Skeleton Medaillenträume und Kritik vor der WM in Winterberg
Die deutschen Skeletonis starten mit einer klaren Zielvorgabe in die anstehende Weltmeisterschaft in Winterberg. Doch es herrscht auch Unmut mit Blick auf die Planung des Weltverbandes.
Stell dir vor, es ist eine WM und kaum jemand sieht zu. Wenn für die Skeletonis ab Donnerstag das Saisonhighlight ansteht, steht vor allem eine andere Kufensportart im Fokus. Denn wie auch im Weltcup tragen die Bobsportler parallel ihre Titelkämpfe in Winterberg aus. Seit jeher stehen die Skeletonis ein wenig im Schatten der Bobs. Das hängt nicht zuletzt mit den Zeiten zusammen, zu denen die Wettkämpfe angesetzt sind.
In Winterberg stürzen sich die Skeletonis bereits am Donnerstag und Freitag den Eiskanal hinunter. Das allerdings zu eher unliebsamen Zeiten am Vor- und Nachmittag. Die Bob-Wettkämpfe finden allesamt am Wochenende statt. Also dann, wenn ein Großteil der wintersportbegeisterten Fans entweder hautnah an der Strecke oder vor dem Fernseher dabei sein kann.
Baude kritisiert Planung des Weltverbandes
Bundestrainer Christian Baude zeigte sich vorab "enttäuscht" über die Planung des Weltverbandes IBSF. Lediglich das abschließende Mixed-Team-Event wurde für Samstag angesetzt - nach zuvor vier Bobläufen. "Jeder weiß, dass die Hauptübertragungszeiten im Fernsehen am Wochenende sind und dass dann auch mehr Zuschauer an der Bahn sind", kritisierte Baude.
Schon bei der Weltcup-Station in Altenberg, als die Skeletonis ebenfalls am Freitag an den Start gingen, habe man "gesehen, wie voll die Bahn am Sonntag beim Bob-Rennen war und wie leer es bei uns war." Zwar sei eine eigene Rennserie mit publikumsfreundlicheren Zeiten angesichts der finanziellen Herausforderungen schwer zu stemmen, eine paritätischere Verteilung der Rennzeiten wäre zukünftig aber wünschenswert, so Baude.
Bundestrainer Christian Baude wünscht sich mehr Aufmerksamkeit für die Skeletonis.
Grotheer winkt sechstes WM-Gold
Ungeachtet des Unmuts über die Planungen des Weltverbandes ist die Zielvorgabe für die deutschen Skeletonis dagegen eindeutig - vor allem mit Blick auf die vergangenen Erfolge. "Zielsetzung ist ganz klar, dass wir bei jeder Disziplin, Männer, Frauen und im Team, um die Medaille mitkämpfen wollen", forderte der Bundestrainer.
Die Hoffnungen ruhen vor allem auf Christopher Grotheer. Der Olympiasieger führt den Gesamtweltcup nach zwei Saisonsiegen an und könnte in Winterberg seine insgesamt sechste WM-Goldmedaille holen. Im vergangenen Jahr verpasste der 31-Jährige zwar den Titel im Einzel, konnte gemeinsam mit Susanne Kreher aber im Mixed jubeln.
"Eine Titelverteidigung klingt natürlich gut, aber die anderen Starter sind auch alle sehr sehr stark", sagte Grotheer mit Blick auf die Konkurrenz um Einzel-Weltmeister Matt Weston (Großbritannien). So oder so sei "eine Medaille das Ziel. Ich muss einfach das Bestmögliche rausholen und Vollgas geben."
Jungk und Keisinger peilen Podestplätze an
Axel Jungk und Felix Keisinger konnten im Januar in Lillehammer zwar ebenfalls mit Podestplätzen überzeugen, in Winterberg käme ein Sieg des Duos aber eher überraschend. Entsprechend zurückhaltend äußerte sich Jungk. Ein Podestplatz wäre zwar "wünschenswert", in erster Linie gelte es aber, eine Platzierung unter den besten acht einzufahren, um den Olympiakader-Status abzusichern. Keisinger hofft indes auf gute Startzeiten, "weil ich in der Bahn mit Axel und Christopher noch nicht mithalten kann." Dann könnte auch ein Sprung auf die vorderen Plätze im Bereich des Möglichen sein.
Kreher hofft auf erneuten Coup
Mit ähnlichen Erwartungen gehen auch die deutschen Frauen in die Wettkämpfe. Nach der überraschenden Ausbootung von Rekord-Weltmeisterin Tina Hermann stehen vor allem Titelverteidigerin Susanne Kreher und Olympiasiegerin Hannah Neise im Fokus. Jacqueline Pfeifer komplettiert das Aufgebot. Während Neise in diesem Winter den Weltcup in Lillehammer gewann, erhofft sich Kreher dank ihrer geglückten Generalprobe mit Platz zwei in Altenberg einen Schub für die Titelkämpfe auf ihrer Heimbahn. Die Konkurrenz um die im Gesamweltcup führende Niederländerin Kimberley Bos sei zwar "sehr stark, aber ich denke, dass ich am Start gut dabei bin und ich dort gut mithalten kann." Die Chancen für einen erneuten Coup, wie er ihr im vergangenen Jahr in St. Moritz gelungen war, "stehen nicht schlecht, aber es muss alles passen."
Bundestrainer Baude hofft vor allem auf konstante Zeiten seiner Schützlinge. Denn anders als im Weltcup werden die Titel nicht nach zwei sondern erst nach vier Läufen vergeben. Entscheidend sei der dritte Lauf, so Baude: "Man hat die Nacht hinter sich - und entweder gut oder schlecht geschlafen - und dann kommt der Lauf, in dem man bestenfalls als Führender als Erster fährt. Und wenn man diesen Lauf gut trifft, kann man allen anderen die Nerven nehmen." Exakt das war Kreher auch im vergangenen Jahr in St. Moritz gelungen, als sie nach einem guten dritten Lauf als Führende ins Finale ging und dort ihren Vorsprung knapp gegen Bos verteidigen konnte.
Datum | Wettbewerb | Durchgang |
---|---|---|
Donnerstag, 22. Februar | 10:00/11:45 Uhr: Frauen | 1./2. Lauf |
14:00/15:45 Uhr: Männer | 1./2. Lauf | |
Freitag, 23. Februar | 12:00/13:45 Uhr: Frauen | 3./4. Lauf |
16:00/17:45 Uhr: Männer | 3./4. Lauf | |
Samstag, 24. Februar | 17:00 Uhr: Mixed Team | Entscheidung |
Das deutsche Aufgebot in Winterberg
- Männer: Christopher Grotheer (BRC Thüringen) Axel Jungk (BSC Sachsen Oberbärenburg) Felix Keisinger (WSV Königssee)
- Frauen: Susanne Kreher (BSC Sachsen Oberbärenburg) Hannah Neise (BSC Winterberg) Jacqueline Pfeifer (RSG Hochsauerland)