Der Sportschau-Wintersport-Podcast
podcast

Wintersport-Podcast der Sportschau Pat Burgener: Snowboarder, Musiker, Lebenskünstler

Stand: 29.12.2022 11:59 Uhr

Pat Burgener ist einer der besten Snowboarder der Welt - und ein erfolgreicher Musiker. Im Wintersport-Podcast erzählt er von seinem aufregenden Leben und nimmt auch die Gitarre zur Hand.

Sportschau: Pat Burgener, wie bereitest du dich auf eine Wintersaison vor?

Pat Burgener: In diesem Jahr ist es speziell, weil wir aus der Olympia-Saison kommen. Nach den olympischen Spielen habe ich mich sehr auf die Musik konzentriert, weil es eine neue Leidenschaft von mir ist. Ansonsten ist aber jeden Tag Training. Auch wenn ich so viele Festivals gespielt habe, war jeden Tag Konditionstraining.

Sportschau-Wintersport-Podcast, 29.12.2022 12:00 Uhr

Sportschau: Wie sieht dein Workout dann aus? Einmal um die Bühne laufen?

Burgener: Ich trinke nichts, meistens (lacht). Ich versuche, viel zu schlafen und eben Konditionstraining, gehe ins Fitnessstudio. Außerdem gehe ich viel Skaten, das hilft fürs Snowboarden. Zweimal die Woche mache ich Konditionstraining am Meer, gehe surfen mit ein paar Übungen, die die Sportler sicher kennen.

Sportschau: Und ihr geht in die Trampolin-Halle, oder?

Burgener: Ich habe sogar ein Trampolin in meinem Garten. Da habe ich ein Fünf-Meter-Loch gegraben, um das Trampolin da aufzubauen und da bin ich auch immer wieder dran.

Sportschau: Du hast schon zweimal Bronze geholt in der Halfpipe. Wie sehen denn deine Pläne für die WM im nächsten Jahr aus?

Burgener: Ich habe mit 15 mit meiner Profikarriere angefangen, gebe seit zehn Jahren Vollgas und denke nur ans Resultat. Jetzt will ich mir ein Jahr nehmen, das ich mir jedes Jahr gewünscht habe. Ich möchte sagen können, heute fahre ich nicht zum Wettkampf, weil ich keine Lust habe, oder ich fahre mega-entspannt hin, mache ein paar stylische Tricks. Ich weiß, dass es so ein Jahr für mich braucht.

Denn sonst mache ich es niemals mehr. Nächstes Jahr ist ein Übergangsjahr, ohne WM und ohne Olympische Spiele, aber danach fängt es wieder an, zwei Jahre: erst haben wir die WM in der Schweiz, zum ersten Mal, das ist total wichtig für mich und die Olympischen Spiele in Mailand. Da bin ich wieder zwei Jahre im völligen Stress.

Sportschau: Du hast die Musik als neue Leidenschaft bezeichnet, welche Bedeutung hat das Snowboarden für dich?

Burgener: Für mich ist Snowboarden Lifestyle. Das ist ein Sport, in dem es nicht nur um Sport geht. Du fängst damit als Kind an, wirst dann Surfer, Skater oder Snowboarder. Dein ganzes Leben ändert sich. Das ist unglaublich. Im Sommer gehe ich nach Costa Rica surfen, weil das zum Snowboarder-Lifestyle dazugehört. Es ist eben mehr als nur Sport, und wenn du so herangehst, dann geht es um den Sport, aber nicht nur um Resultate. Es geht darum, die Person zu werden, die du immer sein wolltest.

Sportschau: Auf Social Media sieht man immer wieder, dass du sogar während der Olympischen Spiele sehr locker wirkst, Späße und Spökes machst. Ist es etwas, das du brauchst, um deine Höchstleistungen zu bringen?

Burgener: Es war so viel negative Energie dort während der Olympischen Spiele. Alle sagten, wir sollten es boykottieren, weil es in China war. Dann noch immer die Maske wegen Covid-19, Impfungen und so weiter. Ich habe gesagt, ich gehe da hin und möchte trotzdem eine gute Zeit haben. Es war für mich ein wichtiger Moment, als ich gesehen habe, dass ich eine richtige Bewegung in Gang gesetzt habe, wo alle so komisch drauf waren.

Ich brauchte aber Abstand von dem Ganzen und auch den Resultaten. Ich brauche die lustige Einstellung, so war ich mein ganzes Leben schon. Dinge zu ernst anzugehen, macht für mich keinen Sinn, denn wenn du an die Olympischen Spiele zurückdenkst und merkst: Okay, ich habe eine Medaille geholt, aber ich habe keine guten Erinnerungen, dann ist es für mich mehr wert, Spaß zu haben.

Sportschau: Du wolltest eine gute Zeit haben, die du vorher als Sportler ja nicht so richtig hattest. In der Jugend bist du als Wunderknabe gehandelt worden, hast mit 13 schon an internationalen Wettbewerben teilgenommen, warst aber immer wieder auch schwer verletzt. Hast du dir da auch manchmal gedacht: Warum immer ich?

Burgener: Wenn ich zurückschaue, dann sehe ich, dass meine ganzen Verletzungen mich nach vorne gebracht haben. Es ist eine Lebenseinstellung, die ich jetzt auch mit anderen Leuten teilen möchte.

Viele Leute haben Angst davor, Fehler und unerreichte Ziele darzustellen. Wenn ich mich nicht verletzt hätte, dann hätte ich logischerweise viel bessere Resultate im Snowboarden erzielen können, aber das wäre es dann gewesen. Dann hätte ich niemals die Musikkarriere angefangen, hätte nie auf Social Media etwas gemacht und so weiter. Das ist das Verrückte an meinem Leben, nach zehn Jahren Karriere sehe ich die Sportler, die alles erreicht haben und jetzt am Ende ihrer Karriere nicht mehr wissen, was noch kommen soll.

Ich habe aber durch die Zeit während meiner Verletzungen so viel aufbauen können und habe trotzdem einen Weg gefunden, sportlich auf meinem Niveau zu bleiben. Daher sage ich vielen Leuten, dass sie keine Angst vor Verletzungen oder vor dem Scheitern haben sollen, denn es führt zu Größerem, wenn du die richtige Einstellung mitbringst.