Die Finals 2023 Malaika Mihambo - Hoffnung auf leichte Verletzung
Erst zwei grandiose Sprünge, dann erst einmal große Sorgen: Weitsprung-Star Malaika Mihambo musste bei den deutschen Meisterschaften in Kassel abbrechen - knapp fünf Wochen vor der WM in Budapest. Bei den Männern gelang Simon Batz eine Überraschung. Eine Superleistung gelang Joshua Hartmann aus Köln über 200 Meter mit deutscher Rekordzeit in 20.02 Sekunden.
Mihambo hatte im ersten und dritten Versuch zunächst zwei Weltklasse-Sprünge auf 6,93 Meter abgeliefert, die am Ende natürlich auch zum Titel reichten. Beim Anlauf zum vierten Versuch sah ihr Gesicht dann plötzlich schmerzverzerrt aus. Sie brach ab und griff sich an den linken Oberschenkel, der sofort mit Eis gekühlt werden musste - und das so kurz vor der WM, die vom 19. bis 27. August in Budapest steigt und bei der sie eine der größen deutschen Hoffnungsträgerinnen ist.
Nach einer sofort durchgeführten Ultraschalluntersuchung bestand zunächst der Verdacht auf Muskelfaserriss, am Abend gab der Deutsche Leichtathletik-Verband dann leichte Entwarnung: Es wurde zunächst "kein Riss" festgestellt, die erste Diagnose lautet "Verhärtung". Am Mittwoch (12.07.23) ist ein MRT geplant, das endgültige Klarheit bringen soll. "Wir müssen schauen, was es genau ist. Wenn ich Glück habe, ist es nichts, wenn ich Pech habe, ist es eine Zerrung oder ein Muskelfaserriss", sagte Deutschlands Leichtathletik-Star. "Wir müssen den Mittwoch nochmal abwarten. Es ist noch viel Zeit und es ist auch keine super-schlimme Verletzung", sagte Mihambo mit Blick auf die WM in Budapest vom 19. Juli bis 27. August.
Hartmann kratzt an der 20-Sekunden-Marke
Hartmann sagte nach seinem Wahnsinnslauf in der Sportschau: "Ich bin froh, dass ich hier Top-Form zeigen konnte, jetzt freue ich mich einfach mal auf ein freies Wochenende. Der Rekord bedeutet mir viel, auch wenn es noch nicht unter 20 Sekunden war - da habe ich vielleicht den Arm beim Jubeln etwas zu früh ausgefahren."
Die 200 Meter der Frauen gewann Alexandra Burghardt (Burghausen) in international allerdings nicht konkurrenzfähigen 23,39 Sekunden.
Zuvor hatte Sprint-Superstar Gina Lückenkemer einen Tag nach ihrem 100-Meter-Triumph überraschend auch die Berliner Staffel zu Gold bei den nationalen Meisterschaften geführt. In 43,91 Sekunden stellte Berlin bei den Finals im Kasseler Auestadion vor allem dank der überragenden Performance von Schlussläuferin Lückenkemper eine Jahres-Bestleistung für Staffeln auf.
"Einfach eine geile Team-Leistung"
Obwohl nach ihrem Auftritt noch ein weiterer Zeitendlauf mit den Favoriten aus Sindelfingen und München anstand, jubelten die vier Berlinerinnen schon so, als hätten sie den Titel sicher. Ihr Gefühl trog nicht: Sindelfingen (44,37) blieb anschließend hauchdünn vor München (44.44) über der Berliner Marke - Lückenkemper gemeinsam mit Nadine Reetz, Michelle Janiak und Leonie Kluwig hatten den Meistertitel eingefahren.
Im Sportschau-Interview sagte Lückenkemper anschließend: "Mein Plan war, voll durchzuziehen, also wenn schon, denn schon. Meine Mädels kennen den Job, ich kenne meinen Job, das war einfach eine geile Team-Leistung."
Gold bei den Männern sicherte sich der TV Wattenscheid. Michael Bryan, Kevin Ugo, Robin Erewa und Joshua Koßmann sprinteten in 39,39 zu Gold, Silber sicherte sich ganz knapp geschlagen der Hamburger SV (39,49) vor der MTG Mannheim (39,74).
Hammerwerfen - Klose holt Gold, Eklat um Hummel
Hammerwurf-Talent scheint vererbbar zu sein - diesen Beweis trat anschließend Sören Klose aus Frankfurt an.
Der Sohn der EM-Bronzemedaillen-Gewinnerin von 1998, Kirsten Münchow, und des erfolgreichen Hammerwerfers Holger Klose holte sich in 73,90 Metern die Goldmedaille vor Konstantion Steinfurth (Eppstein, 68,33) und seinem Trainingspartner und Klubkollegen Christoph Gleixner (67,65).
Einen Eklat hatte es im Hammerwurf-Wettbewerb um Vorjahres-Sieger und Mitfavorit Merlin Hummel aus Kulmbach gegeben. Weil der 4. der Europaspiele am 24. Juni in Polen (dort hatte er 73,99 Meter geworfen) kurz vor dem Wettkampf in Kassel seine Stellplatzkarte zu spät eingereicht hatte, wurde er disqualifiziert und durfte nur außer Konkurrenz mitwerfen. Dabei schleuderte er den Hammer auf die zweitbeste Weite - Silber durfte er aber wegen des Meldefehlers nicht in Empfang nehmen.
Weitsprung - Batz entthront Heinle
Im Weitsprung gelang Simon Batz eine dicke Überraschung. In seinem sechsten und letzten Versuch gelang ihm ein Riesensatz auf 7,97 Meter - damit entthronte der Mannheimer Vorjahressieger Fabian Heinle (7,70/Stuttgart), der hinter dem lange führenden Luka Herden (7,91/Münster) letztlich nur Dritter wurde.
Pech hatte Kevin Bucha aus Jena, der hinter Heinle nur um drei Zentimeter am Podium vorbeisprang.
Kugelstoßen - Gambetta souverän vorn
Einen Favoritensieg gab es bei den Kugelstoßerinnen. Sara Gambetta hielt dem Druck der Favoritenrolle locker stand und gewann am Ende mit klarem Vorsprung von 60 Zentimetern. Den 18,51 Metern der Hallenserin kam Yemisi Ogunleye aus Mannheim (17,91) noch am nächsten, sie freute sich riesig über Silber. Rang drei sicherte sich Julia Ritter aus Bochum (17,79).
400 Meter Hürden - Krafzik top, Krimi bei den Männern
Ähnlich dominant wie bei Gambetta im Ring war kurz danach der Triumph von Top-Favoritin Carolina Krafzik aus Sindelfingen im 400-Meter-Hürdenlauf.
In 54,87 Sekunden ließ sie auf der Zielgeraden Eileen Demes (55,72/Neu-Isenburg) und Bronze-Gewinnerin Melanie Böhm (56,17/Sindelfingen) keine Chance.
Komplett anders verlief das Rennen der Männer. Joshua Abuaku aus Frankfurt nahm einen Riesenvorsprung mit auf die letzten 100 Meter, doch dann drehte Constantin Preis aus Sindelfingen mächtig auf. Auf der Ziellinie hatten dann beide Athleten 48,45 Sekunden auf der Uhr, per Fotofinish wurde aber Abuaku zum Sieger erklärt. Bronze ging mit deutlichem Abstand an Darius Gußmann aus Frankfurt (50,79).
Hochsprung / Speerwurf- Jungfleisch und Hussong vorn
Im Hochsprung der Frauen war dann wieder Favoriten-Zeit: Marie-Laurence Jungfleisch aus Stuttgart gewann nach dreijähriger Auszeit wegen vieler Verletzungen in der international allerdings nicht konkurrenzfähigen Höhe von 1,84 Metern, vor gleich drei Zweitplatzierten: Laura Gröll (München), Lavinja Jürgens (Rettenberg) und Anna-Sophie Schmitt (Saarbrücken) landeten mit gleich vielen Fehlversuchen bei 1,81 Metern.
Im Speerwurf setzte sich erwartungsgemäß die Zweibrückenerin Christin Hussong mit 56,79 Metern durch, das Treppchen komplettierten Dana Bergrath (Leverkusen/56,11) und Victoria Krause (Leichlingen/55,66).
Laufen - Gold für Trost und Sanders
Im 1.500-Meter-Lauf der Frauen setzte sich Katharina Trost (München) in 4:09,5 Minuten durch. Die Männer-Konkurrenz gewann Marius Probst aus Bohum in 3:46,73.
Bei den 400 Metern der Männer hatt Manuel Sanders aus Dortmund in 45,07 Sekunden klar die Nase vorn. Skadi Schier aus Berlin gewann Gold bei den Frauen in 51,84.
Spannend ging es bei den Männern über 800 Meter zu, hier setzte sich letztlich Luis Oberbeck aus Göttingen in 1:47,48 Minuten durch. Das Rennen der Frauen entschied Alina Ammann aus Essingen in 2:01,42 Sekunden mit der Winzigkeit von vier Hundertstelsekunden vor Christina Hering aus München für sich.
Das Victory-Zeichen machte Lea Meyer aus Löningen nach ihrem souveränen Sieg in 9:33,19 Minuten über die 3.000 Meter Hindernis noch auf der Ziellinie. Im Sportschau-Interview sagte sie: "Ich habe mich wirklich sehr gut gefühlt. Es hilft auch immer wieder, wenn ich mich an meine EM-Silbermedaille aus dem Vorjahr erinnere, damit fällt mir dann alles leichter."
Vielleicht das spektakulärste Rennen des Tages waren schließlich die 5.000 Meter der Männer, das nach einem überragenden Endspurt überraschend Florian Bremm aus Leutershausen mit fünf Hundertelsekunden vor Max Thorwirth aus Düsseldorf für sich entschied. Unter Tränen sagte er der ARD: "Ich weiß noch gar nicht, was hier passiert ist. Ich habe einfach mein Herz in die Hand genommen."
Diskus - Harting landet auf Platz drei
Olympiasieger Christoph Harting hat für eine kleine Überraschung gesorgt. Der Berliner landete im ersten Wettkampf nach seinen öffentlich gemachten Depressionen mit 62,87 Metern auf dem dritten Platz, den Sieg sicherte sich Henrik Janssen (Magdeburg/63,93) vor Sven Richter (Erzgebirge/63,57).