Leverkusen gegen Leipzig Das vorsichtige Schweigen zum Thema Meisterschaft
Bayer 04 Leverkusen und RB Leipzig treffen am 1. Spieltag der Fußball-Bundesliga aufeinander. Beide Teams gehören zu den Geheimfavoriten. Darüber sprechen will aber kaum jemand.
Womöglich war es ja schon das erste Signal, das die neue Mannschaft von Bayer 04 Leverkusen beim 8:0 gegen den Regionalligisten Teutonia Ottensen in der ersten Runde des DFB-Pokals ausgesendet hat. Die Mannschaft von Trainer Xabi Alonso ließ keinerlei Zweifel am Vierklassen-Unterschied zwischen den beiden Teams aufkommen. Anders als noch vor einem Jahr, als die Werkself beim damaligen Drittligisten Elversberg (3:4) unterging.
So wie in Hamburg soll Bayer 04 künftig seine Spiele angehen. Die große Wankelmütigkeit der Leverkusener soll endlich vorbei sein. Mit einer Mischung aus Abgeklärtheit und jugendlichem Elan. Für mehr Stabilität hat Sportchef Simon Rolfes erfahrene Spieler wie Angreifer Jonas Hofman (31, Borussia Mönchengladbach) und den Mittelfeldstrategen Granit Xhaka (30, FC Arsenal) an den Rhein geholt.
Ausgewogene Mischung
Zudem gibt es neue Versprechen auf eine deutliche Qualitätssteigerung des Teams durch Spieler wie den Angreifer Victor Boniface (22, Union SG) sowie den Außenverteidigern Alejandro Grimaldo (27, Benfica Lissabon) und Arthur (20, America-MG). Die großen Talente Florian Wirtz (20) oder Jeremie Frimpong konnten sie in Leverkusen halten.
Die Mischung innerhalb der Mannschaft scheint nun ausgewogener zu sein, die Herangehensweise ist wohl auch deshalb offensiver. "Wir müssen Ambitionen haben", sagt Alonso. In diesem Jahr haben sie in Leverkusen offiziell wieder das Ziel "Erreichen der Champions League" ausgegeben, insgeheim rechnen sie vielleicht sogar mit etwas mehr. Aber mit hohen Erwartungen kennen sie sich ja aus bei Bayer 04.
Schon so häufig in den vergangenen Jahren traten sie, ausgestattet mit üppigen Finanzmitteln und einem namhaften Kader - zumindest in der Fan-Wahrnehmung und auch in der vieler Experten - als ein ernsthafter Kandidat im Kampf um die Meisterschaft an. Und stürzten dann aus vielerlei Gründen immer wieder und oft auch überraschend ab. Gelingt nun (endlich) die Wende?
Leipzig als Gradmesser
Gegen RB Leipzig kann das Alonso-Team am kommenden Samstag direkt unter Beweis stellen, dass die (eigenen) Erwartungen nicht zu hoch sind. Dabei kommen die Sachsen als frisch gebackener Supercup-Sieger und einem beeindruckenden 3:0-Erfolg gegen den FC Bayern ins Rheinland. "So kann man in eine Saison starten. Das ist nur der Anfang", kündigte der dreifach-Torschütze Dani Olmo, der kürzlich erst seinen Vertrag bis 2027 verlängert hat und eine wichtige Stütze im Team bleiben wird, nach dem Triumph an.
Trainer Marco Rose hat allerdings einen Umbruch zu gestalten. Mit den Angreifern Lois Openda (23, RC Lens) und Benjamin Sesko (20, RB Salzburg) hoffen die Sachsen in der Offensive nach den hochkarätigen Abgängen von Christopher Nkunku (zum FC Chelsea) und Dominik Szoboszlai (zum FC Liverpool) ähnlich gut aufgestellt zu sein.
Orban: Traue uns alles zu in der Saison
Castello Lukeba (20, Olympique Lyon) oder El Chadaille Bitshiabu (18, Paris St. Germain) sollen Top-Verteidiger Josko Gvardiol (21, Manchester City) ersetzen. Mit Nicholas Seiwald (22, RB Salzburg) und Christoph Baumgartner (24, 1899 Hoffenheim) sind zwei spielstarke Mittelfeldprofis hinzugekommen.
"Wir schreiben uns auf die Fahne, Spiele zu gewinnen. Möglichst viele. Gegen wen auch immer. Großartige Kampfansagen gibt es von uns nicht, das macht keinen Sinn", sagt Rose über die kommende Spielzeit. Offiziell will kaum jemand über den womöglich ersten Meistertitel für die Leipziger reden. Einzig Kapitän Willi Orban lehnt sich weiter aus dem Fenster. "Grundsätzlich traue ich uns alles zu in der Saison", sagte er nach dem Supercup-Finale gegen Bayern München.
Womöglich spricht er zaghaft aus, wovon insgeheim doch einige in Leverkusen und in Leipzig träumen: Am Ende der Saison vielleicht doch und erstmals die Schale in die Höhe recken zu können.