Saisonauftakt im Ski-Weltcup Start von Hirscher in Sölden wieder offen
Fährt er, oder fährt er nicht? Der niederländische Skiverband NSKIV hat mit seiner Nachricht, Marcel Hirscher werde am Sonntag (27.10.2024) beim Weltcup-Auftakt der Alpinen im österreichischen Sölden sein spektakuläres Comeback geben, für Verwirrung gesorgt.
"Für TeamNLsnow markiert dieses Wochenende ein historisches Ereignis", schrieb der Verband auf seiner Internetseite: "Marcel Hirscher wird sein Debüt unter niederländischer Flagge geben. (...) Wir wünschen Marcel viel Glück!" Hirscher fährt künftig für die Niederlande, das Heimatland seiner Mutter Sylvia.
Mehrere österreichische Medien berichten nun aber unter Berufung auf das Team des 35-Jährigen, eine Entscheidung werde erst am Freitag beim endgültigen Meldeschluss fallen. Mittlerweile schränkte auch der NSKIV ein, dass Hirscher nur an den Start gehe, "wenn er fit sei" und ergänzte: "Aufgrund einer Krankheit in den letzten Wochen wird die Entscheidung über eine Teilnahme erst in letzter Minute getroffen."
Unter anderem die "Kronenzeitung" berichtete, es sei nach Angaben aus dem Team "keinesfalls sicher", dass der achtmalige Gesamtweltcupsieger Hirscher nach fünf Jahren schon in Sölden seine Comeback gibt. In einem am Montag ausgestrahlten Interview mit "Servus TV" hatte sich Hirscher selbst bedeckt gehalten: "Ob ich jetzt in Sölden fahre oder nicht - wenn ich ready bin, bin ich ready, und wenn nicht, dann eben nicht. Diese Freiheit zu haben, das ist einfach echt was Cooles!"
Fans elektrisiert
Die voreilige Meldung, der österreichische Superstar kehre etwa fünfeinhalb Jahre nach seinem bislang letzten Weltcup-Rennen in den Skizirkus zurück, elektrisierte die Fans.
Neureuther: Eine "Riesengeschichte"
Eine "Riesengeschichte" sei die Rückkehr seines langjährigen Rivalen und Freundes, sagte ARD-Experte Felix Neureuther zu der Nachricht. Hirscher sei "genau einer der Charaktere und Protagonisten, die wir dringend brauchen". Von den ganz großen Namen gab es im Alpinsport zuletzt nur wenige.
In einem waren sich die Experten jedoch einig: Hirscher würde nur starten, wenn er sich auch wirklich konkurrenzfähig fühlt. Seine jüngsten Aussagen ließen Zweifel daran. Zu den Top 15 würden ihm rund vier Sekunden fehlen, berichtete Hirscher unlängst bei "ServusTV". Zudem habe er nicht so viel im Schnee trainieren können, sondern stattdessen zwischenzeitlich krank das Bett hüten müssen. Klang alles wenig verheißungsvoll - zumindest für Sölden.
Hirscher: Tiefstapler und Tüftler
Bluffte der einstige Ausnahmeathlet womöglich aber auch ein Stück weit, um die Erwartungen zu dämpfen? "Er war ja schon immer ein bisschen ein Tiefstapler", sagte Neureuther: "Damit ist er aber immer gut gefahren, es nimmt ihm vielleicht auch etwas den Druck, daher ist es in Ordnung." Zudem sei die Herausforderung, der sich Hirscher stellt, ja schon enorm.
Sein bislang letztes Rennen hat der Salzburger 2019 bestritten. "Da Marcel so lange raus war, muss er alles von Grund auf neu entwickeln - und das in kurzer Zeit. Neben dem Skifahren gilt ganz viel Konzentration also auch der Materialabstimmung", erklärte Neureuther: "Ich wünsche ihm von Herzen, dass er es so hinbekommt, dass er wieder vorne mitfährt. Dafür braucht es viel Arbeit und auch ein Stück weit Glück."
WM in Saalbach-Hinterglemm als Fernziel
Hirscher, seit jeher einer der größten Tüftler, fährt inzwischen für seine eigene Skimarke. Und er startet künftig nicht mehr für Österreich, sondern für die Niederlande, dem Geburtsland seiner Mutter. Ob ihn die Fans mit den rot-weiß-roten Fahnen trotzdem so anfeuern wie früher, ist die nächste spannende Frage, die sich rund um sein Comeback stellt, bei dem sich nun auch noch die Frage stellt, wann es denn so weit sein wird.
Auf die WM im österreichischen Saalbach-Hinterglemm im Februar 2025 freut sich Hirscher auf jeden Fall schon jetzt. "Einfach geil" sei dieses Erlebnis. Das wolle er definitiv mitnehmen, kündigte er an. Dafür wird er schuften und feilen. Da die Rückkehr nach derzeitigem Stand nur für eine Saison geplant ist, könnte die WM endgültig das letzte große Highlight als aktiver Skifahrer werden. Der Abschluss des "Herzensprojekts", wie Hirscher sein Comeback nennt.
Regeländerung durch die FIS
Bei seiner Rückkehr in den Weltcup profitiert der einstige Slalom- und Riesenslalom-König von einer Regeländerung durch die FIS. Wer aus dem Ruhestand zurückkehren möchte, kann sich beim Weltverband für eine Wildcard bewerben und sich den Umweg über unterklassige Qualifikationsrennen ersparen. Die Kriterien sind allerdings scharf, nur absolute Topathleten können sie erfüllen. So wie Hirscher.