Deutschlands Pius Paschke in Aktion

Vierschanzentournee Deutsche Skispringer - "Der Tournee-Rucksack ist leichter"

Stand: 02.01.2025 19:54 Uhr

Für die deutschen Skispringer lief die Vierschanzentournee bisher nicht wie erhofft. Bundestrainer Horngacher will genau daraus etwas Positives ziehen.

Von Ann-Kathrin Rose

"So viele Menschen", sagt Karl Geiger und grinst. "Und so viel Licht." Die Scheinwerfer sind noch immer aufs deutsche Team gerichtet. Daran hat sich auch nach zwei von vier Springen und beim Blick auf die Gesamtwertung der Vierschanzentournee nichts geändert. Da ist Pius Paschke, der nach einem starken Saisonstart, Podestplätzen und Siegen in den vergangenen Wochen, als die Hoffnung auf den Tourneesieg von deutschen Fans und Verantwortlichen galt, inzwischen zurückgefallen – Platz sechs und 25 Punkte Rückstand auf Daniel Tschofenig aus Österreich.

"Wir sind natürlich mit dem Ziel reingestartet, die Vierschanzentournee zu gewinnen", sagt Stefan Horngacher im Scheinwerferlicht der Halbzeit-Pressekonferenz des deutschen Teams und legt seine Stirn in Falten. "Wir sind aktuell nicht ganz da, wo wir sein wollen." Das hatten sich der Bundestrainer und seine Athleten anders vorgestellt, hatten 23 Jahre nach dem Sieg von Sven Hannawald gehofft, wieder den Tourneesieg zu holen.

Paschke: "Das macht was mit mir"

Das Hoffen, die Erwartungshaltung – sie ist auch an einem erfahrenen Springer wie Paschke nicht spurlos vorbeigegangen. Der Bayer, der eigentlich in sich ruht, selbst bei der Generalprobe zur Tournee, dem Weltcup in Engelberg, noch ganz bei sich war und "sein Zeug zusammen hatte", verlor eben jene Ruhe, die Gewissheit, in den vergangenen Tagen. "Das ganze Drumherum bei der Tournee ist immer ein bisschen mehr. Das macht natürlich was mit mir", verrät der 34-Jährige.

Die Scheinwerfer, sie sind seit Wochen auf ihn gerichtet. Er habe all den Trubel versucht einzuordnen und für sich zu sortieren. "In Oberstdorf habe ich es auch ganz gut gemacht, in Garmisch ist es mir nicht ganz so gut gelungen leider", so Paschke, der vor allem im ersten Durchgang des Neujahrsspringens nicht in sein System fand. Die Stille nach dem Sprung auf 129 Meter, sie war beinahe greifbar. Den Fans war direkt klar, was Paschke einen Tag später so zusammenfasst: "So schnell geht es und dann ist man ein bisschen weiter weg."

Mit leichtem Gepäck auf den Bergisel

Für den Bundestrainer ist klar, dass der Kampf um den Tourneesieg aktuell kein ganz großes Thema mehr ist. "Ich glaube, über die Gesamtwertung brauchen wir nicht viel nachdenken", sagt Horngacher. "Es haben nicht alle Dinge so geklappt, wie wir uns das vorgestellt haben, aber die Herangehensweise, die technische Arbeit geht weiter und die läuft auch sehr gut aktuell." Der Österreicher will vor den beiden Springen in seinem Heimatland nicht hadern, sieht in der Situation gar etwas Positives. "Das Positive für uns ist: Der Tournee-Rucksack ist deutlich leichter geworden für uns."

Mit leichtem Gepäck wartet jetzt der Bergisel in Innsbruck – eine Schanze, über die selbst die Österreicher sagen, dass die Tournee hier kaum gewonnen, aber ganz sicher verloren werden kann. Ob das für sie in diesem Jahr auch gilt – fraglich. Denn das österreichische Team dominiert die Gesamtwertung mit Tschofenig auf der Eins, gefolgt von Jan Hörl und Stefan Kraft. Und das Kribbeln vor den Heimspringen – es steigt nicht nur bei jungen Athleten wie Tschofenig. Für Kraft etwa ist jede Tournee aufs Neue ein Highlight. "Du sitzt am Balken und hast am ganzen Körper Gänsehaut", sagt er.

Tournee-Aus für Leyhe

Genau so geht es auch Paschke – zwar trennen ihn und Österreichs erfahrenen Athleten Kraft drei Jahre – beide aber setzen ihren Fokus bewusst. "Ich habe an den zwei Stationen eher versucht, die positiven Sachen, die mit dem ganzen Rummel einhergehen, mitzunehmen", sagt Paschke und erinnerte daran, dass mit Andreas Wellinger und Karl Geiger zwei seiner Teamkollegen bei dieser Tournee ebenfalls gezeigt haben, was in ihnen steckt. "Mannschaftlich sind wir immer noch cool dabei. Wir greifen weiter an und freuen uns jetzt auf Innsbruck."

Nicht mehr dabei sein wird dann Stephan Leyhe. "Wir haben nach dem gestrigen Wettbewerb entschieden, dass der Stephan Leyhe herausgeht und der Felix Hoffmann reinkommt", sagt Horngacher über das sportliche Aus des Nordhessen: "Wir wollen nach Leistung aufstellen." Die Scheinwerfer – sie werden am Bergisel also auch auf den Youngster gerichtet sein. Das deutsche Team freut sich auf die dritte von vier Stationen – und der Bundestrainer auch: "Wir können frei aufspringen, können uns individuell nach vorne arbeiten."