunder Fans auf der Südtribüne, kein Trainer des BVB wird, zumindest nicht für den Rest der Saison.
Neue Lösung im Sommer?
So läuft es auf Niko Kovač hinaus, der andere Kandidat, der schon länger gehandelt wird. Er hat sich als Favorit heraus kristallisiert, aber es soll nicht so sein, dass er nur noch nach Dortmund einfliegen muss, um einen Vertrag zu unterschreiben.
Kovač, auch das ist aus dem Verein zu hören, soll eher als Lösung bis zum Sommer angedacht sein, um dann eine andere Lösung zu finden. Das könnte der Knackpunkt bei den Gesprächen sein, die noch vor dem Spiel in der Champions League fortgesetzt werden sollen.
Auch bei einer möglichen Lösung für den Sommer flitzen schon Namen durch die Gerüchteküche, einer davon ist Sebastian Hoeneß, derzeit beim VfB Stuttgart unter Vertrag. Nun kommt Ralf Rangnick hinzu.
Von der Borussia werden keine Namen kommentiert, aber wenn über Flighttracker nachzuvollziehen ist, dass am Montag (27.01.2025) eine Chartermaschine von Paderborn (etwa 100 Kilometer von Dortmund entfernt) unter diversen Ablenkungsmanövern nach Salzburg und zurück flog, dann war das - wie es in einer ersten Fassung dieses Textes auch stand - als weiteres starkes Indiz für das Interesse am 53 Jahre alten Kroaten zu werten. Kovač, bis März 2024 Trainer beim VfL Wolfsburg, wohnt in Salzburg.
Allerdings wohnt ganz in der Näher der österreichischen Stadt auch Ralf Rangnick, dem der Besuch galt.
Tullberg eventuell auch in Heidenheim noch Interimstrainer
Es könnte sich bis zu einer Einigung mit Kovač noch ein bisschen ziehen, sodass Interimstrainer Mike Tullberg eventuell auch am Samstag im Bundesligaspiel beim 1. FC Heidenheim für die Mannschaft verantwortlich sein wird.
In diese Partie wird Borussia Dortmund als Tabellenelfter gehen. Sechs Punkte Rückstand auf den vierten Platz, der zur Teilnahme an der Champions League berechtigt, sind aufzuholen. Doch es soll auch bei den Verantwortlichen Zweifel geben, dass dies mit dem aktuellen Kader gelingen kann. Bislang gab es auf dem Transfermarkt des Winters nur zwei Bewegungen. Donyell Malen verließ den BVB, er spielt jetzt für Aston Villa in der Premier League.
Vorzeitig von einem Leihgeschäft mit dem VfL Wolfsburg zurückgeholt wurde Salih Özcan, als schnelle Reaktion auf die Verletzung von Mittelfeldspieler Felix Nmecha, der länger ausfallen wird.
Sportdirektor Kehl unter Zeit- und Erfolgsdruck
Die Zeit rennt der Borussia ein wenig davon, vor allem wenn der neue Trainer noch entscheidenden Einfluss auf Neuzgänge nehmen soll. Das Transferfenster schließt am Montag (03.02.2025). Sportdirektor Sebastian Kehl ist somit unter Zeit- als auch unter Erfolgsdruck, denn von den Neuzugängen des vergangenen Sommers erfüllte bislang nur Serhou Guirassy die Erwartungen, und dessen Verpflichtung wird dem Technischen Direktor Sven Mislintat zugerechnet.
Dessen Verhältnis zu Kehl ist seit dem vergangenen Sommer ein Thema, weil es schon als belastet galt, bevor Mislintat zurückgeholt wurde. Inzwischen ist es noch schlechter geworden, und es liegt nahe, dass es dem Betriebsklima zuträglich wäre, würde einer von beiden gehen müssen.
Nach Berichten der Dortmunder Zeitung "Ruhr Nachrichten" und der Nachrichtenagentur "Sport-Informationsdienst" (sid) steht eine Trennung von Mislintat bevor. Aber auch bei dieser Personalie ist die Gemengelage mindestens kompliziert, denn es gibt bei den Entscheidern des BVB auch Fürsprecher, genau wie es Kritiker von Sebastian Kehl gibt, der kürzlich allerdings einen neuen, bis 2027 gültigen, Vertrag unterschrieb.
Der wichtigste Entscheider bei der Borussia ist weiterhin Hans-Joachim Watzke, auch wenn Lars Ricken, mit dem der Boss nach Salzburg geflogen war, als Geschäftsführer Sport in den Medien inzwischen deutlich präsenter ist. Dann gibt es auch noch den externen Berater Matthias Sammer, der den Klub nach der Niederlage in Bologna als Experte des übertragenden Streamingsdienstes so darstellte, als sei die Gemengelage eher hoffnungslos als kompliziert.