Geplatzter Investorendeal Stellt DFL Strafanzeige nach Sportschau-Recherche?
Vor dem Scheitern des Investorendeals veröffentlichte die Sportschau geheime DFL-Unterlagen, aus denen ein Vetorecht für den potenziellen Investor hervorging. Die DFL-Führung erwägt einem Medienbericht zufolge nun rechtliche Schritte.
Wie "Sport Bild" am Mittwoch (31.05.2023) berichtete, wird die DFL-Spitze möglicherweise eine Strafanzeige wegen des Verrats von Geschäftsgeheimnissen gegen unbekannt stellen. Darüber sollen dem Bericht zufolge das DFL-Präsidium und der DFL-Aufsichtsrat bei ihrer kommenden Sitzung entscheiden. Die DFL antwortete auf eine Anfrage der Sportschau nicht, ob der Bericht den Plänen der DFL entspricht und wann genau die Sitzung geplant ist.
Hintergrund ist die Veröffentlichung von geheimen DFL-Unterlagen zum Investoren-Deal in der Sportschau drei Tage vor der Abstimmung, ob das Projekt fortgeführt werden soll oder nicht.
Sportschau-Recherche: Investor sollte Vetorecht bekommen
Das Geheimpapier der DFL belegte, dass einem möglichen Investor ein Vetorecht eingeräumt werden sollte. Und zwar mit folgender Struktur:
- Die DFL wollte eine Tochtergesellschaft gründen, an der ein Investor beteiligt werden sollte.
- Dieses Unternehmen sollte einen Beirat mit sieben Personen erhalten, zwei davon sollte der Investor stellen.
- Abstimmungen in diesem Kontrollgremium hätten einer einfachen Mehrheit bedurft.
- Wörtlich hieß es in dem Dokument jedoch: "… aber für Investor besonders wichtige Geschäfte bedürfen Zustimmung der Investor-Beiratsmitglieder."
- Dem Dokument zufolge war auch eine Art Vermittlungsausschuss geplant, falls der Investor sein Vetorecht geltend gemacht hätte.
Was genau "besonders wichtige Geschäfte" sind, beantwortete die DFL auf Anfrage der Sportschau nicht. Immer wieder hatte die DFL-Führung betont, dass der potenzielle Investor keine besonderen Rechte erhalte. Damit wollte man vor allem Fans die Sorge nehmen, dass ein Geldgeber beispielsweise neue Anstoßzeiten im Spielplan festlegt oder Spiele im Ausland austragen lässt.
Gesetz verbietet Geheimnisverrat, schützt aber die Freiheit der Medien
Das 2019 erlassene "Gesetz zum Schutz von Geschäftsgeheimnissen" sieht bei Verstößen ein Strafmaß von Geldstrafen bis zu einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren vor. Die Erlangung, die Nutzung oder die Offenlegung eines Geschäftsgeheimnisses ist dem Gesetz zufolge jedoch nicht verboten, wenn dies der "Ausübung des Rechts der freien Meinungsäußerung und der Informationsfreiheit, einschließlich der Achtung der Freiheit und der Pluralität der Medien" dient.
Person | Klub |
---|---|
Hans-Joachim Watzke | Borussia Dortmund |
Oliver Leki | SC Freiburg |
Steffen Schneekloth | Holstein Kiel |
Jan-Christian Dreesen | Bayern München |
Oke Göttlich | FC St. Pauli |
Axel Hellmann | Eintracht Frankfurt |
Ansgar Schwenken | DFL |
Holger Schwiewagner | SpVgg Greuther Fürth |
Ablehnung des Investors spaltet die DFL
Die mögliche Einbindung eines Investors hatte die DFL schon im Vorfeld der Abstimmung über den Deal polarisiert. Das Ende des Einstiegs eines Private-Equity-Unternehmens führte zu einer regelrechten Spaltung unter den Klubs der DFL. Er habe "derzeit kein Gefühl, wie vertrauensvolle Zusammenarbeit aussehen kann", sagte Axel Hellmann, Vorstandssprecher von Eintracht Frankfurt, beim Sportkongress SpoBis in Düsseldorf. Manche Funktionäre hätten eine Wucht aufgebaut, "bei der man als Klubvertreter dann nicht mehr zurück kann, weil man natürlich mit den Ängsten der Klubs gearbeitet hat". Der Frankfurter brachte auch einen Bruch der DFL ins Spiel: "Ich hoffe, dass wir die Chance nicht final vertan haben, alle unter einem Dach zusammenzuhalten."
Markus Rejek, einer der Geschäftsführer des 1. FC Köln, sagte auf derselben Veranstaltung, dass eine Weiterentwicklung befürwortet werde. Aber: "Wir müssen weg von der Hinterzimmerpolitik und nun hat das eine Eigendynamik aufgrund der Unzufriedenheit angenommen. Wenn wir in ein paar Jahren zurückblicken und sagen, das war der Startpunkt für ein neues Miteinander, hat es was gebracht."
Hellmann ist noch bis Ende Juni gemeinsam mit Freiburgs Vorstandsmitglied Oliver Leki interimsweise DFL-Geschäftsführer. Die Nachfolge von Hellmann und Leki ist noch nicht geklärt. Mehrere Kandidaten sagten ab: Super-League-Lobbyist Bernd Reichart stand ebenso nicht zur Verfügung wie Jan-Christian Dreesen, der nun bei Bayern München als neuer Vorstandschef fungiert. Zuletzt berichtete der "Sportbuzzer", dass DFB-Marketinggeschäftsführer Holger Blask in die engere Auswahl gekommen sei.
Person | Klub |
---|---|
Hans-Joachim Watzke | Borussia Dortmund |
Oliver Leki | SC Freiburg |
Rüdiger Fritsch | Darmstadt 98 |
Ralf Huschen | SC Paderborn |
Christian Keller | 1. FC Köln |
Stephan Schippers | Bor. M'gladbach |
Antrag auf Einbindung eines Investors verfehlte Zwei-Drittel-Mehrheit
Am 24. Mai, drei Tage nach der Veröffentlichung des Geheimpapiers in der Sportschau, hatte bei einer Mitgliederversammlung der 36 Klubs aus der Bundesliga und der 2. Bundesliga ein Antrag des DFL-Präsidiums über die grundsätzliche Einbindung eines Investors die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit verfehlt. Das Präsidium hatte kurz vor Beginn der Sitzung den Antrag noch weitreichend verändert, um auf die Kritik der Gegner einzugehen. Am Ende stimmten aber nur 20 der 36 Klubs für die Fortführung der Pläne, nötig gewesen wären 24. Elf stimmten gegen das Vorhaben, fünf enthielten sich.
Zahlreiche organisierte Fanszenen in beiden Ligen hatten einen breiten Protest gegen den Deal mobilisiert. Die Vereinsführungen des 1. FC Köln, des FC St. Pauli oder des 1. FC Magdeburg äußerten schon im Vorfeld Kritik. Nach der Abstimmung kommunizierten auch Klubs wie der VfB Stuttgart, Schalke 04, Hansa Rostock oder der Karlsruher SC ihre Ablehnung.