Lange Unterbrechung Abstieg steht fest - Hansa-Fans zündeln im Stadion
Hansa Rostock muss mit dem VfL Osnabrück aus der 2. Fußball-Bundesliga absteigen. Die Hanseaten verloren am Sonntagnachmittag (19.05.2024) gegen den SC Paderborn mit 1:2 (0:0), hätten aber zwingend einen Sieg gebraucht.
Nils Fröling schoss Rostock nach einem dicken Patzer von Paderborns Keeper Pelle Boevink kurz nach der Pause zur Führung (48. Minute). Fröling hatte zuletzt am ersten Spieltag der aktuellen Saison getroffen.
Doch Felix Platte glich Mitte der zweiten Hälfte für Paderborn aus und schmälerte so die Hoffnungen der Rostocker auf den Klassenerhalt (72.) - auch hier sah der Torhüter nicht gut aus. In diesem Fall war es Hansa-Schlussmann Markus Kolke.
Der Rasen brennt in Rostock
Adriano Grimaldis Treffer kurz vor dem regulären Spielende zog Hansa denn endgültig den Stecker (88.). Viele Rostocker Fans konnten damit gar nicht umgehen. Dicke Rauchschwaden zogen durch das Stadion, Feuerwerkskörper wurden gezündet, viele Gegenstände flogen auf den Rasen, der an einigen Stellen brannte.
Schließlich unterbrach Schiedsrichter Harm Osmers die Partie und schickte die Teams in die Kabinen. Nach etwa 25 Minuten pfiff Osmers das Spiel im deutlich geleerten Stadion in bedrückter Stimmung wieder an. Rostock warf noch einmal alles nach vorne, auch Kolke rückte mit auf und hatte mit einem Drehschuss sogar eine gute Torchance, die Niederlage und damit der Abstieg in die 3. Liga aber waren unabwendbar.
Rostock-Vorstand Wehlend entschuldigt sich
"Ich bin ja gar nicht so ein Gegner von Pyrotechnik", sagte Paderborns Trainer Lukas Kwasniok, schränkte aber ein: "Ich habe aber das Gefühl, dass das Überhand nimmt. Da verlässt man ängstlich den Platz und hat auch einen Köttel in der Hose."
Rostocks Vorstandsvorsitzender Jürgen Wehlend war das Verhalten von Teilen der Hansa-Anhänger peinlich: "Ich muss mich erstmal entschuldigen und gleichzeitig bei den Paderbornern bedanken. Die hatten teilweise sehr junge Spieler an Bord, die auch Angst hatten. Wenn sie nicht mehr herausgekommen wären, hätte das Spiel abgebrochen werden müssen."
Und zur friedlichen Anhängerschaft sagte er: "Auch bei den Fans, die hier waren und den Fanmarsch begleitet haben, die 3.500, die beim Abschlustraining waren, kann ich mich nur entschuldigen."
Rostocks Selimbegović: "Schwer, Worte zu finden"
"Für uns Spieler war es schon klar, dass es eskalieren könnte, wenn wir führen", sagte Paderborns Felix Platte nach der Partie zur Sportschau, "insgesamt war das schon bitter für Rostock." Und fair fügte er hinzu: "Aber man sollte Schlussmann Kolke keinen zu großen Vorwurf machen, weil er sonst viel rausgeholt hat."
"Es ist schwer, nach einem solchen Tag Worte zu finden", zeigte sich Rostocks Trainer Mersad Selimbegović sehr enttäuscht, "wir haben wieder eine Chance gehabt zu gewinnen und haben es leider wieder nicht genutzt."
Verschlafene erste Hälfte
Die Gastgeber verschliefen den ersten Spielabschnitt, in dem sie jegliche Bestrebungen nach vorne vermissen ließen. Gleichzeitig bestach auch Gegner Paderborn nicht gerade durch größte Aktivität. Torlos ging es in die Kabinen. Zu diesem Zeitpunkt war die "Hansa-Kogge" abgestiegen, da parallel der direkte Abstiegskonkurrent SV Wehen Wiesbaden gegen den FC St. Pauli in Front lag und auf dem Relegationsplatz rangierte.
Hansa-Trainer Selimbegović reagiert
Doch nach der Pause erschien Hansa Rostock in einer komplett anderen Verfassung. Auch weil Selimbegović in Juan José Perea einen frischen Angreifer brachte, änderte sich die Charakteristik der Partie. Denn Perea entwickelte gleich bei seinem ersten Vorstoß über rechts viel Zug zum Tor, schoss den Ball aber am langen Pfosten vorbei.
Nur wenig später nutzte Fröling einen Aussetzer von SCP-Tormann Boeving, der sich nach einem Zuspiel von Brackelmann den Ball vom Fuß spitzeln ließ. Als dann auch noch St. Pauli im Parallelspiel ausglich, wähnten sich die Hanseaten schon auf dem Relegationsplatz.
Paderborn profitiert von Einwechslungen
Nach einer verletzungsbedingten Auswechslung von Calvin Brackelmann brachte auch Kwasniok mit Adriano Grimaldi und Sirlord Conteh zwei frische Stürmer. Paderborn profitierte von den Einwechslungen.
Grimaldi prüfte schnell Markus Kolke, der gut parierte. Und dann rückte wieder ein Tormann unfreiwillig in den Fokus - diesmal war es Kolke. Denn bei einem Schuss von Felix Platte ließ der Schlussmann den Ball über die Handschuhe ins Tor springen.
Grimaldi beendet Rostocker Träume
Rostock bäumte sich in der Schlussphase noch einmal auf und hatte bei einem Pfostentreffer von Guðjohnsen viel Pech. Dafür traf Grimaldi auf der anderen Seite per Kopf zum Paderborner Sieg - und die Rostocker Fans tickten aus.