Mainz schockt den BVB Dortmund verspielt in 20 Minuten den Meistertitel
Borussia Dortmund hat die erste Meisterschaft in der Fußball-Bundesliga nach knapp elf Jahren verpasst. 20 katastrophale Minuten gegen den 1. FSV Mainz 05 beendeten am Samstag (27.05.2023) den Traum vom Titel.
Elf Jahre und drei Wochen war es vor dem letzten Spieltag dieser Saison her, da wurde in Dortmund letztmals eine Meisterschaft gefeiert. Mit einem 4:0 gegen den SC Freiburg beendete der BVB eine berauschende Spielzeit 2011/12 unter Trainer Jürgen Klopp, wurde am Ende mit acht Punkten Vorsprung deutscher Champion vor dem FC Bayern München, der die folgenden zehn Saisons auf Platz eins beendete.
Am Samstag sollte es nach einem Jahrzehnt der Einseitigkeit im Titelrennen der Bundesliga dann wieder Feierlichkeiten in der Dortmunder Arena geben. Ein Sieg gegen den 1. FSV Mainz 05 würde reichen, das Ergebnis des FC Bayern wäre in diesem Falle egal für den Ausgang der Saison. Was das möglich machte: ein starker Lauf der Dortmunder im Jahr 2023 (45 von 54 möglichen Punkte) und das große Schwächeln der Münchner.
Dortmund erlebt desaströse 20 Minuten
Doch in der Anfangsphase des letzten Schritts auf dem Weg zum Titel war zunächst alles anders. Der BVB stürmte zu Beginn zwar und hatte durch Donyell Malen (4. Minute) und Niklas Süle (7.) die ersten Torchancen - doch dann folgte der 20-Minuten-GAU.
Nach einer Ecke erzielte Andreas Hanche-Olsen aus kurzer Distanz per Kopf das 1:0 für Mainz (15.), nachdem in Köln bereits Kingsley Coman die Bayern in Führung gebracht hatte. Kurz darauf gab es Elfmeter für den BVB, Sébastien Haller scheiterte jedoch an Finn Dahmen (19.). Nur eine Minute später verwehrte Schiedsrichter Marco Fritz einen weiteren möglichen Strafstoß nach Foulspiel an Raphael Guerreiro, dann erzielte Karim Onisiwo den zweiten Mainzer Treffer (24.). Die Meisterschale war in diesem Moment auf dem Weg nach Köln, um zum elften Mal in Folge vom FC Bayern in Empfang genommen zu werden.
Adeyemi raus, Dahmen in Topform
Der BVB brauchte einige Zeit, um diese Masse an Rückschlägen zu verkraften. Das Team von Trainer Edin Terzic hatte in der Folge viel den Ball, fast ausschließlich jedoch in ungefährlichen Räumen. Und dann gab es auch noch das nächste Unheil: Karim Adeyemi musste aufgrund einer muskulären Verletzung ausgewechselt werden, für ihn kam Marco Reus ins Spiel (40.).
Kurz vor der Halbzeitpause kam Dortmund aber doch noch zu mehreren Chancen - scheiterte aber wieder an Dahmen. Erst schoss Guerreiro knapp drüber (43.), dann war Dahmen aus kurzer Distanz gegen Julian Brandt (44.) und beim Fernschuss aus 20 Metern von Mats Hummels zur Stelle (45.+2). Sekunden vor dem Abpfiff traf Malen dann noch aus spitzem Winkel den Außenpfosten (45.+4).
Mainzer Tempoangriffe bereiten Dortmund Probleme
Zu Beginn der zweiten Halbzeit war klar: Der BVB brauchte einen Sturmlauf mit mindestens drei Toren (ohne Gegentreffer), sofern er nicht auf Kölner Schützenhilfe angewiesen sein wollte. Doch Mainz blieb gefährlich, hatte gleich zu Beginn einige vielversprechende Konter. Jae-sung Lee scheiterte bei einem Durchbruch an Gregor Kobel (48.).
Die Uhr tickte gegen den BVB und die Befürchtungen, den so ersehnten Meistertitel doch noch zu verspielen, nahmen zu. Zumal Mainz, das die vergangenen vier Partien verloren hatte, recht souverän die Dortmunder Angriffe verteidigte. Und dann waren da noch die schnellen Angreifer der Gäste, die den BVB-Verteidigern große Probleme bereiteten. Onisiwo hatte das 3:0 auf dem Fuß, traf aber nur den Pfosten (57.).
Viele Chancen für den BVB - aber keine Tore
Erst danach kam Dortmund wieder gefährlich vor das gegnerische Tor. Aber wieder wurde Haller zur tragischen Figur. Nach einer Flanke des eingewechselten Youssoufa Moukoko musste der französische Mittelstürmer den Ball nur noch am zweiten Pfosten über die Linie drücken, er trat jedoch über den Ball (59.). Kurz darauf verpasste auch Malen die große Chance auf den Anschlusstreffer aus wenigen Metern (62.). Den nächsten Hochkaräter vergab Moukoko (67.).
Es war die Phase, in der wieder Spannung aufkam, in der die Hoffnung auf das Comeback wieder auflebte. Möglich machten das die Einwechslungen von Giovanni Reyna und Julien Duranville, die jede Menge Tempo ins Spiel brachten. Es fehlte jedoch der Torerfolg - und so blieb neben dem weiteren Anlaufen nur noch der verzweifelte Blick nach Köln. Würden die Bayern dort nämlich den Ausgleich kassieren, dürfte sich der BVB sogar eine Niederlage erlauben.
Guerreiro trifft - doch Köln lässt Dortmund erst so richtig jubeln
Doch dann meldete sich Dortmund zurück im Spiel. Reyna legte ab und Guerreiro vollendete mit dem schwächeren rechten Fuß zum 1:2 (69.). Kurz darauf hatte Reus die erste gute Gelegenheit auf den Ausgleich, sein Kopfball ging jedoch drüber (74.). Und der Kopfball von Haller wenig später landete genau in den Armen von Dahmen (76.), auch gegen Reyna packte der Torhüter wieder zu (78.).
Kobel verhinderte nach einem Freistoß von Aaron Martin kurz darauf das 1:3 (80.) - doch der Jubel, der im Stadion aufkam, hatte einen anderen Grund. In Köln erzielte Dejan Ljubicic per Elfmeter den Ausgleich und schoss Dortmund zurück auf den ersten Platz. Dem BVB fehlten nur noch zehn Minuten plus Nachspielzeit bis zur Meisterschaft, aber wegen des eigenen Spielstandes hing es weiter von dem ab, was in Köln passierte.
Musiala macht Dortmund zum Vizemeister
Dortmund lief weiter verzweifelt an - und dem Klub wurde dann vor Augen geführt, wie wichtig es gewesen wäre, selbst tätig zu werden. Jamal Musiala brachte die Bayern in Köln wieder in Führung - und damit rutschte der BVB wieder auf Rang zwei ab. Entsprechend groß war die Stille in den folgenden Minuten. Der BVB machte nicht den Eindruck, die noch nötigen zwei Tore zu schießen. Nur noch ein Kölner Tor konnte den Meistertraum retten.
Ein wenig mehr Hoffnung machte noch ein Tor von Haller in der vierten Minute der Nachspielzeit - er stand jedoch im Abseits. Noch ein wenig mehr Hoffnung machte der Ausgleich von Süle (90.+6). Doch es blieb bei der Niederlage der Dortmunder. Und weil die Bayern kein Tor mehr kassierten, blieb nur die große Tristesse. Und der verfehlte Meistertitel.