Topspiel gegen Bayern Leverkusens Triumph ist ein Meisterwerk
Bayer Leverkusen könnte deutscher Meister werden, das liegt auch an Trainer Xabi Alonso. Beim FC Bayern schauen sie neidisch zu.
Denn im Spitzenspiel der Fußball-Bundesliga hat Bayer Leverkusen am Samstagabend (10.02.2024) gegen Bayern München 3:0 (1:0) gewonnen. Tabellenführer Leverkusen hat nun fünf Punkte Vorsprung auf den Verfolger aus München.
Entschieden ist das Titelrennen damit noch nicht. Doch die Chance, dass der Meister am Ende einer Saison erstmals seit elf Jahren nicht Bayern heißt, ist groß.
Leverkusens Fans feiern Bayer-Trainer Xabi Alonso
Und so standen die Spieler von Bayer Leverkusen nach ihrem Triumph vor der Nordkurve, sie tanzten und sangen. Der Stratege Granit Xhaka hatte den Arm um zwei Mitspieler gelegt. Der verletzte Torjäger Victor Boniface schwenkte seine Krücken im Takt.
Doch einer fehlte. Also besangen die Fans den Mann, der Leverkusen im Abstiegskampf übernommen und nach ganz oben geführt hatte. Sie riefen nach Xabi Alonso. Das Feiern überlässt Alonso gerne seinen Spielern. Diesmal hatte er keine Wahl. Er rief sein Trainerteam, dann gingen auch sie vor die Kurve.
Fünf Punkte Vorsprung vor den Bayern
Natürlich ist Alonso später manchmal auf die Tabellenkonstellation angesprochen worden. Darauf, dass Leverkusen tatsächlich Meister werden könnte. Zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte. Doch mit den Zielen hält es Alonso wie mit dem Feiern – er hält sich gerne zurück. Der Sieg sei sehr wichtig, sagte er. Das schon. "Aber es sind nur drei Punkte."
In Leverkusen sind sie vorsichtig. Noch sind dreizehn Spieltage zu spielen, es sind noch 39 Punkte zu vergeben. Und dann ist da noch die Historie des Klubs. Es hat schon einmal Zeiten gegeben, in denen Leverkusen tollen Fußball spielte und von Titeln träumte, am Ende aber leer ausging. Etwa in der Saison 2001/02, als Bayer in zwei Endspielen stand, aber beide verlor - und die Meisterschaft verpasste. Der Spitzname "Vizekusen" war auch kein Trost.
Gerade aber spricht viel dafür, dass aus "Vizekusen" in einigen Wochen "Meisterkusen" wird. Und das hat viel mit dem Trainer Xabi Alonso, 42, zu tun.
Alonso schätzen sie in München – aber gerade ärgert er die Bayern
Er hat Leverkusen im Herbst 2022 übernommen, da war der Klub Tabellenvorletzter. Alonso hatte zuvor die B-Mannschaft von Real Sociedad San Sebastian trainiert und den Nachwuchs von Real Madrid, ein Trainer mit Erfahrung auf höchstem Niveau war er nicht. Aber einer, dem viele eine große Trainerkarriere zutrauten.
Schon Jahre zuvor, Alonsos Zeit als Mittelfeldstratege beim FC Bayern lag noch nicht lange zurück, hatte Karl-Heinz Rummenigge gesagt, er könne ihn sich sehr gut als Trainer in München vorstellen. Nur trainiert Alonso nicht die Bayern, er ärgert sie.
Joshua Kimmich von Bayern München
Er hat in Leverkusen einen Fußball etabliert, der Wiederkennungswert hat. Es geht um Ballbesitz, Raumaufteilung und um das Gefühl für das Passspiel. Die Abstände zwischen den einzelnen Spielern sind gering, oft trennen Spieler wie den "Sechser" Xhaka und den Dribbler Florian Wirtz im Aufbau weniger als fünf Meter.
Leverkusen ist eine "Trainermannschaft"
So spielen sie, bis der Gegner Räume öffnet. Es folgt ein Diagonalball, oft von der linken Seite, die Grimaldo besetzt, auf die rechte, wo meist der schnelle Frimpong spielt. Von diesem Stil weicht Leverkusen nicht ab, er geht auf Alonso zurück. Das nennt man dann eine Trainermannschaft.
In Leverkusen schwärmen sie deshalb von ihrem Trainer. Er lerne in jedem Training etwas, hat Granit Xhaka einmal gesagt. Oft seien es genau die Details, die am Ende entscheidend seien.
In dieser Woche übte Alonso das Verteidigen mit einer Viererkette. Ein System, das in Leverkusen lange nicht zu beobachten war. Es war ein Risiko, aber falsch war die Entscheidung nicht. Harry Kane spielte bei den Bayern mit, aber er fiel nicht auf. Am Ende hatten Statistiker für ihn 20 Ballkontakte notiert.
Leverkusen und die Kraft später Tore
Auch für Alonsos Leverkusener läuft es nicht immer nach Plan, aber es wirkt nicht so, als sorge das bei den Spielern für Unsicherheit. In solchen Spielen trifft Leverkusen gerne spät, so war es in der Liga gegen Augsburg und Leipzig im Januar. So war es auch im DFB-Pokal unter der Woche gegen Stuttgart. Da sagte Abwehrchef Jonathan Tah: "Wir haben die Überzeugung, auch solche Spiele zu gewinnen. Das fühlt sich gut an."
Bayer Leverkusen jubelt nach dem 3:0
Ein wenig ist es mit Tah wie mit dem Trainer Alonso. Auch er mag über Titel nicht sprechen, das tut kein Spieler. Am mutigsten war nach dem Sieg gegen die Bayern noch Mittelfeldspieler Robert Andrich. Er sagte: "Dieses Jahr ist alles möglich."
Leverkusen und Bayern trennen mehr als nur fünf Punkte
Für den FC Bayern gilt das in dieser Saison nicht mehr. Während Leverkusen noch Meisterschaft, Pokal und Europa League gewinnen könnte, sind die Optionen der Bayern eingeschränkt. Im Pokal sind sie nicht mehr dabei, und in der Liga sind sie davon abhängig, dass Leverkusen patzt.
Es ist eine ungewohnte Rolle für den Rekordmeister, und vielleicht unterlief dem Trainer Thomas Tuchel in seiner Analyse deshalb ein kleiner Fehler. Als er gefragt wurde, ob er daran glaube, dass seine Mannschaft fünf Punkte auf diese Leverkusener Mannschaft aufholen könne, sagte er: "Das liegt ja am Ende an uns."
Für Tuchel, 50, war dieser Abend ein einziges Ärgernis. Auch er hatte die Taktik umgestellt, die Bayern verteidigten mit Dreierkette und nicht wie sonst mit Viererkette. Ihr Plan war wohl, Leverkusens System zu spiegeln. "Ich habe das gefühlt, dass wir das umsetzen müssen", sagte Tuchel. "Dafür haben wir im Spiel wenig Bestätigung bekommen."
Leverkusen und die Bayern trennen fünf Punkte, und doch liegen zwischen beiden Vereinen gerade Welten. Der Fußball von Bayer ist ein Meisterwerk, erschaffen vom Trainer Alonso. Da können sie in München schon neidisch werden.