Bundesligaspiel Bremen gegen ´Heidenheim

Erstes 0:0 am 5. Spieltag 3,83 Treffer im Schnitt - Bundesliga im Torrausch

Stand: 22.09.2023 13:25 Uhr

An den ersten vier Spieltagen der Fußball-Bundesliga fielen schon 138 Tore - Rekordkurs. Das liegt an einigen Topstürmern und einer gestiegenen Chancenverwertung, aber auch an vogelwilden Abwehrreihen.

In welcher Saison der Fußball-Bundesliga fielen die meisten Tore? Selbst viele eingefleischte Fans können diese Frage wohl nicht aus dem Stehgreif beantworten. Das mag daran liegen, dass die Rekord-Spielzeit schon sehr lange zurückliegt. Die Auflösung: In der Saison 1983/84 wurde die bis heute aktuelle Bestmarke aufgestellt. 1.097 Treffer fielen damals, im Schnitt 3,58 pro Spiel.

Karl-Heinz Rumenigge traf 26-mal für den FC Bayern München, Klaus Allofs netzte 20-mal für den 1. FC Köln ein. Unter den Top Ten der Torschützenliste finden sich auch Rudi Völler (18 Tore für Werder Bremen), Pierre Littbarski (17 Treffer für den 1. FC Köln) und Dieter Schatzschneider (15 Tore für den Hamburger SV).

Bundesliga auf Rekordkurs

Man glaubt es kaum, doch legt man den Schnitt der aktuellen Saison zugrunde, dann steuert die Bundesliga 40 Jahre nach dem Rekordjahr auf eine neue Bestmarke zu. Denn an den ersten vier Spieltagen fielen im Schnitt schon 3,83 Tore.

Insgesamt waren es in der noch jungen Spielzeit schon 138 Treffer. Das ist der zweithöchste Wert der Historie, nur vor 39 Jahren waren es nach vier Runden mehr - nämlich 140 in der Saison 1984/85.

Bei Guirassy ist jeder Schuss aufs Tor auch drin

Und woran liegt das? Festmachen lässt sich das natürlich an einzelnen Spielern. Die aktuelle Attraktion der Liga heißt Serhou Guirassy und spielt beim VfB Stuttgart. Acht Mal schoss der Torjäger aufs Tor - die sagenhafte Quote: 100 Prozent! Acht Tore nach vier Spielen waren zuletzt einem gewissen Peter Meyer vor 56 Jahren für Borussia Mönchengladbach geglückt. Die Bayern-Spieler Gerd Müller oder Robert Lewandowski schafften das nicht.

"Er strotzt gerade vor Selbstbewusstsein und profitiert natürlich auch vor dem Lauf, den die Mannschaft gerade hat. Dazu die Effizienz, er denkt nicht nach vor dem Tor, er macht einfach und ist enorm variabel", erklärt Guirassys Trainer Sebastian Hoeneß.

Bessere Chancenverwertung als die Premier League

Oder Jonas Wind. Der Däne hat als erster Wolfsburger überhaupt nach vier Spieltagen fünf Tore auf dem Konto. Das schafften selbst die Wolfsburger Ikonen Grafite, Kevin De Bruyne und Edin Dzeko nicht. Auch Bayern Münchens Harry Kane, Union Berlins Kevin Behrens und Leverkusens Victor Boniface haben schon viermal getroffen.

Sie alle sorgen dafür, dass die Chancenverwertung aktuell bei 10,3 Prozent liegt. Zum Vergleich: In der gesamten vergangenen Saison wurden nur 9,8 Prozent der Chancen verwertet, im Jahr zuvor sogar nur 8,7 Prozent. Die Bundesliga steht damit auch international glänzend da. Die hochgelobte englische Premier League kommt aktuell auf eine Chancenverwertung von nur 8,1 Prozent.

Erstes 0:0 am 5. Spieltag

Boniface thront mit seinem Team an der Tabellenspitze. Das liegt daran, dass die "Werkself" nicht nur auf ihn vertraut, sondern in Mittelfeld und Angriff breit aufgestellt ist. Insgesamt acht Spieler schossen die bisher 13 Tore heraus. 13 Treffer hat auch RB Leipzig schon gemacht, auch die Sachsen kommen über die Breite (sieben verschiedene Torschützen). Stuttgart hat dank Guirassy schon 14 Treffer auf der Haben-Seite.

Damit haben erstmals in der Bundesliga-Geschichte gleich drei Vereine nach vier Spieltagen schon jeweils mindestens 13 Tore - Rekord. Was auffällt: Ein 0:0 gab es bis zum 4. Spieltag in dieser Spielzeit noch gar nicht, was für die offensive Ausrichtung der Teams spricht. Das gab es zuletzt in der Saison 2013/14. Erst am Sonntag (24.09.2023) wurde diese Serie von Eintracht Frankfurt und dem SC Freiburg gebrochen.

Vogelwilde Abwehrreihen

Wer nun denkt, die Torflut habe nur mit gestiegener Qualität der Spiele und der Teams zu tun, der irrt. Das sieht man schön an Borussia Mönchengladbach. Die Abwehr der "Fohlen" präsentierte sich beim 4:4 in Augsburg und beim 3:3 in Darmstadt schon zweimal vogelwild. Vorne hui und hinten pfui, sagt man da wohl. Genau wie Augsburg und Mainz haben sich die Gladbacher schon zwölf Gegentreffer eingefangen, Darmstadt 13. Auch die Freiburger Defensive präsentierte sich zuletzt mit satten neun Gegentreffern in zwei Spielen als ungewohnt unsicher.

Und werden wir in dieser Saison dann denn auch einen neuen Tore-Rekord erleben? So schön das auch gerade alles ist - eher nein. Es wird kommen, das erste torlose Remis, und auch bei Guirassy wird nicht immer jeder Schuss, der aufs Tor kommt, auch ein Treffer sein.