Skispringen in Zakopane Befreiungsschlag im Team - Deutsche Springer wieder auf dem Podest
Die deutschen Springer sind zurück. Im ersten Springen nach der frustrierenden Vierschanzentournee flogen die DSV-Adler im Teamspringen in Zakopane auf das Podest.
Der dritte Platz fühlte sich für Markus Eisenbichler, Philipp Raimund, Karl Geiger und Andreas Wellinger ein bisschen wie ein Sieg an. Im Teamspringen mussten die DSV-Springer am Samstag (14.01.2023) nur Österreich und Polen den Vortritt lassen. Der Sprung auf das Siegertreppchen könnte ein Dosenöffner für die kommenden Einzel und die Nordische Ski-WM sein. "Wir haben heute den dritten Platz gewonnen, haben aber auch noch einiges liegen lassen", sagte Bundestrainer Stefan Horngacher, der aber in erster Linie froh war, dass der Anschluss an die Spitze geglückt ist: "Die Jungs haben das gut gemacht."
Das Lachen ist zurück
Man habe nach der Tournee verschärft auf die Skisprungtechnik geachtet, sagte Horngacher, um direkt nachzulegen: "Wir sind noch nicht da, wo wir hinwollen." Zurück ist allerdings die gute Laune im deutschen Team. "Die Stimmung ist wieder gut", sagte Eisenbichler, der als Startspringer vor allem mit seinem Satz im zweiten Durchgang auf 140 Meter den Grundstein zur starken Teamleistung legte.
Zentimeter-Entscheidung zwischen Österreich und Polen
Die Österreicher vermasselten die polnische Skisprung-Party und gewannen auf der "Wielka Krokiew"-Schanze hauchdünn. Am Ende trennten Österreich und Polen gerade ein Punkt bzw. ein halber Meter. Deutschland lag schon zur Halbzeit auf dem dritten Platz, weil sich alle vier Springer sogar noch steigern konnten, war der Rang auf dem Treppchen nie in Gefahr. Stattdessen schmolz der Rückstand, und am Ende fehlten nach acht Sprüngen nur 7,1 Punkte auf Sieger Österreich.
Startspringer Eisenbichler haut einen raus
Markus Eisenbichler, der trotz schwankender Leistungen das Vertrauen des Bundestrainers erhielt, zahlte mit zwei Topweiten zurück. Mit 131 Metern im ersten Durchgang legte er als Startspringer die Grundlage und bewegte sich auf dem Niveau mit Slowenien (Lovro Kos) und Norwegen (Marius Lindvik). Polens Kamil Stoch (134 Meter) und Österreichs Daniel Tschofenig (137 Meter) setzten sich schon etwas ab. Im zweiten Durchgang setzte Eisenbichler noch einen drauf: Als erster Springer knackte er die 140-Meter-Marke und hielt das DSV-Quartett weiter auf Kurs Platz drei. An die Spitze setzte sich Österreich, weil Stoch schon nach 128 Metern landete.
Raimund bei Team-Premiere ohne Wackler
An Position zwei entpuppte sich Neuling Philipp Raimund wie schon bei der Vierschanzentournee als Glücksgriff. Der Youngster sprang zum ersten Mal in einem Teamwettbewerb und schob die DSV-Adler mit 127,5 Metern auf den dritten Platz nach vorn. Dabei setzte er sich gegen Peter Prevc (Slowenien) und Norwegens Kristoffer Eriksen Sundal durch. Im zweiten Durchgang legten Prevc und Sundal stark vor, doch Raimund konterte mit 131,5 Metern. Deutschland behauptete die 11,8 Punkte Vorsprung vor Slowenien. Norwegen war mit 33 Punkten schon im Hintertreffen.
Geiger - endlich wieder der Alte
Karl Geiger hatte es in seiner Gruppe mit Timi Zajc (Slowenien), Johann André Forfang (Norwegen), Pawel Wasek (Polen) und Manuel Fettner (Österreich) zu tun. Mit einem Satz auf 136 Meter nahm er allen Konkurrenten Meter ab, der Vorsprung auf die zu diesem Zeitpunkt führenden Österreicher schmolz auf 8,8 Punkte. Polens Polster schrumpfte sogar auf 1,2 Punkte, weil Wackelkandidat Wasek 15 Meter einbüßte. Im zweiten Durchgang setzte Geiger noch einen drauf und ließ sich auch nicht von den Topweiten der Konkurrenten schocken. Mit 138 Metern festigte er den dritten Platz - und gab Wellinger ordentlich Puffer auf Platz vier (rund 25 Punkte) mit.
Wellinger verteidigt dritten Platz
Schlussspringer Andreas Wellinger, der in der Quali und im Training stark auftrumpfte, patzte ausgerechnet im ersten Wertungssprung. Mit 125,5 Metern öffnete er die Tür für die Konkurrenz aus Norwegen (Halvor Egner Granerud) und Slowenien (Anze Lanisek). Das Duo sprang zwar weiter, konnte sich aber nicht am Deutschen vorbeischieben. Auch der Rückstand auf die Spitze hielt sich in Grenzen, weil der Österreicher Stefan Kraft (130 Meter) ebenfalls keinen Sahnetag erwischte. So ging Polen dank Dawid Kubacki als Halbzeit-Führender ins Finale. Im zweiten Durchgang war der Vorsprung so groß, dass Wellinger entspannt segeln konnte und den dritten Platz mit 131,5 Metern verteidigte. Nach vorn ging nichts, weil sich Kubacki und Kraft keine Blöße gaben.
Zuschauerrolle für Leyhe und Schmid
Horngacher hatte bei der Aufstellung die Qual der Wahl. Er verzichtete auf Stephan Leyhe und Constantin Schmid. Pius Paschke ist in Zakopane gar nicht am Start. Der Routinier musste seinen Platz im Weltcup-Team nach enttäuschenden Leistungen bei der Vierschanzentournee räumen.
Einzel am Sonntag
Am Sonntag findet im skisprungverrückten Zakopane noch ein Einzelspringen statt. In der Qualifikation dafür überzeugte vor allem Andreas Wellinger. Qualisieger wurde der Österreicher Daniel Tschofenig, der am Samstag im Mannschaftswettbewerb zeigte, dass sein Sprung keine Eintagsfliege war. DSV-Chefcoach Horngacher zu den Zielen: "Ein Platz auf dem Podest wäre sehr gut. Wenn wir zwei, drei Springer in den Top Ten haben, bin ich mit dem Wochenende sehr zufrieden."