Vorzeitiger Abbruch in Ruka Wellinger schreibt deutsches Wintermärchen weiter
Andreas Wellinger hat den deutschen Skispringern den nächsten Sieg beschert - mit nur einem Sprung. Der Wettkampf in Ruka musste im zweiten Durchgang aufgrund der schwierigen Verhältnisse abgebrochen werden.
Schon am Vortag hatten die widrigen Bedingungen für eine Windlotterie am finnischen Polarkreis gesorgt. Am Sonntag (01.12.2024) musste der Wettkampf komplett abgebrochen werden. Zu groß war das Risiko für die Athleten angesichts der ständig wechselnden Böen. "Es ist die richtige Entscheidung", sagte Bundestrainer Stefan Horngacher im Anschluss im ZDF. "Der Wind ist unkalkulierbar geworden. Aber natürlich nehmen wir das Ergebnis gerne mit."
Geiger ebenfalls auf dem Podium
Seinen ersten Weltcup-Sieg in diesem Winter hätte Andreas Wellinger sicher gerne unter anderen Umständen geholt. So reichte ihm ein fulminanter Satz auf 146,5 Meter im ersten Durchgang für den Erfolg. "Es war ein schwieriger Wettkampf, auch für die Jury. Als es bei mir drauf ankam, war ich da", sagte Wellinger, für den es der erste Sieg seit dem Triumph in Willingen im Februar und der achte seiner Karriere war.
Karl Geiger zeigte sich ebenfalls in starker Verfassung und wurde dank seiner 136,5 Meter Dritter. Stefan Kraft (Österreich) schob sich noch zwischen die beiden deutschen Athleten. Der Gesamtweltcup-Sieger der Vorsaison kam Wellinger mit 145 Metern bedenklich nahe, musste sich am Ende aber mit 5,4 Punkten Rückstand geschlagen geben.
DSV-Serie setzt sich fort
Damit setzen die deutschen Skispringer ihren starken Auftakt in diesem Winter fort: Bisher stand in jedem Wettkampf ein DSV-Adler auf dem Podest. Pius Paschke, für den es dieses Mal nach einem Sprung (144 Meter) "nur" zu Rang sieben reichte, hatte zuvor bereits zwei Siege eingefahren. Der 34-Jährige behauptet aber das Trikot des Weltcup-Spitzenreiters und wird auch nächste Woche in Wisla in Gelb springen.
Vor dem zweiten Springen in Ruka strotzte Paschke nicht umsonst vor Selbstvertrauen. Verständlich, inklusive des Mixed in Lillehammer stand er in den ersten vier Wettkämpfen der Saison immer auf dem Podest - dreimal davon ganz oben. Wie sehr ihm die Rukatunturi-Schanze liegt, bewies er in der Qualifikation, wo er mit 144,5 Metern den weitesten Satz schaffte. Als es im Wettkampf darauf ankam, lieferte Paschke zwar nahezu die identische Weite, lag vor dem zweiten Durchgang aber nur auf Rang sieben.
Wellinger und Geiger in starker Form
Ganz vorne hatte sich nämlich Wellinger in Stellung gebracht, der bei der Windlotterie für das erste Ausrufezeichen an diesem Nachmittag gesorgt hatte. Nach Platz fünf am Vortag erwischte er gute Bedingungen und zog seinen Sprung erneut sauber herunter. Dank eines schönen Telemarks übernahm der zweimalige Olympiasieger die Führung.
Auch Geiger zeigte im ersten Durchgang einen starken Sprung und lag als Dritter voll auf Podestkurs. "Das war echt gut. Ich bin wirklich happy. Es ist nicht einfach heute beim Absprung. Aber ich konnte es gut kaschieren", freute sich Geiger, nachdem er am Samstag als 26. noch hinter seinen Erwartungen geblieben war.
Erst Geduldsspiel, dann Abbruch
Der zweite Durchgang entwickelte sich schließlich zu einem Geduldsspiel. Immer wieder wurden die Athleten vom Balken gewunken, da der Wind keine sicheren Sprünge möglich machte. Pawel Pasek (Polen) war schließlich der Letzte, der springen konnte. Im Anschluss wurde der Wettkampf erst unter-, dann abgebrochen.
Auch Philipp Raimund hatte mit den widrigen Verhältnissen zu kämpfen und den zweiten Durchgang nach 114,5 Metern bereits abgeschrieben. Da aber auch die Konkurrenz im Anschluss deutlich Probleme hatte, sollte er noch ins Finale rutschen, wo er sich mit 122 Metern deutlich steigern und doch noch ein paar Weltcup-Punkte aus Finnland mitnehmen konnte. "Mir war klar, dass es eng werden könnte. Es ist halt so ein klassischer Ruka-Wettkampf", schmunzelte Raimund.
Rückschlag für Eisenbichler
Einen Wettkampf zum Vergessen erlebte dagegen Markus Eisenbichler. Nachdem der 33-Jährige beim ersten Springen in Ruka als Achter noch jede Menge Selbstvertrauen getankt hatte, lief dieses Mal gar nichts zusammen. 94,5 Meter bedeuteten das frühe Aus. "Nach dem Schanzentisch hat es mich gepackt und zum Vorbau hingezogen", sagte der sechsmalige Weltmeister. "Es ist heute mehreren so gegangen wie mir. Das muss ich jetzt so hinnehmen. Ich lasse mich davon aber nicht aus der Ruhe bringen."
Nicht viel besser lief es für Stephan Leyhe. Zwar überstand der Willinger im Gegensatz zum Vortag dieses Mal die Qualifikation, im Wettkampf bekam er bei schlechten Verhältnissen aber keine Anlaufverlängerung, landete bereits bei 91 Metern und schied aus. Auch DSV-Talent Adrian Tittel musste nach zuletzt soliden Auftritten einen kleinen Rückschlag hinnehmen. Mit 107,5 Metern verpasste der 20-Jährige ebenfalls das Finale.