Investoren-Suche der DFL Klubs der 3. Liga fordern Beteiligung
15 Klubs der 3. Liga haben in einem Brief an die DFL eine Beteiligung am möglichen Investoren-Deal gefordert. Die Vereine berufen sich darauf, dass viele von ihnen die Bundesliga mit groß gemacht hätten und das Geld die Unterschiede vergrößern könnte.
Der Brief, der von 15 Drittligisten unterzeichnet ist und der Sportschau vorliegt, wurde in dieser Woche an die DFL und auch an den DFB verschickt. Die Klubs führen bei ihrer Forderung nach finanzieller Beteiligung drei Aspekte auf:
- Viele Klubs der 3. Liga haben früher in der Bundesliga und der 2. Bundesliga gespielt. Dadurch hätten sie "in den letzten Jahren bzw. Jahrzehnten zum Reputationsaufbau der Marke 'Bundesliga' beigetragen", wie es in dem Brief heißt. Die Argumentation: Deshalb sollten nicht nur die aktuellen 36 DFL-Mitglieder von dem Geld profitieren. "Eine punktuelle Realisierung der erwirtschafteten Werte führt zu zufälligen Begünstigungen, je nachdem ob man in der 60jährigen Geschichte gerade dabei ist oder eben aktuell nicht dabei ist."
- Die Drittligisten kritisieren, dass mit der geplanten Verwendung von Einnahmen aus den kommenden 20 Jahren auch die Einnahmen von künftigen Aufsteigern ausgegeben werden, die dann aber möglicherweise nicht mehr von den Milliarden eines Investors profitieren, während die Einnahmen durch die Beteiligung sinken. "Zukünftige Teilnehmer tragen das Risiko von Mindereinnahmen, ohne dass diesem Risiko eine finanzielle Entschädigung gegenübersteht", heißt es in dem Brief.
- In dem Schreiben äußern die Drittligisten die Befürchtung, dass durch den möglichen Einstieg eines Investors und die geplante Verteilung des Geldes die finanziellen Lücken wachsen. "Zwischen den beiden Bundesligen und der 3. Liga sind schon heute evident, würden dadurch aber noch vergrößert werden", schreiben die Klubs. Die Rede ist von einem "Closed Shop", der wirtschaftlich bedingt sei.
Dynamo Dresden und MSV Duisburg dabei
Dem Einstieg eines Investoren stehe man "in keiner Weise" grundsätzlich ablehnend gegenüber, schreiben die Klubs. Es brauche aber eine "sachgerechte Verteilung" des Geldes, was bedeutet: Die Drittligisten wollen einen Teil des Geldes haben.
Unterzeichnet haben den Brief 15 Vereine, größtenteils mit mehrjähriger Geschichte in der Bundesliga und/oder der 2. Bundesliga: Dynamo Dresden, Erzgebirge Aue, FC Ingolstadt, 1. FC Saarbrücken, FSV Zwickau, MSV Duisburg, Rot-Weiss Essen, SC Verl, SpVgg Bayreuth, SV Meppen, SV Waldhof Mannheim, TSV 1860 München, VfB Oldenburg, Viktoria Köln und VfL Osnabrück.
Früher eine Bundesligapartie, heute Drittligaspiel: Waldhof Mannheim gegen den MSV Duisburg
Kartellrechtliche Bedenken
Die Drittligisten äußern unter anderem kartellrechtliche Bedenken. Die DFL unterliege "bekanntlich uneingeschränkt dem Kartellverbot" und "dem Verbot des Missbrauchs einer marktbeherrschenden Stellung".
Die Klubs sprechen von einem "Aufbau von Markteintrittsbarrieren", die "nach unserer Auffassung Wettbewerbsbeschränkungen und Diskriminierungen zu Lasten anderer Klubs darstellen". Die unterzeichnenden Geschäftsführer der Klubs bringen in der Folge "kartellbehördliche Konsequenzen" ins Spiel.
Liga | Summe (Euro) |
---|---|
Bundesliga | 3.608.000.000 |
2. Bundesliga | 867.800.000 |
3. Liga | 187.642.000 |
Die Bremer Brücke, das Stadion des Drittligisten VfL Osnabrück
In einem Anschreiben an den DFB, der die 3. Liga organisiert, verwiesen die Klubs auf die Dringlichkeit des Themas. Aus zeitlichen und organisatorischen Gründen sei es nicht möglich gewesen, sich mit allen Vereinen aus der 3. Liga und aus den Regionalligen abzustimmen. "Wir sind aber überzeugt, dass die Thematik auch für weitere Klubs von großem Interesse ist." Die Klubs erbeten in dem Schreiben eine Positionierung des DFB, beispielsweise zu der Frage, ob das Vorhaben der DFL mit dem Grundlagenvertrag zwischen DFL und DFB vereinbar sei.
DFL-Plan: Zwei Milliarden Euro, ein Großteil davon für die Klubs
Die DFL plant die Gründung einer Tochterfirma, um dort unter anderem die TV-Rechte zu bündeln, die einen Großteil der Einnahmen ausmachen. Der Plan sieht im Kern Folgendes vor:
- Ein Investor zahlt der Liga zwei Milliarden Euro.
- Dafür sollen 20 Jahre lang 12,5 Prozent der Erlöse aus dem Verkauf der Rechte dieser Tochterfirma dem Partner überlassen werden.
- Das Ziel: Die Erlöse sollen insgesamt steigen und für alle neben der Milliardenzahlung einen dauerhaften Gewinn bringen.
40 Prozent des Geldes, das der Investor zahlt, soll bei der DFL verbleiben, um die Internationalisierung und die Digitalisierung der Liga voranzutreiben. Wichtigstes Element dabei ist die Errichtung und Pflege einer Videoplattform, um ein jüngeres und internationales Publikum anzusprechen. Gerade bei der Auslandsvermarktung fällt die Bundesliga beispielsweise deutlich hinter der spanischen Liga zurück.
60 Prozent des Geldes soll auf unterschiedlichen Wegen an die Klubs gehen. Ein großer Teil soll der DFL zufolge zweckgebunden in infrastrukturelle Maßnahmen bei den Klubs fließen und nicht frei in den Spielerkader oder in einen Schuldenabbau gesteckt werden können. Das hängt bei den einzelnen Klubs vom Zustand ihrer Infrastruktur ab - wer keine oder wenig infrastrukturelle Maßnahmen braucht, kann das übrige Geld frei verwenden. Die Geldverteilung soll sich an die übliche Ausschüttung nach dem bekannten TV-Schlüssel richten, bei dem die Spitzenklubs mehr, die Klubs im unteren Bereich weniger Geld bekommen. Zudem soll Geld aus dem möglichen Geschäft verwendet werden, um die fehlenden Einnahmen auszugleichen, die an den Investor gehen.
Viele Klubs aus dem DFL-Bereich befürworten das Geschäft, öffentliche Kritik gab es zuletzt nur vom FC St. Pauli und vom 1. FC Köln. Deutlicher Widerspruch kommt vor allem aus vielen aktiven Fanszenen der Profiklubs. Am 24. Mai stimmen die 36 DFL-Klubs in einer Mitgliederversammlung darüber ab, ob das Vorhaben fortgeführt wird oder nicht.