Alpine Ski-WM Odermatt soll die Schweizer Sehnsucht nach WM-Gold stillen
Mit acht Weltcupsiegen reiste Marco Odermatt zur Ski-WM, wo er neben Aleksander Aamodt Kilde einer der prägenden Stars werden könnte. Für den Schweizer ist Courchevel ein ganz spezieller Ort.
Bis zum drittletzten Tor sah das schon gut aus am Dienstag (07.02.2023). Der Schweizer Marco Odermatt nutzte den Kombinations-Super-G wie viele andere Speed-Fahrer bei der Ski-WM in Courchevel, um sich an den Berg zu gewöhnen, noch eine Fahrt vor dem Spezial-Super-G am Donnerstag zu absolvieren. Und dann griff er mit Startnummer 31 tatsächlich den bis dahin führenden und späteren Weltmeister Alexis Pinturault an. Doch am drittletzten Tor passierte es dann, Odermatt bekam die Kurve nicht mehr, verpasste das Tor und schied aus - beziehungsweise er fuhr am Tor vorbei, damit er den Kombi-Slalom nicht bestreiten musste.
Diesmal war das Falschfahren halb so schlimm: Der Schweizer Ausnahmekönner wollte das Rennen eben auch nutzen, um den Zustand seines Knies noch einmal zu überprüfen. Vor zwei Wochen war er in Kitzbühel fast gestürzt, hatte dabei Knieprobleme davongetragen und mehrere Tage pausiert. Diese Knieverletzung knockte ihn aber zuletzt auch insofern weniger aus, weil er ja auch die zwei Super-Gs nach dem Kitzbühel-Wochenende in Cortina d'Ampezzo gewinnen konnte - seine eigene WM-Generalprobe. Am Donnerstag (09.02.2023) fährt er im Super-G um seine erste WM-Medaille (ab 11.30 Uhr im Sportschau-Liveticker mit Videos).
Odermatt erst Olympiasieger - und dann Weltmeister?
Odermatt ist sich dessen bewusst, dass er einer der prägenden Fahrer dieser WM werden kann als Gesamtweltcupsieger des Vorjahres. Der 25-Jährige ist mit weitem Abstand auch in diesem Jahr Führender im Kampf um die große Kristallkugel - und er reist als Riesenslalom-Olympiasieger von 2022 in Peking an. Wird er nach dem Gesamtweltcup- und Olympiasieg nun auch der WM-Superheld? So eine Bezeichnung sei ihm nicht wichtig, sagt er im Sportschau-Interview. "Aber das Ziel ist natürlich, Medaillen zu gewinnen. Und wenn das dazu führt, dann gerne." Das hören sie in der Schweiz gerne, schließlich soll er die Sehnsucht der Skination nach dem ersten Männer-WM-Gold seit 2017 stillen. Damals gewannen Beat Feuz (Abfahrt) und Luca Aerni (Slalom).
Der Schweizer sticht selbst unter den Ausnahmekönnern auf Skiern heraus, er hat seinen eigenen Fahrstil, nimmt aus jedem einzelnen Schwung weiteres Tempo mit und lässt die Konkurrenz deshalb vor allem im so kurvenreichen Riesenslalom und im Super-G oftmals staunend stehen. In den beiden Disziplinen gewann er in diesem Winter jeweils viermal im Weltcup. Kein anderer Fahrer weist acht Weltcupsiege in dieser Saison auf, der Norweger Aleksander Aamodt Kilde, noch so ein Superheld, folgt mit sieben.
Als 21-Jähriger zum ersten Mal aufs Podest
"Es gibt zwei, drei, vier ganz große Favoriten im Speed-Bereich mit Vince (Vincent Kriechmayr) und mit Aleks, die alle gerne gewinnen möchten", ordnet Odermatt daher auch ein. Für ihn hat ein WM-Titel "höchsten Stellenwert", alleine deswegen weil es nur Olympia und WM gebe im Skisport. "Eine Goldmedaille ist das Größte, was man gewinnen kann. Und ja, es ist sicher auch das große Ziel in diesen zwei Wochen."
Aber ein anderes sei auch: "Eine coole Zeit zu haben. Und wenn das passt, dann stimmen die Rennen sicher auch." Erfolg, aber dabei immer auch den Spaß nicht vergessen. Das zieht sich durch Odermatts Karriere, die früh verheißungsvoll startete. Sechs Mal wurde er Junioren-Weltmeister, ehe er 2018 erstmals in die Weltspitze vorstieß. Das erste Weltcup-Podest feierte er als gerade einmal 21-Jähriger im März 2019 in Krajnska Gora im Riesenslalom. Mit Laufbestzeit im zweiten Durchgang.
Die Schweizer singen "Go Odi Go"
Von da an ging es stets weiter nach oben. 2021 etwa erlöste er die Eidgenossen als erster Riesenslalom-Sieger im Weltcup seit Carlo Janka 2011. Die Schweizer Band Volxrox hat ihm das Lied "Go Odi Go" gewidmet, beim Riesenslalom-Sieg daheim am Chuenisbärgli in Adelboden schallte dem 25-Jährigen der Song im Januar aus 25.000 Kehlen entgegen.
Die großen Erfolge im vergangenen und in diesem Winter sollen für ihn deshalb auch nur eine Durchgangsstation sein für weitere Höhen. Die Wintersport-Experten trauen ihm gar zu, dass er den Männer-Skisport über Jahre dominieren könnte. Schließlich ist der aktuell ganz große Konkurrent Kilde bereits über 30 Jahre alt.
Courchevel ein "spezieller Ort" für Odermatt
Ein erster Schritt auf dem Weg der Dominanz soll nun eben der erste WM-Titel in Courchevel für Odermatt sein. "Ein spezieller Ort" für den Schweizer, wie er selbst sagt, "mit dem Gewinn der großen und kleinen Kristallkugel" für den Gesamtweltcup und den Riesenslalom-Weltcup 2021/22. In diesem Zielraum hat er schon einmal mit Pokalen gejubelt, nun würde er dort gerne Medaillen erringen. Am Donnerstag beim Super-G wird ihm der Makel vom Kombinations-Super-G und dem drittletzten Tor nicht passieren, da ist Falschfahren dann verboten.