DBB-Team im WM-Halbfinale Dennis Schröder - das Familienoberhaupt
Nach Dennis Schröders schwacher Leistung gegen Lettland setzt Trainer Herbert weiter auf seinen Kapitän. Auch die Mannschaft steht geschlossen hinter Schröder, der das Team am Freitag (Ab 14.35 Uhr live in der Radio-Reportage bei der Sportschau) ins WM-Finale führen soll.
Im Glaspalast in Manila trennten die deutschen Basketballer am Mittwoch noch zwei Punkte vom sicheren Einzug ins Halbfinale der Weltmeisterschaft. Natürlich nahm sich Kapitän und Spielmacher Dennis Schröder 32 Sekunden vor Ablauf der Spielzeit den Ball, um den größten WM-Erfolg des Deutschen Basketball-Bundes (DBB) seit 21 Jahren zu besiegeln. Ein kurzer Blick zu Coach Gordon Herbert, ein Schlag auf seine Schulter: Schröder hatte einen Spielzug eingeleitet.
Das Ziel: Ein größerer - und damit langsamerer - Spieler sollte ihn verteidigen. Doch Schröder kam nicht an seinem Gegenspieler vorbei, dribbelte sich fest. Erst mit Ablauf der Wurfuhr wagte er einen erfolglosen Versuch, im Gegenzug hatten die Letten die Chance auf einen Dreier zum Sieg. Aber Davis Bertans verwarf.
Sofort stürmte die deutsche Mannschaft jubelnd zu Schröder, der einen schlimmen Abend hinter sich hatte. Alle nahmen ihn in den Arm. "Das war eines der schlechtesten Spiele meiner Karriere", sagte er danach reumütig. Nur vier seiner 26 Würfe waren erfolgreich.
Herbert vertraut auf Schröder
Sein Trainer dachte trotzdem gar nicht daran, Schröder in den entscheidenden Minuten vom Platz zu nehmen. Schließlich sei der Point Guard bis zum Spiel gegen Lettland der wertvollste Spieler im Turnier gewesen. "Ohne ihn wären wir gar nicht hier", sagte Herbert am spielfreien Donnerstag im Teamhotel. Gerade nach dem Ausfall von Franz Wagner habe Schröder das Team angeführt.
Mit durchschnittlich 18 Punkten und 6,3 Assists pro Spiel ist er trotz der Leistung am Mittwoch rein statisitisch gesehen Deutschlands bester Offensivspieler bei der Weltmeisterschaft. Coach Herbert hat den Kader rund um Schröder seit der erfolgreichen Heim-EM vor einem Jahr zu einer Einheit geformt. Das gelang ihm auch deshalb, weil er weiß, wann er Verantwortung an seinen Kapitän abgeben muss.
Schröder kämpft für die "Familie"
Wenn die Spieler über die Mannschaft sprechen, fällt immer wieder das Wort "Familie". Wie ernst das Oberhaupt Schröder diese Familie nimmt, bewies er, als er sich gegen die WM-Nominierung des NBA-Profis Maxi Kleber aussprach, weil der im vergangenen Jahr für die Europameisterschaft abgesagt hatte.
Kleber habe sich damals gegen das Team entschieden und könne jetzt keinem den Platz wegnehmen, sagte Schröder und stellte sich damit vor Spieler wie Johannes Thiemann und Johannes Voigtmann, die es so schwerer gehabt hätten, zu spielen.
Umso energischer springt das Team für den Kapitän in die Bresche. Nach dem Spiel gegen die Letten sagte Voigtmann: "Dennis hat bisher ein unfassbares Turnier gespielt und ich glaube es ist ein gutes Zeichen, dass wir nicht immer eine heroische Leistung von ihm brauchen, um zu gewinnen."
Deutschland braucht variableren Angriff
Moritz Wagner hatte eine Erklärung für Schröders Probleme gegen Lettland: "Jeder redet über Dennis, die sitzen da alle zwei Stunden im Lockerroom und überlegen, wie sie ihn stoppen können." Der deutschen Mannschaft würde es also gut zu Gesicht stehen, gegen die USA etwas variabler anzugreifen.
Dass Moritz‘ Bruder Franz nach seiner Verletzung wieder voll einsatzfähig ist, macht in dieser Hinsicht Mut. Schließlich ist er neben Schröder der wohl talentierteste Spieler im Team. Um eine bessere Balance im Angriff zu finden, könnte Franz Wagner gegen die USA häufiger den Ball bekommen.
Herbert: "Dennis wird zurückkommen"
Im Halbfinale brauchen die Deutschen Schröder trotzdem in besserer Form. Moritz Wagner antwortete nach dem Lettland-Spiel auf die Frage, wie die Mannschaft Schröder sein Selbstvertrauen zurückgeben wolle: "Das ist ein Biest, den muss man nicht aufbauen". Auch Herbert machte sich am Donnerstag keine Sorgen um seinen Kapitän. "Dennis wird zurückkommen", erwartet er.
Deutschlands Offensive wird also weiter auf Schröder vertrauen. "An Dennis ist toll, dass er den Ball nimmt und sich wirklich etwas traut", so Herbert. Schröder habe keine Angst davor, Entscheidungen zu treffen und den entscheidenden Wurf zu nehmen. Wie in der Schlussphase des schwachen Spiels gegen Lettland.