Darts-WM in London Van Gerwen gegen Littler? Traumfinale in Sicht
Bei der Darts-WM in London hoffen die Fans auf ein Traumfinale zwischen Michael van Gerwen und Luke Littler. Doch zuvor stehen die Halbfinals an - und die haben es in sich.
Wenn heute Abend bei der Darts-WM im Londoner "Ally Pally" die beiden Halbfinals ausgespielt werden, dann sind die Sympathien vieler Fans klar verteilt.
Ab 20.45 Uhr werden sie zunächst dem Niederländer Michael van Gerwen die Daumen drücken, der gegen den Engländer Chris Dobey antritt. Zwei Stunden später ruhen die Hoffnungen in einem rein englischen Duell dann auf Luke Littler, der es mit Stephen Bunting zu tun bekommt.
Das hat rein gar nichts mit Dobey und Bunting zu tun, die beide ein tolles Turnier spielen und denen als Außenseiter im Halbfinale eigentlich die Herzen der Darts-Familie zufliegen sollten. Doch die Aussicht auf ein Traumfinale am Freitag überstrahlt halt alles. Und das Duell zwischen van Gerwen und Littler wäre so ein Traumfinale.
Van Gerwen will seinen vierten Titel
Auf der einen Seite ist da van Gerwen. Der 35-Jährige will nach 2014, 2017 und 2019 seinen vierten WM-Titel gewinnen. Der Niederländer ist der einzige Spieler, der in jüngerer Vergangenheit bei der WM die Dominanz der Engländer, Schotten und Waliser durchbrechen konnte. Der Altmeister, der "Mighty Mike" oder kurz "MVG" genannt wird und im grellgrünen Shirt auftritt, will es noch einmal wissen.
Im Viertelfinale überstand er eine hochklassige Partie gegen Callan Rydz aber nur mit Mühe und Not. Rydz gelangen mehr Leg-Gewinne und mehr Aufnahmen mit 180 Punkten, die Partie verlor er dennoch mit 3:5.
Littler weiter auf dem Weg nach oben
Auf der anderen Seite: Luke Littler. Das erst 17-jährige Darts-Wunderkind fegt seit dem vergangenen Jahr wie ein Sturm über die Szene und hat sich selbst den eher fragwürdigen Spitznamen "The Nuke" ("die Atombombe") gegeben. Der Teenager spielt erst seine zweite WM, im vergangenen Jahr scheiterte er erst im Finale an Luke Humphries, jetzt soll der erste Titel her. Im Viertelfinale besiegte der Engländer seinen Freund und Landsmann Nathan Aspinall deutlich mit 5:2.
Generationenduell: Altmeister gegen Überflieger
Van Gerwen gegen Littler, es wäre ein Generationenduell: Altmeister gegen Überflieger. Und es würde sicher spannend werden. Bei großen Turnieren traten beide bisher zwölfmal gegeneinander an. Die Bilanz, man ahnt es schon: 6:6. Die beiden jüngsten Duelle gingen an Senkrechtstarter Littler.
Doch das mit dem Traumfinale ist Zukunftsmusik, denn zunächst müssen die beiden Halbfinals gespielt werden, und den größten Fehler, den van Gerwen und Littler machen können, wäre es wohl, ihre Gegner dort zu unterschätzen.
Dobey und Bunting sind auch noch da
Dobey und Bunting lieferten schon im Viertelfinale spektakuläre Leistungen ab. Dobey besiegte trotz eines 0:2-Rückstandes den Waliser Gerwyn Price mit 5:3, Bunting ließ bei seinem 5:2-Sieg dem Schotten Peter Wright kaum eine Chance. Um das einmal einzuordnen: Price und Wright sind beide ehemalige Weltmeister.
Der Druck liegt auf van Gerwen und Littler
Im Halbfinale haben Dobey und Bunting deshalb nichts zu verlieren. Im Gegensatz zu van Gerwen und Littler. Der Niederländer, der bei der WM mit vollmundigen Sprüche auf sich aufmerksam macht ("Wer auch immer sich in meinen Weg stellt: Darauf gebe ich einen Scheiß."), wackelte nicht nur im Viertelfinale gegen Rydz, sondern auch schon zuvor beim 4:2-Erfolg über Jeffrey de Graaf und wartet schon seit fünf Jahren auf den Titel. Und bei Littler ist von der Lockerheit des Vorjahres nicht viel zu sehen. Der Youngster scheint den gewaltigen medialen Druck zu spüren.