WM-Qualifikation gegen Argentinien Brasilien-Krise vor dem "Superclasico" - Erste Zweifel am "Dinizmus"
Nach drei Spielen ohne Sieg in der WM-Qualifikation ist bei den Brasilianern die Euphorie um Kurzzeit-Coach Fernando Diniz schon wieder verflogen. Ausgerechnet jetzt wartet im "Superclasico de las Americas" in der Nacht zu Mittwoch (22.11.2023) das im Weltfußball größte Nationen-Prestigeduell gegen Argentinien.
Die Situation, in der die "Selecao" gerade steckt, erinnert ein wenig an die Lage in Fußball-Deutschland. Ein Trainer als zeitlich befristeter Projektleiter mit vielversprechendem Start, hochinteressanten Ansätzen, einer wackelnden Abwehr und ernüchternden Ergebnissen. Der Julian Nagelsmann der Brasilianer heißt Fernando Diniz.
Diniz ist eigentlich nur Platzhalter beim Rekordweltmeister für den Superstartrainer Carlo Ancelotti. Der hat bereits unterschrieben, will aber erst seinen Vertrag bei Real Madrid ordnungsgemäß bis zum Saisonende erfüllen und dann sein neues Amt antreten, um den sechsten WM-Titel mit der stolzen Fußballnation anzupeilen. Allerdings steht im Moment zumindest ein wenig in Zweifel, ob die Brasilianer überhaupt zur Weltmeisterschaft 2026 in den USA, Kanada und Mexiko fahren werden.
Erst gefeiert, jetzt kritisiert
Die vergangenen drei Partien lösen in Brasilien akute Besorgnis aus: 1:2 am 17. November in Kolumbien, 0:2 in Uruguay am 18. Oktober und davor ein ganz schlimmes 1:1 am 13. Oktober gegen Venezuela - sofort wird auch die zuvor gefeierte Philosophie des Trainers wieder in Frage gestellt.
Der schon als "Dinizmus" bezeichnete Fußball beinhaltet extrem viel Ballbesitz, lange Staffetten mit kurzen "Tikitaka"-Pässen und - ähnlich wie es mal Christian Titz beim Hamburger SV mit Julian Pollersbeck versuchte - einem weit vorgezogen spielenden Torwart quasi als elftem Feldspieler. Moniert werden nun aber nach den jüngsten Spielen der fehlende Zug zum Tor und die instabile Defensive.
Es droht der Sturz auf Platz sieben
Erklären muss Diniz eine traurige Premiere: Ohne die verletzten Superstars Neymar und Vinicius Junior hat der fünfmalige Weltmeister erstmals überhaupt zwei Qualifikationsspiele in Folge verloren. Nach fünf Spieltagen stehen die Erben Peles jetzt in der Qualifikation sogar hinter Venezuela, dem einzigen südamerikanischen Team ohne WM-Teilnahme - auch das gab es noch nie.
Neymar fällt mit Kreuzband- und Meniskusriss lange aus
Bei einer Pleite gegen Argentinien im Maracana-Fußballtempel Rio de Janeiros droht der Absturz auf Platz sieben in der Zehner-Gruppe. Nur die Top-Sechs qualifizieren sich direkt für die WM.
Auch Argentinien hat etwas gutzumachen
"Wir stehen in der Pflicht, wieder aufzustehen." Diesen Satz könnte gut Diniz gesagt haben, oder auch einer der brasilianischen Spieler. Er stammt aber von Lionel Messi. Seine Argentinier gehen zwar immer noch als Tabellenführer in das Duell mit Brasilien, haben aber auch gerade eine Niederlage erlitten: 0:2 gegen Uruguay. Ob das die Situation für Fernando Diniz allerdings einfacher macht, wird sich ab 1.30 Uhr mitteleuropäischer Zeit zeigen.