Gianni Infantino beim FIFA-Kongress in Paris 2019

Streit um Spielkalender DFL geht mit anderen Ligen gegen FIFA vor

Stand: 23.07.2024 12:39 Uhr

Die Europäischen Ligen und die Spielergewerkschaft FIFPRO beschweren sich formell über den Fußball-Weltverband FIFA. Es geht um die Klub-WM und den vollen Kalender.

Der Ligenverband "European Leagues", in dem auch die Deutsche Fußball Liga (DFL) organisiert ist, und FIFPRO Europe gaben am Dienstag (23.07.2024) bekannt, dass sie gemeinsam eine formelle Beschwerde gegen die FIFA bei der Europäischen Kommission einreichen - aus wettbewerbsrechtlichen Gründen.

"Seit mehreren Jahren haben die Ligen und Spielergewerkschaften die FIFA wiederholt aufgefordert, ein klares, transparentes und faires Verfahren für den internationalen Spielkalender zu entwickeln", heißt es in einer Erklärung. "Bedauerlicherweise hat sich die FIFA stets geweigert, die nationalen Ligen und Spielergewerkschaften in ihren Entscheidungsprozess einzubeziehen."

Die großen Ligen vereint im Protest

Der Spielkalender sei mittlerweile so übersättigt, dass er für die nationalen Ligen nicht mehr tragbar sei und eine Gefahr für die Gesundheit der Spieler darstelle. "Die FIFA hat mit ihren Entscheidungen in den letzten Jahren wiederholt ihre eigenen Wettbewerbe und kommerziellen Interessen begünstigt, ihre Verantwortung als Dachverband vernachlässigt und den wirtschaftlichen Interessen der nationalen Ligen sowie dem Wohlergehen der Spieler geschadet", schreiben European Leagues und FIFPRO Europe.

Zu den 39 im Europaverband organisierten Profiligen gehören neben der DFL auch die englische Premier League, die italienische Serie A und die französische Ligue 1. Die spanische La Liga ist ausgetreten, unterstützt aber nun die Beschwerde bei der Europäischen Kommission.

Zuvor hatte auch der Weltverband der Ligen (World Leagues Association), dem die DFL ebenfalls angehört, der FIFA mit Klage gedroht. Die FIFPRO hat bei einem Handelsgericht in Brüssel sogar schon eine Klage eingereicht.

FIFA reagiert provokant

Die FIFA verwies in einer schriftlichen Reaktion darauf, dass der FIFA-Rat den aktuellen Kalender einstimmig genehmigt habe nach einem inklusiven Beratungsprozess, an dem auch die Ligaverbände und FIFPRO beteiligt gewesen seien.

"Einige Ligen in Europa - selbst Organisatoren und Regulierer von Wettbewerben - handeln aus kommerziellem Eigeninteresse, heuchlerisch und ohne Rücksicht auf alle anderen in der Welt", schreibt die FIFA. "Diese Ligen bevorzugen offensichtlich einen Kalender voller Freundschaftsspiele und Sommertourneen, die oft mit ausgedehnten Reisen in alle Welt verbunden sind."

Ausgeweitete Klub-WM sorgt für Ärger

Hintergrund des Streits ist die auf 32 Vereine ausgeweitete Klub-WM. Das Turnier, das einen Monat dauern wird, ist auf eine Initiative von FIFA-Präsident Gianni Infantino zurückzuführen. Es wird im Jahr 2025 in den USA erstmals ausgetragen und soll künftig alle vier Jahre stattfinden.

Das Turnier sorgt bei den Spielern der Spitzenklubs für noch mehr Belastung. Aus Sicht auch der DFL besteht die Gefahr, dass neben der UEFA mit der vergrößerten Champions League ein weiterer Konkurrent um das Geld der Sender und Streamingdienste auf den Markt kommt. Kürzlich hatte die FIFA das Bieterverfahren für die Medienrechte der Turniere 2025 und 2029 in mehreren Regionen der Welt gestartet, noch ohne Europa.

Auch UEFA weitet Wettbewerbe aus

Der Fußballkalender wird zusätzlich dadurch verdichtet, dass auch der Europäische Verband mehr Spiele veranstaltet. Die UEFA hat ihre Europapokal-Wettbwerbe zur Saison 2024/25 stark ausgeweitet.

Anzahl Spiele im Europapokal
Wettbewerb bis 2023/24 ab 2024/25
Champions League 125 189
Europa League 141 189
Conference League 141 153