Kölns Trainer Steffen Baumgart und Gladbachs Trainer Daniel Farke umarmen sich vor dem Bundesligaspiel.

Rhein-Rivalen vor harten Monaten Köln und Gladbach im Transfer-Stau vereint

Stand: 12.05.2023 18:05 Uhr

In der Tabelle sind die Rhein-Rivalen 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach eng beisammen, bei ihren Problemen in der kommenden Transferperiode auch - aber aus ganz unterschiedlichen Gründen.

Die treuen Fans des 1. FC Köln und von Borussia Mönchengladbach müssen jetzt ganz stark sein - denn sie haben tatsächlich mal etwas gemeinsam. Das mögen beide Klubs eigentlich überhaupt nicht, und dann sind es außer der tabellarischen Nähe auch noch ähnlich gelagerte Probleme. Es geht um die bevorstehende Transferperiode, die wegweisend für die nähere Zukunft der beiden erbitterten Konkurrenten sein könnte.

Transfersperre - Berufung und Klage laufen

Bei den Kölnern hat die FIFA bekanntlich eine Transfersperre verhängt. Wegen eines möglichen Vertragsbruchs bei der Verpflichtung des 17-jährigen Angreifers Jaka Cuber Potocnik vom slowenischen Klub NK Olimpija Ljubljana darf der FC in diesem Sommer keine neuen Spieler registrieren. Köln hat Berufung eingelegt, der Fall wird vor dem CAS verhandelt, das Ende ist offen.

Sicher ist, dass das Team von Trainer Steffen Baumgart aus der Not auch eine Jugend machen wird. Der FC will aus der extrem erfolgreichen U-19-Abteilung, die zuletzt Pokalsieger wurde und in der Bundesliga bis ins Halbfinale kam, mehrere seiner Juwelen mit Profiverträgen ausstatten und hat dies teilweise auch schon getan. Dazu können Leihspieler fest verpflichtet werden, da sie bereits im Verein registriert sind. Auch das erfolgte gerade bei Abwehrchef Jeff Chabot, der für festgeschriebene 1,5 Millionen Euro vom FC Genua gekauft wurde und bis 2026 unterschrieben hat.

Lücken durch Skhiri und Hector

Die dritte Säule soll das Halten von Leistungsträgern sein, hier durften sich die Anhänger über die Vertragsverlängerung mit Florian Kainz freuen. Schwierig oder auch gar nicht aufzufangen sein dürften hingegen der drohende Abgang des torgefährlichen Mittelfeldstaubsaugers Ellyes Skhiri und das Karriereende von Kapitän Jonas Hector.

Gladbach-GAU: Drei Stars gehen ablösefrei

Mindestens drei, wahrscheinlich sogar eher vier oder fünf tragende Säulen verliert die Gladbacher Borussia. Besonders bitter aus Vereinssicht und in diametralem Widerspruch zur eigenen über Jahrzente gepflegten Philosophie ist dabei die Tatsache, dass es für drei dieser Abgänge nicht einen einzigen Cent Ablöse gibt. Während das beim 34-jährigen Kapitän Lars Stindl noch zu verschmerzen ist, der in seine Heimat Karlsruhe zurückgeht und sich dem Zweitligisten KSC anschließt, hat der VfL bei Marcus Thuram und Ramy Bensebaini komplett versagt.

Thuram sollte schon im Sommer 2021 wechseln, ein Vertrag mit Inter Mailand war bereits ausgehandelt, ehe sich der Franzose am Knöchel verletzte und der Transfer platzte. Dafür konnte der Verein nichts, schaffte es aber auch einfach nicht mehr, entweder den Vertrag noch einmal zu verlängern oder einen anderen Abnehmer für den WM-Finalteilnehmer zu finden.

Virkus will jetzt "kreativ" sein

"Das war nicht gut und soll sich so natürlich nicht wiederholen", gab Finanzchef Stephan Schippers unlängst offen zu. Bei Bensebaini passierte allerdings das Gleiche, auch er konnte trotz eines zweistelligen Millionen-Marktwertes seinen Vertrag einfach auslaufen lassen. Beim algerischen Nationalspieler, der bei Borussia Dortmund auf der Wunschliste steht, lag im Gegensatz zu Thuram auch keine Verletzung vor.

Für die sportliche Abteilung bedeutet dies nun laut Manager Roland Virkus: "Wir müssen kreativ sein." Das ist die freundliche Umschreibung für den Zustand: wenig Geld, aber große Defizite. Trainer Daniel Farke mahnte schon mehrfach an, dass diesem Kader "dringend Dinge wie Widerstandsfähigkeit, Torgefahr und Schnelligkeit hinzugefügt" werden müssen. Wie das genau aussehen soll, darauf warten die Fans gespannt.

Weigl fest verpflichtet - und ein 19-jähriges Talent

Bisher ist von der angestrebten Kader-Neuausrichtung noch nicht allzu viel zu bestaunen. Mit Julian Weigl wurde immerhin ein Leihspieler von Benfica Lissabon fest verpflichtet, er soll Führungsaufgaben übernehmen, die nach Stindls Abschied neu verteilt werden. Von der Berliner Hertha kommt Linksverteidiger-Talent Lukas Ullrich, der 19-Jährige soll der Backup für den ebenfalls 19-jährigen Linksverteidiger Luca Netz sein, der im Vorjahr auch aus Berlin gekommen war.

Um nun die dringend benötigten neuen Angriffsspieler zu holen, muss ziemlich sicher noch Ablöse generiert werden: Nico Elvedi, der seinen 2024 auslaufenden Vertrag nicht verlängern will, ist der sicherste Kandidat für einen Abgang. Entweder in diesem oder spätestens im nächsten Sommer soll dann auch für Manu Koné richtig abkassiert werden.

Farke fordert Sturmabteilung, die für 30 Tore gut ist

Farke erhöhte jedenfalls gerade nochmal den Druck auf Virkus und machte auf Sportschau-Nachfrage klar, dass er sich nach den Abgängen von Thuram und Stindl einen Sturm wünscht, "der für 30 Tore gut ist. Denn den braucht man, wenn man eine gute Saison spielen will." Das will die Borussia nach der spielerisch und läuferisch teilweise schlimmen aktuellen Spielzeit auf jeden Fall - und auch diesen Wunsch hat sie mit dem FC gemeinsam.