Guirassy trifft gegen Barcelona

Raus trotz Guirassy-Show Kein Wunder, aber ein großer Abend - BVB begeistert gegen Barca

Stand: 15.04.2025 22:54 Uhr

Borussia Dortmund verabschiedet sich aus der Champions League - aber auf eindrucksvolle Weise. Der BVB gewann am Mittwoch (15.04.2025) das Rückspiel im Viertelfinale gegen den FC Barcelona mit 3:1 (1:0) und schied nach dem 0:4 im Hinspiel aus. Er holte sich jedoch jede Menge Selbstvertrauen für den Endspurt in der Fußball-Bundesliga.

Serhou Guirassy war mit einem Dreierpack (11. Minute, 49. und 77.) der überragende Mann auf der Anzeigetafel, die gesamte Mannschaft zeigte allerdings das vielleicht beste Spiel des BVB in der laufenden Saison. Ein Eigentor von Ramy Bensebaini (54.) sorgte dafür, dass Dortmund zwischenzeitlich der Glaube an das Wunder etwas abhanden kam. Die Mannschaft von Trainer Niko Kovac beendete die Champions-League-Saison dennoch so, dass die Lust auf die nächsten Wochen groß sein dürfte.

"Ich bin stolz auf das, was wir geschafft haben. Barcelona ist ein starkes Team, aber wir sind auch stark. Wir haben bis zum Ende gekämpft und gezeigt, was wir können", sagte Guirassy bei "Amazon Prime", aber betonte - auch, weil er mit 13 Treffern die Torschützenliste anführt - ebenfalls: "Es ist schade, dass der Weg jetzt vorbei ist."

BVB-Stürmer Guirassy verwandelt wie gegen Bologna

Kovacs Gegenüber Hansi Flick hatte im Vorfeld betont, sein Team würde "kein Spiel auf die leichte Schulter" nehmen. Er verzichtete daher auf eine Rotation, die das enorme Polster durchaus gerechtfertigt hätte. Von seinen Stars erhielt nur Mittelfeldmotor Pedri eine Pause, mit Gavi brachte Flick allerdings einen Akteur, der nicht unbedingt für eine große Verschlechterung steht. Doch Flick hatte das Problem, dass die Spieler seine Einstellung nicht bestätigten.

Der BVB überrannte die Gäste in den ersten Minuten der Partie. Guirassy vergab in der fünften und siebten Minute bereits zwei hochkarätige Torchancen, dann bekam er eine dritte, nachdem Barcelonas Torhüter Wojciech Szczesny ein klares Foul an Pascal Groß begangen hatte. Guirassy trat zum Elfmeter an und hatte das Glück, dass der Szczesny offenbar nicht damit rechnete, dass er wiederholen würde, was er schon gegen den FC Bologna (1:2) in der Gruppenphase dieser Champions-League-Saison gemacht hatte.

Da chippte Guirassy den Ball ebenfalls beim Stand von 0:0 und wäre damit beinahe gescheitert. BVB-Berater Matthias Sammer bezeichnete den Versuch als "Panenka für Arme". Tatsächlich lupfte der Dortmunder Stürmer wieder in die Mitte und durfte erneut jubeln, weil sich Szczesny dazu entschieden hatte, sich in eine Ecke zu bewegen - das 1:0 (11.) und noch jede Menge Zeit, um am Wunder zu arbeiten.

BVB versucht sich am Wunder, das nur Barca gelungen war

Erst ein Team hatte es in der Geschichte der Champions League geschafft, nach einer 0:4-Hinspielniederlage weiterzukommen - und das war BVB-Gegner Barca. In der Saison 2016/17 gewannen die Katalanen das Rückspiel mit 6:1 und nun machten sie in den ersten Minuten den Eindruck, als könnte sie nun Zeuge dessen werden, dass eine Mannschaft es erneut schafft.

Doch nach dem 0:1 gelang es Barca weitgehend, mehr Kontrolle ins Spiel zu bringen und kam selbst zu einigen vielversprechenden Angriffen. Allerdings schien die nötige Ernsthaftigkeit zu fehlen, um diese auch derart stark auszuspielen wie im Hinspiel. Und so hatte Dortmund noch die große Chance auf den zweiten Treffer, als Karim Adeyemi an Szczesny scheiterte (37.). Was diese Gelegenheit so groß machte, war aber nicht die Parade, sondern dass Adeyemi es verpasste, mit einem Querpass Maximilian Beier den einfachen Einschuss zu ermöglichen.

Kounde und Adeyemi im Zweikampf

Dortmund überrennt Barcelona wieder - bis Bensebaini falsch trifft

Die zweite Halbzeit begann dann wie die erste - Dortmund überforderte Barcelona mit seinem unbändigen Willen, für einen spektakulären Abend zu sorgen. In der 48. Minute scheiterten Adeyemi und Pascal Groß noch an Szczesny, nach der folgenden Ecke legte Ramy Bensebaini per Kopf aber den zweiten Treffer von Guirassy aus kürzester Distanz vor (49.).

53 Minuten lang war es ein berauschender Abend in Dortmund, doch dann unterlief Bensebaini ein Missgeschick, das die Hoffnungen der Schwarz-Gelben nahezu zunichte machte. Nach einer Flanke von Fermin Lopez schoss der BVB-Verteidiger den Ball unbedrängt ins eigene Tor (54.) und verpflichtete sein Team damit, mindestens fünf Treffer in diesem Spiel erzielen zu müssen.

BVB zu platt für den Endspurt - Barca trifft auf Bayern oder Inter

Der Schock war dem BVB anzumerken - und auch der enorme Aufwand, den das Team betrieben hatte, um sich in eine Ausgangslage zu bringen, die etwas Historisches kurzzeitig zu einer realistischen Chance machte. Barcelona kontrollierte nach dem eigenen Anschlusstreffer - auch wegen der Einwechslung von Pedri - die Partie fortan und versuchte, Dortmund gar nicht die Möglichkeit zu geben, wieder den Elan von vorher zurückzuerlangen.

Kurz wirkte es so, nachdem Guirassy einen kapitalen Fehler von Ronald Araujo für seinen dritten Treffer nutzte (77.) - allerdings fehlte letztendlich die Durchschlagskraft, um Barcelona (trifft im Halbfinale auf den FC Bayern München oder Inter Mailand) das Weiterkommen noch abspenstig zu machen. Das änderte aber nichts daran, dass der BVB für die letzten fünf Bundesligaspiele nun eine Blaupause hat, die zeigt, wie viel Qualität in der Mannschaft steckt.

Der Turnierbaum der Champions League

Der Turnierbaum der Champions League

"Dortmund hat es sehr gut gemacht, sie haben eine fantastische Mannschaft. ich hatte vorher schon das Gefühl, dass sowas kommt, weil ich das Stadion und die Fans gut kenne", lobte auch Flick, der seit dieser Saison Barca-Coach ist, bei "AmazonPrime". "Bei uns hat auch nicht allzu viel geklappt. Aber wir sind glücklich, es ist eine schöne Sache, dass wir im ersten Jahr direkt das Halbfinale erreicht haben."

Dortmund trifft nun auf Gladbach

Durch den Aufwind in den vergangenen Spielen hat der BVB in der Bundesliga wieder den Anschluss an die europäischen Plätze hergestellt, auf die Top 6 sind es nur noch drei Punkte Rückstand, auf Champions-League-Rang vier RB Leipzig) auch noch erreichbare sechs Zähler. Am kommenden Sonntag treffen die Dortmund auf Borussia Mönchengladbach - es wird eine große Gelegenheit sein, die Rückkehr nach Europa wieder wahrscheinlicher zu machen.

"Ich hoffe, dass wir am Sonntag eine ähnliche Leistung zeigen können. Die Mannschaft lebt auf jeden Fall. Alle haben heute gespürt, dass wir dran glauben", sagte Niklas Süle. Auch Kovac schaute positiv nach vorne: "So kann man ausscheiden, aber wir wären schon gerne weitergekommen. Wir müssen aus diesem Spiel die Kraft und das Vertrauen daran erlangen, was wir können. Ich hoffe, die Jungs haben gesehen, was möglich ist, wenn man täglich hart arbeitet."

In dieser Saison wie auch schon in der vergangenen, als es der BVB ins Finale der Champions League geschafft hatte, waren die Spiele auf internationalem Terrain Balsam für die oft geschundene Seele. Die Leistung gegen Barca, das in Dortmund nach 24 Pflichtspielen die erste Niederlage im Jahr 2025 kassierte, war ein Mutmacher, dass es diese Spiele auch in der nächsten Saison noch geben könnte.