
2:0-Führung verspielt Rote Karte und Rotation - Bayern stolpert über Bochum
Der durchrotierte FC Bayern München führte gegen den VfL Bochum in der Fußball-Bundesliga scheinbar komfortabel, dann sah Joao Palhinha die Rote Karte und dem Rekordmeister entglitt das Spiel komplett.
Am Ende gewann der VfL sensationell mit 3:2 (1:2) in München und holte ganz wichtige "Big Points" im Abstiegskampf. Die Mannschaft von Dieter Hecking steht auf Rang 16 und hat Tuchfühlung zu den Nichtabstiegsplätzen hergestellt. Die Bayern kommen auf der anderen Seite mit einem blauen Auge davon, weil auch Titelkonkurrent Leverkusen gegen Bremen verlor.
Raphael Guerreiro (13. Minute, 28. Minute) erzielte einen Doppelpack für die Bayern, Jakov Medic verkürzte (31.). Joao Palhinha sah in der 43. Minute die Rote Karte, Ibrahima Sissoko gelang daraufhin der Ausgleich (51.), ehe Matus Bero die Partie komplett drehte (71.).
Bayerns Kompany wechselt auf zehn Positionen
Bayern-Coach Vincent Kompany machte von seinem breit besetzten Kader Gebrauch - nur Leon Goretzka verblieb im Vergleich zum klaren 3:0-Erfolg in der Champions League gegen Bayer Leverkusen in der Anfangsformation.
Im Tor gab Jonas Urbig sein Bundesligadebüt für den verletzten Manuel Neuer, von den fünf Torschützen aus dem 5:0 im Hinspiel stand also nur Leroy Sané von Beginn an auf dem Rasen. Ganz anders die Bochumer: Hecking setzte auf die gleiche Anfangself, die zuletzt gegen Hoffenheim verloren hatte.
Bayern dominiert, verpasst aber deutlichere Führung
Die Münchner kontrollierten von Anpfiff an die Partie, kaum einmal kam der VfL an den Ball. Bis zur ersten wirklichen Torchance dauerte es allerdings fast eine Viertelstunde - dafür fiel daraus direkt das 1:0: Serge Gnabry wurde von Ito links in den Strafraum geschickt und brachte den Ball im Fallen noch mit etwas Glück in die Mitte, wo Guerreiro mit perfektem Timing angelaufen kam und die Kugel humorlos hoch in den Kasten nagelte.
Die Bayern machten direkt weiter Druck, einen Kopfball von Eric Dier parierte Timo Horn in der 18. Minute noch stark, kurz darauf foulte Medic den enteilenden Leroy Sané elfmeterreif, doch den fälligen Strafstoß setzte Gnabry in Abwesenheit des auf der Bank zuschauenden Stamm-Elfmeterschützen Harry Kane links unten an den Pfosten (21.).
Nach einer knappen halben Stunde legte der Rekordmeister dann aber doch nach: Wieder war Ito in der Entstehung entscheidend beteiligt: Mit einer Flanke von links fand er den Kopf von Thomas Müller, der den Ball direkt auf Guerreiro weiterleitete. Der Portugiese köpfte im Fallen ein und wunderte sich angesichts seiner 1,70 Meter Körpergröße dann auch beim Jubeln sichtbar selbst über diesen Torerfolg.
Bochum-Trainer Hecking: "Hätten 4:0 hinten liegen können"
Im Anschluss konnte Urbig, der bis dahin noch nicht geprüft worden war, auf der anderen Seite nur machtlos zusehen, wie der Ball nach einer Bochumer Ecke von Müllers Bein zu Medic prallte und von diesem unhaltbar ins Tor gejagt wurde. Die Bochumer waren nun zumindest einen Hauch besser im Spiel, die Kontrolle hatten trotzdem weiter die Münchner.
Auch Bochums Trainer Hecking gestand die Münchner Überlegenheit im Interview nach dem Spiel durchaus ein: "Wir hätten auch 3:0 oder 4:0 hinten liegen können." Dann habe sein Team aber "das Momentum" auf der eigenen Seite gehabt und auch eine starke Leistung mit hoher Intensität gezeigt.
Harte Rote Karte für Palhinha - und Bochum kommt zurück
Kurz vor dem Seitenwechsel änderten sich die Kräfteverhältnisse auf dem Rasen aber zumindest numerisch: Palhinha spielte einen Pass, traf in der Landewebegung aber mit großer Wucht den Knöchel des heraneilenden Georgios Masouras und wurde von Christian Dingert des Feldes verwiesen.

Eine harte Entscheidung, weil der Portugiese den Fuß kaum anders hätte "landen" können, die Intensität des Treffers war aber dennoch enorm. Im Parallelspiel zwischen Leverkusen und Bremen sah Mitchell Weiser für eine vergleichbare Szene nur die Gelbe Karte.
Der zweite Durchgang startete mit dem nächsten Rückschlag für die Bayern und der nächsten bitteren Situation für Urbig: Zunächst parierte der Youngster noch einen Masouras-Abschluss aus kurzer Distanz, in der Folge segelte aber eine Flanke von rechts an den langen Pfosten, wo Sissoko den Ball gefühlvoll gegen Urbigs Laufrichtung im rechten Eck unterbrachte (51.).
Der überraschende Ausgleich entsprach nicht dem Spielverlauf und dementsprechend wütend rannten die Bayern an, in der 57. Minute war wieder Guerreiro frei vor Horn, legte den Ball aber knapp neben den linken Pfosten. Doch die Bochumer waren in Überzahl nun durchaus regelmäßiger Gast rund um den Münchner Strafraum und verdienten sich durch ihre starke Intensität den Ausgleich quasi nachträglich.
Bero dreht die Partie für die Bochumer
In der 61. Minute brachte Kompany dann Harry Kane, Jamal Musiala, Konrad Laimer und Michael Olise. Laimer scheiterte in der 67. direkt mit einem Distanzschuss an Horn und in der 70. Minute forderte Kane einen Elfmeter, den es zurecht nicht gab. Fast im direkten Gegenzug passte Philipp Hofmann den Ball von links in den Bayern-Strafraum, Masouras ließ clever passieren und plötzlich war Bero ganz frei vor Urbig und die Partie gedreht - 2:3.
Es war längst eine völlig wilde Begegnung, Horn parierte einen Musiala-Kopfball stark (79.), Urbig hielt auf der anderen Seite gut gegen Moritz Broschinski (83.). Das sechste Tor lag in der Luft - doch es blieb aus. Der Rest war Bochumer Jubel.
"Gratulation an den Gegner. Bochum hat sich diesen Sieg erkämpft und wir müssen in diesem Moment nicht viel sagen, wir müssen die Kritik akzeptieren und im nächsten Spiel zeigen, wer wir sind und wie wir das lösen", sagte Kompany nach dem Spiel und betonte im Hinblick auf die Rotation nochmal, dass man "dem ganzen Kader vertraut."
Bayern in Berlin, Bochum gegen Frankfurt
Für die Münchner geht es am Dienstag (11.03.) zunächst ins Achtelfinal-Rückspiel gegen Leverkusen und dann am am kommenden Spieltag nach Berlin (15.03., 15.30 Uhr). Bochum empfängt Eintracht Frankfurt (16.03., 15.30 Uhr).