Sportdirektor Sebastian Kehl schaut nachdenklich

Unruhe beim BVB Mislintat und Kehl - programmiertes Kompetenzgerangel

Stand: 05.08.2024 18:27 Uhr

Bei Borussia Dortmund rumort es mal wieder. Es geht um eine vermeintliche Kompetenzüberschreitung von Sven Mislintat zulasten von Sportdirektor Sebastian Kehl. Dass es zwischen den beiden zu Reibungen kommen wird, war programmiert.

Von Marcus Bark, Bad Ragaz

Am Freitag (09.08.2024) werden die Sportplätze "Ri-Au" wieder für den heimischen FC Bad Ragaz frei sein. Der Fußballklub aus dem malerischen Kurort an der Rheinaue (Schweizerdeutsch: Ri-Au) nutzt das sofort aus, um an zwei Tagen ein "Dorf- und Grümpelfest" zu veranstalten.

Das "Grümpi" wird es in Bad Ragaz genannt. Es ist eine Mischung aus einem Fußballsturnier mit Vereins-, aber auch Freizeitmannschaften, und einem Volksfest mit Musik und Tanz.

Unter dem neuen BVB-Trainer geht's zur Sache

Seit dem 1. August trainiert eine der besten europäischen Profimannschaften auf der Ri-Au, auch mit Musik, allerdings nur beim Aufwärmen im Fitnesszelt. Auf dem Platz geht es dann unter dem neuen Trainer Nuri Şahin konzentriert und ausgiebig zur Sache.

Waldemar Anton (l.) und Cole Campbell (r.) im Zweikampf um den Ball

Waldemar Anton (l.) und Cole Campbell (r.) im Zweikampf um den Ball

Führungstetage sorgt für gewittrige Stimmung bei Borussia

Es könnte so schön sein in der Rheinaue vor dem wunderbaren Alpenpanorama. Doch der Ballspielverein Borussia sorgt mal wieder durch ein gewittriges Rumoren in der Führungsetage für Stimmung in der eigenen Bude.

Im Mittelpunkt steht Sven Mislintat, der seit dieser Saison zurück ist bei dem Verein, bei dem er sich als Chefscout einen hervorragenden Ruf beim Erspähen von Fußballern erwarb, die für relativ wenig Geld gekauft und für sehr viel Geld verkauft wurden. Genau wegen dieser Fähigkeiten holten sie den 51 Jahre alten Mislintat nach dessen Stationen beim FC Arsenal, VfB Stuttgart und Ajax Amsterdam zurück.

Mislintats Selbstbewusstsein ist ausgeprägt

Die Jobbeschreibung lautet Kaderplaner, die offizielle Bezeichnung Technischer Direktor. In der Hierarchie ist er damit dem Sportdirektor Sebastian Kehl untergeordnet. In der Theorie soll er Kehl zuarbeiten und Neuzugänge vorschlagen. Der wiederum soll die notwendigen Verhandlungen führen, die dann von der Geschäftsführung um Hans-Joachim Watzke und neuerdings Lars Ricken abgesegnet werden.

Sven Mislintat im Trainingslager in Bad Ragaz

Sven Mislintat im Trainingslager in Bad Ragaz

In der Praxis ist Mislintat jemand, der mit den Jahren und Stationen ein ohnehin sehr ausgeprägtes Selbstbewusstsein noch gestärkt hat. Er glaubt, dass er viele Dinge mindestens genauso gut oder auch besser kann als andere. Wer glaubte, dass Mislintat brav scoutet und dann an seinen Vorgesetzten Kehl übergibt, muss naiv sein, zumal das persönliche Verhältnis, anders als das zu seinem früheren Chef Michael Zorc, als angespannt gilt.

So war ein Kompetenzgerangel programmiert, und so verwunderte eventuell nur der Zeitpunkt, als am Sonntagabend (04.08.2024) von internen Rissen und Kompetenzüberschreitungen berichtet wurde, die zu einer schnellen Trennung von Mislintat führen könnten.

Keine schnelle Trennung, aber ernste Gespräche in Dortmund

Zumindest zu einer schnellen Trennung wird es während einer laufenden Transferperiode nach Informationen der Sportschau nicht kommen, allerdings soll es ernste Gespräche geben mit dem deutlichen Hinweis an den Kaderplaner, sich an die Jobbeschreibung und das Organigramm zu halten.

Es gibt aufgrund der Persönlichkeitsstruktur Mislintats berechtigte Zweifel, dass dies passieren wird, und so könnte der Finalist der Champions League ein Rumoren mit in die Bundesligasaison nehmen, das jederzeit wieder zu einem Gewitter werden kann.

Und irgendwie spielt Lars Ricken auch noch eine Rolle

Da Watzke und andere führende Personen beim BVB um die latente Gefahr von Kompetenzgerangel und Rumoren wissen mussten, stellt sich die Frage, warum Mislintat geholt wurde, obwohl Kehl da ist. Die Antwort hat indirekt auch etwas mit Lars Ricken zu tun, der sich öffentlich noch sehr zurückhält und auch in Bad Ragaz noch nichts öffentlich sagte.

Der neue Geschäftsführer besetzt einen Posten, den Kehl gerne gehabt hätte. Als er ihn nicht bekam, setzte nach Informationen der Sportschau zumindest bei einigen Führungskräften der Glaube ein, Kehl werde aus Frust den Klub verlassen, bei dem er viele Jahre mit Şahin zusammenspielte, auch noch mit Ricken.

Kehl und Mislintat - Reibungspunkte werden bleiben

Kehl aber ist immer noch da, genau wie nun wieder Mislintat. Die Reibungspunkte werden bleiben. Anders kann es kaum sein bei zwei Persönlichkeiten, die ihre Meinungen vehement vertreten, auch wenn sie unterschiedlich sind.

Ein Arbeitstreffen der Führungsetage inklusive Kehl und Mislintat noch am Sonntagabend soll konstruktiv gewesen sein. Eine Stimmung wie auf dem "Grümpi" kann allerdings niemand erwarten.