Auch gegen Mainz kein Sieg Dortmunds Trainer Terzic in Erklärungsnöten
Die Ergebniskrise von Borussia Dortmund in der Fußball-Bundesliga verschärft sich. Auch das Heimspiel gegen Abstiegskandidat 1. FSV Mainz 05 konnte der BVB nicht gewinnen und musste sich mit einem 1:1 (1:1) begnügen. Der Druck auf Trainer Edin Terzic steigt.
Auf den Schlusspfiff in Dortmund folgte ein Pfeifkonzert - zu groß war der Frust vieler Fans nach dem sechsten sieglosen Pflichtspiel in Folge. "Es ist komplett angebracht", sagte Terzic der Sportschau dazu, "weil wir einfach in den letzten Wochen in der Bundesliga und im DFB-Pokal keine guten Ergebnisse erzielen konnten."
Schlechte BVB-Ergebnisse, schlechte Stimmung?
Zwar hatte Julian Brandt (29.) den BVB in Führung gebracht. Nach dem Ausgleich durch Sepp van den Berg (43.) fiel den Dortmundern aber nur noch wenig ein. Vor allem nach der Pause lahmte die Offensive.
Futter für Kritiker, die eine schlechte Stimmung zwischen Team und Trainer ausgemacht haben wollen. "Das ist ein mediales Thema, das möchte ich nicht kommentieren", sagte Terzic, "denn man hat nicht nur heute gesehen, dass wir bis zum Ende alles bis zum Sieg getan haben - die ersten 35 Minuten in der zweiten Halbzeit muss man ausklammern."
Dortmund: Watzke, Kehl und Terzic wollen analysieren
Sollte der VfB Stuttgart am Mittwoch (20.12.2023) gewinnen, beträgt der Rückstand auf Champions-League-Platz vier schon sechs Punkte. Damit dürften die Diskussionen um Terzic an Fahrt aufnehmen. Auf die wiederkehrende Frage, warum Dortmund in der Champions League deutlich besser und erfolgreicher auftritt als in der Liga, hatte Terzic keine Antwort parat.
Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Sportdirektor Sebastian Kehl, die am Dienstagabend beide nicht reden wollten, werden das in den kommenden Tagen mit ihm analysieren, das hatten sie schon vor dem Spiel angekündigt. Er habe "natürlich den Glauben daran", auch im neuen Jahr noch BVB-Trainer zu sein, sagte Terzic.
Mainzer Coach Siewert: "Hätten Tick mehr verdient gehabt"
Für die Mainzer war es das sechste Bundesligaspiel in Folge ohne Dreier, aber sie durften diesen Punktgewinn in Dortmund wie einen kleinen Sieg feiern.
"Ich glaube, wir hätten einen Tick mehr verdient gehabt sogar in der zweiten Halbzeit. Wir haben höher und mutiger verteidigt und Dortmund von unserem Tor weggehalten. Das eine oder andere Tor für uns hätte noch fallen können", meinte 05-Coach Jan Siewert, über dessen Weiterbeschäftigung in der Winterpause verhandelt wird.
Vielversprechender Beginn der Dortmunder
Die Mainzer hatten den Borussen - ohne Marco Reus, dafür wieder mit Marcel Sabitzer - zunächst die Initiative überlassen. Und der BVB drückte gleich aufs Tempo, vor allem in Person von Jamie Bynoe-Gittens, der in der siebten Minute allerdings nur die Unterkante der Latte anvisierte. Es war ein deutliches Signal, in welche Richtung das Spiel gehen sollte.
Die Musik spielte überwiegend in der Mainzer Hälfte. Weil der BVB aber auch viele Fehlpässe drin hatte, wirkte alles etwas umständlich. Also musste eine Standardsituation her: Foul an Sabitzer, den folgenden Freistoß aus 18 Metern versenkte Julian Brandt wunderschön ins Netz. 05-Ersatzkeeper Daniel Batz streckte sich vergeblich, touchierte den Ball nur noch mit den Fingerspitzen.
Chancen auf eine höhere BVB-Führung, aber Mainz trifft
Dortmund drehte weiter auf. Sabitzer schoss ebenfalls an die Latte (31.), und Niclas Füllkrug hätte auf 2:0 stellen müssen (33.). In Überzahl schloss der Nationalstürmer aber zu eigensinnig ab. Statt einer deutlicheren Führung kamen die Mainzer gegen Ende der ersten Halbzeit stärker auf - und zum Erfolg.
Nach langer Mwene-Flanke an den zweiten Pfosten stieg der lange Niederländer Sepp van den Berg höher als Füllkrug und Emre Can und köpfte über die Linie. Eine gute und überlegen geführte erste Halbzeit endete für die Schwarz-Gelben mit einer Ernüchterung.
BVB in Durchgang zwei völlig verunsichert
"Wir haben in der ersten Halbzeit ein tolles Spiel gemacht, hätten deutlich höher führen müssen. Dann fangen wir uns das Gegentor und lassen alles vermissen, was uns stark gemacht hat", sagte Terzic am Sportschau-Mikrofon.
Von der BVB-Überlegenheit des ersten Durchgangs war nach der Pause nichts mehr zu sehen. Die Dortmunder, bei denen zur zweiten Halbzeit Niklas Süle für Mats Hummels kam, spielten gehemmt und ohne Energie. Die Mainzer dagegen spürten, dass etwas zu holen war.
Terzic reagierte und brachte zwei neue Offensivmänner: den jungen Samuel Bamba (zweiter Bundesligaeinsatz) und den erfahrenen Sébastien Haller. Der schwache Füllkrug und Bynoe-Gittens mussten raus.
Pfiffe von den BVB-Fans, Mainzer Fans feiern
Aber es blieb dabei: Dortmund spielte weiter verunsichert und ideenlos, kein Aufbäumen gegen das drohende Remis. Niemand war zu sehen im schwarz-gelben Trikot, der das Spiel an sich riss. Als Jonny Burkardt in der Schlussphase sogar die Chance auf den Mainzer Siegtreffer hatte, gab es gellende Pfiffe von einem Teil der BVB-Fans, während die mitgereisten Mainzer Anhänger ihre Mannschaft nach Ende der Partie feierten.
Bei der Borussia wurden Erinnerungen wach an das dramatische Saisonfinale Ende Mai, als die Dortmunder gegen eben diese Mainzer mit einem 2:2 im Heimspiel die sicher geglaubte Meisterschaft verspielten.
BVB im neuen Jahr nach Darmstadt, Wolfsburg kommt nach Mainz
Für den BVB geht es 2024 weiter mit dem Gastspiel bei Darmstadt 98 (Samstag, 13.1. 2024, 18.30 Uhr). Die Mainzer empfangen am selben Tag den VfL Wolfsburg (15.30 Uhr).