Frank Goosen blickt auf die Gegner des VfL Bochum in der Bundesliga
interview

Bochum-Fan zum Bundesliga-Start Kabarettist Frank Goosen - "Früher hattest du mehr Wettbewerb"

Stand: 22.08.2024 09:41 Uhr

Frank Goosen ist seit fast 50 Jahren Fan des VfL Bochum und besucht die Spiele im Ruhrstadion. Im Interview mit der Sportschau zum Start der Bundesliga spricht der Kabarettist und Autor über seinen Verein, die Bundesliga früher und heute, was er über Friseure wissen will und von neuen Wettbewerben hält.

Sportschau: Wären Sie mit dem VfL Bochum lieber in die 2. Liga abgestiegen?

Frank Goosen: Nein.

Sportschau: Andere Fans von Bundesligisten fühlen sich wegen der vielen attraktiven Gegner da besser aufgehoben.

Goosen: Ich bin seit 1975 Fan des VfL Bochum, also jetzt bald 50 Jahre. Davon haben wir etwa 40 Jahre in der Bundesliga gespielt. Du willst immer in der besten Liga spielen. Fußball ist nicht möglich ohne Ehrgeiz. Bundesliga ist für mich eine Art Gewohnheitsrecht.

Sportschau: Aber der 1. FC Köln, der Hamburger SV, Schalke 04 …

Goosen: Klar, die 2. Liga sieht aus wie mein Panini-Album aus den 80er-Jahren. Ist schon geil. Vermutlich regen sich in Bochum wieder viele auf,  wenn ich sage: Ich vermisse Schalke.

Sportschau: Sie haben doch Dortmund.

Goosen: Bei uns in Bochum ist das so: Du hast auf der Arbeit links einen Dortmunder und rechts einen Schalker neben dir. Klar willst du gegen beide spielen, ohne einen davon macht die 1. Liga nur halben Spaß.

Sportschau: Holstein Kiel ist aufgestiegen, der 1. FC Köln runtergegangen. Es wird wieder von der "Heidenheimisierung" der Bundesliga gesprochen. Was fangen Sie damit an?

Goosen: Der 1. FC Köln und der HSV, die bringen natürlich viel mehr Leute mit. Das ist schon anders und geiler, als wenn Leipzig und Hoffenheim zu uns an die Castroper Straße kommen. Das schaukelt sich dann schön hoch. Die Stimmung ist absolut ein Standortfaktor, inzwischen auch bei den Spielern.

Sportschau: Es gab mal Überlegungen, vielleicht gibt es sie auch noch heute, ein neues Stadion zu bauen, weil das Ruhrstadion zu wenig Zuschauer fasst und kaum ausgebaut werden kann.

Goosen: Ja, und ich will das auch nicht sofort verteufeln, weil irgendwo muss ja die Kohle herkommen, und die Kohle verdienst du heute mit den VIP-Plätzen. Aber ich hoffe, dass wir - so lange es irgendwie geht - in unserem Ruhrstadion bleiben. Das Ding ist Heimat für mehrere Generationen an Fans.

Sportschau: Was ist heutzutage besser an der Bundesliga als früher?

Goosen: Wissen Sie, ich bin jetzt 58 Jahre alt und im Lauf der Jahre auch ein bisschen bequemer geworden. Ich sitze jetzt einfach gerne im Stadion, und ich finde es auch gut, wenn du dir dabei keinen nassen Arsch holst. Das ist schon eine feine Sache, dass du überall ein Dach überm Kopf hast. Und auch der Rasen: Wenn ich daran denke, was für eine Schlammgrube du früher hattest, wenn es früher mal stärker geregnet hat.

Früher war auch irgendwann mal gut mit Fußball
Frank Goosen

Sportschau: Was war denn früher besser?

Goosen: Es wurde nicht ständig geweint. Klar, auch Männer dürfen Gefühle zeigen, aber neulich nach dem Ausscheiden bei der EM wurde es dann doch ein bisschen viel. Und wir haben früher nicht alles erfahren, also wie die sich beim Training in die Wolle gekriegt haben oder bei welchem Friseur die waren. Das muss ich alles nicht wissen. Und früher war auch irgendwann mal gut mit Fußball.

Heute kommt ständig ein neuer, unsinniger, sportlich wertloser Wettbewerb dazu, da können einem sogar die Multimillionäre bald leid tun. Fußball war früher auch wichtig, aber nicht so omnipräsent wie heute. Und die Welt retten soll er auch noch. Dabei macht das doch dieser junge Schlagersänger, dessen Name mir gerade nicht einfällt. 

Sportschau: Der VfL Bochum hat noch nie um die Meisterschaft gespielt …

Goosen: Das stimmt leider. Aber du hattest mehr Wettbewerb. Eintracht Frankfurt war nah an der Meisterschaft, sogar Hertha BSC.

Sportschau: Der verstorbene VfL-Patron Werner Altegoer hat sich früher regelmäßig mit den Bayern und Dortmund angelegt und gefordert, das Geld gerechter zu verteilen.

Goosen: Genau, und gebracht hat es nichts. Wir haben zwar jetzt mit Leverkusen einen anderen Meister, aber wenn es jetzt die Bayern wieder werden oder Leipzig oder Dortmund - was ja auch keine Riesenüberraschung wäre -, da muss sich die Liga etwas einfallen lassen, wenn sie sich international besser vermarkten will, was sie ja vorhat. Das ist ja ohnehin merkwürdig.

Sportschau: Inwiefern?

Goosen: Einer meiner Söhne war länger im Ausland, und ich bin es ja auch manchmal. Da geht es nur um Premier League und um La Liga. Wenn du aber die Engländer siehst, die zu uns kommen, auch nach Bochum: Letzte Saison habe ich das Video eines jungen Engländers gesehen, der völlig begeistert war von der Stimmung beim Spiel VfL gegen Hoffenheim. Aber im Ausland ist das ja weistestgehend so wie damals in Uganda.

Sportschau: Was war denn in Uganda?

Goosen: Meine Frau war da vor Jahren mal mit einer Hilfsorganisation. Die hatten dann eine Reifenpanne und haben sich mit den Helfern unterhalten. Einer sagte: 'Ah, Deutschland. Jens Lehmann.' Der war damals bei Arsenal.

Das Gespräch führte Marcus Bark.