Rutscher auf der Streif Kurze Nächte für das Ski-Spektakel in Kitzbühel
Im Fernsehen sieht man sie kaum, aber ihr Anteil am erfolgreichen Rennen ist groß: Dank der Rutscher können Weltcuprennen auch bei starkem Schneefall stattfinden. Am Freitag in Kitzbühel haben sie es einmal mehr gezeigt.
Vier Uhr morgens in Kitzbühel, es schneit und die Stadt schläft noch, bis auf ein paar letzte Feiernde im Pub und gut 50 Rutscher.
Eine davon ist Laura Estermann, für sie und ihre Skischul-Kollegen fängt der Arbeitstag jetzt an. Es hat die ganze Nacht durchgeschneit und um 11:30 Uhr soll auf der legendären Streif die erste Abfahrt des Wochenendes starten. Es wartet also viel Arbeit auf die Rutscher. Erstmal geht es mit der Gondel hoch zum Start, dort werden schnell Untergruppen gebildet und dann geht es direkt los.
Der Schnee muss raus
Knapp acht Stunden bevor der erste Fahrer sich aus dem Starthaus schieben wird, rutscht Lauras Gruppe zum ersten Mal den Starthang herunter. "Da geht es hauptsächlich darum, den ganzen Schnee mal zusammenzuschieben, damit das entweder weggeschaufelt werden kann oder auf den Seitenteilen eingetreten werden kann", erklärt Laura.
Enormer Zeitaufwand
Insgesamt sind fünfzig bis sechzig Rutscher, fast alle von den lokalen Skischulen, auf der Streif unterwegs. Die ersten Helfer vom Kitzbüheler Skiclub haben bereits am Vorabend um 22 Uhr angefangen zu rutschen, um das Rennen trotz Schneefalls möglich zu machen.
Und die Rutscher sind nicht nur am Tag des Rennens im Einsatz, auch für die Trainings muss die Piste hergerichtet werden. Das heißt, in einer Rennwoche haben sie sechs bis sieben Arbeitstage und nach dem Rutschen heißt es zusätzlich mehrmals die Woche Skier präparieren, denn mit herkömmlich geschliffenen Skiern hätten die Rutscher auf der Streif keinen Halt. Also schleift Laura mit ihren Freunden im Keller die Kanten auf den perfekten Winkel.
Karten und Kaffee gegen das Warten
Nach drei Runden rutschen mit den frischen Ski gibt es Tee, Kaffee und Gulaschsuppe für alle Helfer, um bei minus 15 Grad wieder warm zu werden - dort, wo sich wenige Stunden später die Athleten aufwärmen werden.
Während die Gruppe auf neue Anweisungen wartet, packen Lauras Kollegen im Starthäuschen kurzerhand die Uno-Karten aus. Wartezeiten gibt es am Freitag in Kitzbühel einige, denn der Start der Abfahrt muss trotz großem Einsatz der Rutscher erstmal verschoben werden. Nach einer Stunde Wartespiel kommt dann aber das Go.
Die Streif ist bereit
Das Aufstehen hat sich gelohnt, das Rennen kann stattfinden, auch dank Laura und ihren Kollegen, die jetzt nochmal richtig gefordert sind. Andreas Ritter, der Teamchef der Rutscher erklärt: "Primär besteht unsere Arbeit darin, hinter den Rennläufern die Piste nachzupräparieren. Damit jeder die gleichen Bedingungen hat – von der ersten bis zur letzten Startnummer."
Und so rattern während des Rennens regelmäßig drei Ski-Paare den Starthang herunter, machen die Piste wieder glatt, fahren mit dem Lift wieder hoch und wiederholen das Ganze, bis der letzte Fahrer im Ziel ist. Nach fast elf Stunden Arbeit ist dann aber noch immer nicht Schluss: "Es war natürlich ein langer Tag, unser Tag ist auch noch nicht vorbei, wir sind jetzt zwar mit der Abfahrt fertig, wir dürfen uns aber gleich nochmal am Ganslernhang austoben, weil der natürlich auch freigerutscht werden muss."
Um 17 Uhr ist es dann geschafft, zumindest für ein paar Stunden, denn am Samstag um 11:30 Uhr steht die nächste Abfahrt auf dem Programm.