Alpine Ski-WM Flury holt überraschend Gold in der Abfahrt
Die Schweizerin Jasmine Flury holt sensationell Gold bei der Abfahrt der Ski-WM in Méribel. Deutschlands Schnellste Kira Weidle rätselt über ihren entscheidenden Rückstand.
"Mann", schrie Kira Weidle, ihr Ärger im Ziel war groß. Schließlich war die Ski-Weltmeisterschaft in Frankreich für sie auf dieses eine Rennen ausgerichtet: die Abfahrt auf der Roc de Fer, der Olympiastrecke von 1992, in Méribel. Eine Medaille nahm sich die stärkste deutsche Schnellfahrerin Weidle zum Ziel. Doch im Abfahrtsrennen der Hundertstelsekunden am Samstag (11.02.2023) spielte die WM-Silbergewinnerin von 2021 schließlich keine Rolle als Achte.
Es war stattdessen der Tag für große Überraschungen: Die Schweizerin Jasmine Flury holte erstmals in ihrer Karriere WM-Gold, die Österreicherin Nina Ortlieb mit vier Hundertstel Rückstand erstmals Silber. Weitere acht Hundertstel zurück: die Gold-Gewinnerin von 2021 und Olympiasiegerin, Corinne Suter aus der Schweiz.
Flury im Weltcup in der Abfahrt noch nie ganz oben
Jasmine Flury setzte bereits mit Startnummer zwei die Richtzeit, an der letztlich alle verzweifelten. Gerade oben bei den ersten Zwischenzeiten hatte Flury früh eine echte Richtmarke gesetzt. Die Konkurrenz startete von Fahrerin zu Fahrerin mit mehr Rückstand in den unteren Streckenteil und konnte ihn jeweils nicht aufholen auf die Schweizerin.
Welche Überraschung das nach dem ebenfalls so überraschenden Gold-Coup von James Crawford am Donnerstag im Super-G war, verdeutlicht die Vergangenheit. Sie hat in der Abfahrt noch kein Weltcup-Rennen gewonnen, lediglich im Super-G siegte sie einmal - allerdings im Jahr 2017 - in der Heimat in St. Moritz. In der Abfahrt war sie vor einem Jahr Zweite in Garmisch-Partenkirchen.
Weidle verliert schon oben entscheidend
Auch Weidle verlor ihre Zeit vor allem im oberen Teil, unten in den technischeren Passagen mit der langgezogenen Rechtskurve über drei Wellen hinweg wusste sie dagegen zu überzeugen. "Ich muss sagen, ich hab alles gegeben. Es war eine ordentliche Fahrt, keine großen Fehler", sagte sie im ZDF. "Woher der Rückstand oben kommt, kann ich mir selbst auch nicht erklären."
Am Material lag es nach Weidles Angaben nicht. Sie vermutete stattdessen, dass möglicherweise äußere Einflüsse wie Sonne oder Wind die großen Rückstände auf Flury, Ortlieb und Suter zusammenkommen ließen. Die zweite deutsche Starterin Emma Aicher schied nach passablen Zwischenzeiten aus.
Goggia scheidet nach Patzer vor dem Zielhang aus
Dabei warteten am Samstag eigentlich alle nur auf die Startnummer sechs, auf die große Favoritin Sofia Goggia aus Italien, die bereits dreimal den Abfahrts-Gesamtweltcup und den Olympiasieg 2018 errang. Sie gilt als die gnadenloseste aller Abfahrerinnen und war bei zwei Trainingsläufen vorne.
Am Samstag änderte sich das dann jedoch. Im oberen Streckenabschnitt hielt sich bei der 30-Jährigen der Rückstand noch in Grenzen, sie patzte dann jedoch vorm Zielhang, als es ihr nach einem Übergang die Skier verschlug und sie anschließend einfädelte. Schneller als Flury war sie aber zuvor auch nicht. "Ich habe die Leistung nicht gebracht, die ich kann", sagte sie. "Ich habe eigentlich gedacht, ich bin gut drauf."
Ski-Welt gedenkt Elena Fanchini
Sie war wie die gesamte italienische Mannschaft mit Trauerflor für die in der vergangenen Woche verstorbene Ex-Skirennfahrerin Elena Fanchini angetreten, auch eine Schweigeminute auf Wunsch der Fahrerinnen gab es in Méribel. "Es ist eine Tragödie", sagte Goggia. "Aber wir werden uns an sie erinnern, weil sie so viel Gutes hinterlassen hat."